Vorsicht Überhitzung!

Die Messlatte für die bevorstehende US-Berichtssaison liegt (zu) hoch. Die Wall Street und die Gewinnerwartungen auf Rekordniveau machen es schwierig, die Erwartungen zu erfüllen und die Rally fortzusetzen.

(Bildquelle: unsplash / Ilse Orsel)

Amerikas Börsen treiben die internationalen Finanzmärkte weiter an. Auch in der vergangenen Woche. Das Spannende daran: Laut Spectrum Markets zeigen die aktuellen SERIX-Werte sowohl für den S&P 500 als auch für den NASDAQ 100 einen Abwärtstrend, obwohl beide Indizes in den letzten Wochen zulegten.

Der SERIX-Wert für den S&P 500 fiel auf 93 Punkte, gleichzeitig stieg der S&P 500-Index zum Börsenschluss am 28. Juni auf 5.460 Punkte. Genauso begab sich der SERIX-Wert für den NASDAQ 100 mit 96 Punkten in den negativen Bereich zu bewegen. Auch hier legte der Index zu und erreichte 19.682 Zähler.

Der SERIX-Wert zeigt die Stimmung der Privatanleger an, wobei eine Zahl über 100 für eine optimistische Stimmung und eine Zahl unter 100 für eine pessimistische Stimmung steht.

Die Frage nach der Nachhaltigkeit der Gewinne

Fakt ist, beide Indizes werden weiterhin vor allem von den „Glorreichen Sieben“ angetrieben: NVIDIA, Meta, Amazon, Microsoft, Alphabet, Apple und Tesla. Natürlich ist NVIDIA die stärkste Einzelaktie, welche die US-Indizes antreibt und natürlich ist das Thema KI der Haupttreiber.

„Die starke Performance von NVIDIA hat beide US-Indizes deutlich nach oben getrieben. Einige Privatanleger scheinen nun doch skeptisch zu sein, ob dieses Wachstum nachhaltig ist, oder sie einfach Gewinne mitnehmen sollten“, kommentiert Michael Hall, Head of Distribution bei Spectrum Markets.

Es sind trotzdem nicht nur die „Glorreichen Sieben“, die den US-Märkten die Impulse geben. Da wäre auch noch der Klassiker Fed. Denn: „Der Markt freut sich über die Worte von Jerome Powell, dass die Absenkung der Inflationsrate wieder auf dem richtigen Weg zu sein scheint“, sagt Linda Duessel, Senior Vice President und Senior Equity Strategist bei Federated Hermes. Sie sagt aber auch:

„Da der Relative-Stärke-Indikator auf ein überkauftes Niveau hindeutet, könnte uns in Kürze eine Konsolidierung bevorstehen. Tendenziell sind der August und September eher schwächere Monate.“

Das bringt die neue Börsenwoche (KW29-2024)

Dienstag / Deutschland / ZEW-Konjunkturerwartungen: Nach einer Phase der Erholung zeigten sich die Konjunkturindikatoren zuletzt wieder schwächer. Die Parlamentswahlen in Frankreich, die Einführung von E-Auto-Zöllen gegenüber China und das verstörende TV-Duell der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten sorgen aus Sicht der Dekabank für Unsicherheit. All das laste auf den ZEW-Konjunkturerwartungen.

Donnerstag / Eurozone / EZB-Sitzung: Es wird nicht mit einer weiteren Leitzinssenkung gerechnet. Mit einer verhalten optimistischen Beschreibung des Inflationsausblicks und der Einstufung der aktuellen Geldpolitik als restriktiv dürfte die EZB laut Deka jedoch weitere Senkungen andeuten, sich dabei aber erneut nicht auf einen konkreten Pfad festlegen.

Alle anderen Daten der Woche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

Das marktEINBLICKE-Fazit

KI ist und bleibt DAS Thema an der Börse. Aufgrund dessen weist der Markt in diesem Jahr ein historisches Merkmal auf: Seit den 1950er Jahren gab es nur neun Jahre, in denen nur fünf Aktien mindestens 40 Prozent der Marktrendite ausmachten. Dazu sagt Linda Duessel:

„Historisch gesehen folgten auf diese Jahre trendähnliche Renditen, wobei Aktien mit niedrigem Kurs-Gewinn-Verhältnis an der Spitze und Aktien mit hohem Umsatzwachstum am Ende lagen und der Markt sich wieder verbreiterte.“ Das heißt:

Auf die „üblichen KI-Aktien“ sich nun weiter zu stürzen, mag verständlich sein. Aber es gibt durchaus Alternativen. Dazu gehören für viele Experten Titel wie Dell, Broadcom und Super Micro Computer. Gerade Dell hat kürzlich mehrere Ankündigungen zu KI-Produkten gemacht und wird auch als potenzieller Zulieferer für Elon Musks neues Start-up xAI gehandelt. Sie wissen:

Abseits der KI-Thematik gibt es ja auch noch die Baustein-Aktien

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Herausgeber

Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt