Der einzig wahre KI-Darling

Während NVIDIA für großen Anlegerjubel sorgte, wirft das jüngste Fed-Sitzungsprotokoll einige Fragen auf.

(Bildquelle: Pressefoto NVIDIA)

Mit Blick auf den Spezialisten für Grafikprozessoren NVIDIA (WKN: 918422 / ISIN: US67066G1040) gehen einem so langsam die Superlativen aus. Jedes Mal kommen Analysten mit extrem hohen Erwartungen an die Geschäftsergebnisse des KI-Darlings daher und dieser schafft es trotzdem, dies nicht nur zu schlagen, sondern auch regelrecht zu pulverisieren. So auch am Mittwochabend, als NVIDIA die Ergebnisse zum ersten Quartal (Ende April) des laufenden Geschäftsjahres 2024/25 veröffentlicht hatte. Diese sorgte für wahre Jubelstürme.

Die Aktie schoss am folgenden Tag um 9 Prozent in die Höhe. Neben einem neuen Rekordhoch wurde auch erstmals die Marke von 1.000 US-Dollar geknackt. Kein Wunder als, dass das Management für Anfang Juni einen Aktiensplit im Verhältnis von 1 zu 10 ankündigte. Dieser soll die Aktie optisch günstiger machen und damit auch wieder attraktiver für breitere Anlegerschichten. Angesichts der Erfolgsgeschichte NVIDIAs sah es nicht so aus, also sollte ein solcher Schritt notwendig sein, um das Anlegerinteresse hochzuhalten.

Dabei waren die Befürchtungen dieses Mal groß, das es einen Nachfrageknick geben könnte. Das Management sorgte jedoch für Beruhigung. So bleibe die Nachfrage nach der alten GPU-Generation weiter hoch, auch wenn Kunden bereits auf die neue Generation Blackwell warten würden. Dessen Markeinführung sollte das Wachstum zusätzlich ankurbeln, da laut NVIDIA jeder daran arbeitet, traditionelle Rechenzentren auf beschleunigtes Computing umzustellen, um diese für die KI fit zu machen.

Die Fed wartet weiter ab

Der kommende Aktiensplit soll NVIDIA auch zu einem Kandidaten für den Dow Jones Industrial Average machen. Dieser bräuchte einen Schub. In den vergangenen Tagen wurde er beispielsweise durch Boeing nach unten gezogen. Allerdings hat eine Aufnahme in den Dow Jones längst nicht mehr die Bedeutung früherer Tage. Ohnehin schaffte es NVIDIA in der zweiten Hälfte dieser Woche nicht, die positive Stimmung auf den Gesamtmarkt zu übertragen. Schuld war einmal mehr die Fed.

Einige Marktteilnehmer befürchten, die Fed könnte die Zinsen sogar wieder anheben. (Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve)

Die zwischenzeitliche Mai-Rallye wurde unter anderem durch die zurückgekehrten Zinssenkungsfantasien der Börsianer befeuert. In dieser Woche erhielten diese wieder einen Schlag. Am Markt galt es zumindest als ausgemacht, dass die US-Währungshüter die Leitzinsen nicht mehr anheben wollen, auch wenn sie sich mit Zinssenkungen Zeit lassen wollten. Doch in dem Protokoll zur letzten Fed-Sitzung war ein Satz zu finden, der Marktteilnehmer verstörte.

Demnach hätten verschiedene Teilnehmer im Offenmarktausschuss ihre Bereitschaft geäußert, die Geldpolitik weiter zu straffen, „sollten sich die Inflationsrisiken in einer Weise verwirklichen, die eine solche Maßnahme angemessen erscheinen lässt“.

Es dürften auch solche Aussagen sein, die zuletzt dafür gesorgt haben, dass selbst eine September-Leitzinssenkung der Fed weniger wahrscheinlich erscheint. Laut CME FedWatch Tool lag diese jüngst bei etwa 50 Prozent. Ende nächster Woche werden die PCE-Daten veröffentlicht. Möglicherweise geben diese mehr Aufschluss darüber, ob und wann es endlich zu den langersehnten Leitzinssenkungen kommt.

Das bringt die neue Börsenwoche (KW22-2024)

Montag / Deutschland / Ifo Geschäftsklima: Die jüngsten Konjunkturindikatoren zeigten eine sich erholende deutsche Wirtschaft. Mit dem ifo Geschäftsklima wird am Montag der wichtigste deutsche Konjunkturindikator veröffentlicht.

Freitag / Eurozone / Inflation: Ähnlich wie in den USA blicken auch Anleger hierzulande auf die Entwicklung der Inflation, um mögliche Leitzinssenkungen der EZB vorherzusagen. Bei der Deka schätzt man jedoch, dass die Inflation im Euroraum im Mai leicht auf 2,5 Prozent angestiegen sein soll. Im April lag die Teuerungsrate noch bei 2,4 Prozent.

Freitag / USA / Deflator der privaten US-Konsumausgaben: Auch in den USA steht am Freitag die Veröffentlichung von Inflationsdaten an. Mit dem PCE-Preisindex ist es sogar das bevorzugte Inflationsmaß der Fed.

Alle anderen Daten der Woche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Unabhängig davon, ob die Fed und die EZB die Leitzinsen noch in diesem Jahr oder erst 2025 senken, für den langfristig orientierten Anleger am Aktienmarkt dürfte dies eine untergeordnete Rolle spielen. Auf lange Sicht sind Aktien unschlagbar. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten, trotz Wirtschaftskrisen, Kriegen und teilweise deutlichen Bewegungen bei den Leitzinsen immer wieder gezeigt. Außerdem kann wirklich jeder auf diese Weise seine Altersvorsorge betreiben. Aus Sicht der marktEINBLICKE-Redaktion sind Baustein-Aktien dafür sogar besonders gut geeignet.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Herausgeber

Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt