Die Lenzing AG gehört zu den österreichischen Traditionsunternehmen, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1892 zurückreichen. Damals ersteigerte der österreichische Fabrikant Emil Hamburger die „Starlingermühle“ im oberösterreichischen Lenzing und errichtete darin eine Zellstoff- und Papierfabrik.
Heute gehört Lenzing (WKN: 852927 / ISIN: AT0000644505) zu den weltweit führenden Herstellern von aus dem Rohstoff Holz gewonnenen Fasern, die Ausgangsmaterial für eine Vielzahl von Textil- und Vliesstoff-Anwendungen sind, aber auch in technischen Anwendungen sowie in Schutz- und Arbeitskleidung zum Einsatz kommen. Der Konzern verfügt über Produktionsstandorte in Österreich, Tschechien, China, Indonesien, Großbritannien sowie in den USA und beschäftig weltweit rund 7.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen bedient Kunden in über 80 Ländern und ist ein wichtiger Akteur in der Textil- und Faserindustrie.
Neuer Kernaktionär bringt Fantasie mit sich
Das Traditionsunternehmen bekommt nun einen neuen Kernaktionär. Denn der bisherige Hauptaktionär, die B&C Gruppe, hat mit dem brasilianischen Zellstoffproduzent Suzano S/A, eine langfristige Partnerschaft im Zusammenhang mit der Mehrheitsbeteiligung an Lenzing unterzeichnet. Im Rahmen dieser Vereinbarung wird Suzano von der B&C Gruppe einen Anteil von 15 Prozent an der Lenzing AG übernehmen.
Suzano ist der weltgrößte Zellstoffproduzent mit Sitz in Sao Paolo und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von umgerechnet mehr als EUR 7 Milliarden. Das Unternehmen produziert und vertreibt Zellstoffe aus Eukalyptus und anderen natürlichen Fasern sowie verschiedene Arten von Papierprodukten. Suzano betreibt mehrere Produktionsstandorte in Brasilien sowie in anderen Ländern wie den USA und Europa.

Seitens Lenzing wird die neue Situation als gut eingestuft. Stephan Sielaff, Vorstandsvorsitzender der Lenzing Gruppe, sagte: „Lenzing und Suzano sind zwei Unternehmen, die sich in den vergangenen Jahren als relevante Player auf dem internationalen Zellstoffmarkt kennen und schätzen gelernt haben. Auf Basis ihrer Kernkompetenzen im Bereich Zellstoffproduktion und Operational Excellence kann Suzano einen wertvollen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung unserer Strategie leisten. Für uns ist die Konstellation von den nun zwei starken Kernaktionären B&C Gruppe und Suzano S/A jedenfalls ein Gewinn.“
Aktionäre brauchen seit Jahren einen langen Atem
Die Nachricht kommt einmal mehr zur richtigen Zeit, um langjährigen Aktionären ein Signal zu geben, sich von den Aktien des Unternehmens zu trennen. Lenzing wurde schon so oft als „Turnaround-Kandidat“ bezeichnet. Der langjährige Chartverlauf zeigt immer wieder Punkte auf, an denen es hätte passieren können. Doch die Realität ist eine andere: In den vergangenen zehn Jahren hat die Lenzing-Aktie minus 4 Prozent p.a. verloren. Das schlechteste Jahr war 2022: Ein Kursminus von mehr als 54 Prozent in einem Börsenjahr. Dass Lenzing ein volatiles Investment ist zeigt wieder das Jahr 2016 – da legte der Kurs mehr als 65 Prozent zu. Dennoch:
Rendite konnten Anleger in den vergangenen zehn Jahren nie mit Lenzing machen: Aus 10.000 Euro wurden in einer Dekade 7.280 Euro, in fünf Jahren 3.800 Euro, in zwei Jahren 4.300 Euro und innerhalb eines Jahres 7.400 Euro.
Auch in Bezug auf die Dividendenpolitik sieht es bei Lenzing mager aus: Im April hat der Vorstand beschlossen, „die bestehende Dividendenpolitik von mindestens 4,50 Euro pro Aktie unbefristet auszusetzen.“ Weiter hieß es: Lenzing geht „für das Geschäftsjahr 2024 weiterhin von einem höheren EBITDA im Vergleich zum Vorjahr aus.“
Das marktEINBLICKE-Fazit
Lenzing ist auch heuer wieder ein Turnaround-Kandidat. Die Zahlen für das erste Quartal unterstreichen diese Einschätzung: Die Umsatzerlöse sind um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 658,4 Millionen Euro gestiegen, das EBITDA hat sich auf 71,4 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahresquartal mehr als verdoppelt und der Cashflow ist wieder positiv, nach einem Minus von 132 Millionen im Vorjahresquartal.
Mehr als eine spekulative Position dürfte aber für einen langfristig ausgerichteten Anleger die Aktie von Lenzing derzeit nicht sein.