Warum die Wirtschaft nie mehr so stark wachsen wird wie früher

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Die Wirtschaft wächst zwar, aber lange nicht so wie vor der Finanzkrise. Diese Zeiten kommen vermutlich nie wieder, auch wenn so mancher Politiker dies als Ziel ausgegeben hat.

Die Wirtschaft eines jeden Landes hat zwei Sektoren, die Privatwirtschaft und den Staat. Der Staat nimmt Steuern ein und finanziert daraus Infrastrukturinvestitionen, Bildung und Sozialleistungen. In den meisten Ländern reichen die Einnahmen dafür nicht. Die Staaten nehmen Schulden auf.

Obwohl immer neue und mehr Schulden aufgenommen werden, ist die Bedeutung des Staates rückläufig. In den USA ist die Bedeutung heute wieder so niedrig wie in den 1930er Jahren. Grafik 1 zeigt den Anteil des Staates und der Privatwirtschaft an der Gesamtwirtschaftsleistung.

Grafik: GodmodeTrader.de

Kriegszeiten waren immer Ausnahmezeiten. Die Staatsausgaben während des Zweiten Weltkrieges waren so hoch, dass sie die Privatwirtschaft größtenteils verdrängten. Es brauchte viele Jahre, bis sich das Verhältnis wieder normalisierte.

Ausgaben wieder zu kürzen ist nicht ganz leicht. Hat der Staat einmal eine dominante Rolle eingenommen, lassen sich die Ausgaben nicht so einfach kürzen. Einerseits hängen Arbeitsplätze daran, andererseits richtet sich eine Wirtschaft nicht von heute auf morgen neu aus. Das braucht Jahre.

Inzwischen ist die Bedeutung des Staates in den USA vergleichsweise klein. Er macht noch 20 % aus. Die Ausgaben werden in den USA zwar in den nächsten Jahren erhöht, doch das wird das Wachstum nur bedingt anschieben. Der Anteil des Staates an der Wirtschaft ist zu unbedeutend, um mehr als ein kleines Strohfeuer auszulösen.

Ohne hohes Wachstum der Staatsausgaben ist nun aber hohes gesamtwirtschaftliches Wachstum schwierig. Der Anteil des Staates am Wirtschaftswachstum (Grafik 2) lag im vergangenen Jahr im negativen Bereich. Das Wachstum wurde also durch den Staat sogar zurückgehalten.

Grafik: GodmodeTrader.de

Während der Kriegsjahre trug der Staat fast 90 % zum Wachstum bei. Als die Ausgaben nach dem Krieg zurückgefahren wurden, konnte die Privatwirtschaft den fehlenden Staatsanteil nur gerade so auffangen.

Eine kleine Renaissance des Staatsanteils gab es während der Finanzkrise. Inzwischen ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Die Konjunkturprogramme sind im 10-Jahresschnitt noch nicht ganz aus den Daten draußen und trotzdem ist der Wachstumsbeitrag des Staates inzwischen negativ.

Durch die zusätzlichen Ausgaben der Regierung wird der Wachstumsbeitrag vermutlich wieder auf 0 % steigen. Der Staat hält die Wirtschaft dann immerhin nicht zurück. Trotzdem kann man sagen, dass bei überbordender Verschuldung auch Wachstumsraten von 3 % oder 4 % nicht wieder zurückkommen werden.

Das hohe Wachstum vor der Finanzkrise ist nicht allein auf Staatsausgaben zurückzuführen, aber durchaus zu nennenswerten Teilen. Diese Zeit ist vorbei, endgültig. Kein Land kann es sich leisten, das Wachstum so dermaßen anzuschieben, dass die guten alten Zeiten zurückkommen. Das ist einfach nicht machbar. Es wird folglich auch nicht wieder so systematisch hohes Wachstum wie vor der Krise geben. Das Wachstum damals wurde auf Pump erkauft. Das geht heute nicht mehr.

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Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de

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