Baugeld: Hoffen auf Zinswende kostet Geld

Immobilieninteressenten sollten nicht auf eine rasche Fortsetzung der Zinswende hoffen.

(Bildquelle: pxiabay / natik_1123)

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat vor der Sommerpause nicht mehr an der Zinsschraube gedreht. EZB-Chefin Christine Lagarde verkündete jüngst, das Zinsniveau bei 4,25 Prozent zu belassen. Die abwartende Haltung war erwartet worden. Erst sechs Wochen zuvor hatte die EZB ihre erste Zinssenkung seit 2019 vorgenommen.

Ein dynamischer neuer Zinssenkungszyklus, der die drastischen Anhebungen zwischen 2022 und 2023 wieder zurücknimmt, ist jedoch laut Experten noch nicht in Sicht. Marktbeobachter rechnen mit lediglich zwei weiteren Zinssenkungen von 25 Basispunkten im September und Dezember, weil die Inflationsentwicklung recht unberechenbar bleibt, auch wenn das von der EZB mittelfristig ausgegebene Ziel einer Teuerungsrate von 2 Prozent in immer greifbarere Nähe rückt.

Immobilieninteressenten sollten nicht auf eine rasche Fortsetzung der Zinswende hoffen. „Wer sich zu lange auf fallende Zinsen und damit möglicherweise etwas günstigere Finanzierungskonditionen versteift, verpasst nicht nur attraktivere Kaufgelegenheiten, sondern zahlt auch länger immer weiter steigende Mieten“, sagt Oliver Kohnen, Geschäftsführer der Baufi24 Baufinanzierung GmbH und erläutert dazu:

Die unterschätzte Kehrseite des verpassten Immobilienkaufs

„Das nämlich ist die gern unterschätzte Kehrseite des verpassten Immobilienkaufs: Jede Miete knabbert am Vermögen und an den eigenen Gestaltungsmöglichkeiten. Erst recht in Zeiten immer akuteren Wohnungsmangels. Die Preisspirale bei den Mieten dreht sich unweigerlich nach oben, während auch die Immobilienpreise nach einer Phase der Stabilisierung erste Zeichen des Anstiegs senden.“

Laut einer Datenanalyse von Dr. Klein haben im Juni Kaufinteressenten sich durchschnittlich 306.000 Euro für den Erwerb einer Immobilie bei einem Kreditinstitut. Damit finanzieren künftige Immobilienbesitzer bei den Banken 7.000 Euro mehr als im Vormonat – die höchste Summe seit Februar 2022 (307.000 Euro).

Die durchschnittliche Zinsbindung liegt im Juni bei rund elf Jahren. Das ist ein Monat kürzer als im Vormonat. Im Juni 2023 sicherten sich Immobilienkäufer den bei Abschluss ihrer Finanzierung geltenden Zins für rund zwölf Jahre und setzten somit noch auf eine längere Planungssicherheit.

Der Wunsch nach den eigenen vier Wände ist weiter groß

Am Anfang sollte immer eine Analyse stehen, wieviel man sich leisten kann. (Bildquelle: unsplash / Tierra Mallorca)

Auch wenn die Konditionen im Vergleich vor zwei Jahren deutlich angezogen haben – die Verbraucher haben nach wie vor den Wunsch die eigenen vier Wände zu besitzen. „„Jeder vierte Planer hofft auf einen Glückstreffer beim Immobilienkauf“, führt Interhyp-CEO Jörg Utecht aus.

„Doch die Chance auf einen Glückstreffer sollte man auch ein Stück weit durch eigenes Zutun erhöhen. Am Anfang steht eine genau Analyse, wie viel Haus ich mir eigentlich leisten kann.“ Gerade beim Kauf von unsanierten Bestandsimmobilien hält Utecht eine umfassende Beratung für besonders wichtig.

„Die Zinsen für 10-jährige Darlehen werden sich auch in der kommenden Zeit in einem Korridor zwischen 3,5 und 4 Prozent bewegen. Gleichzeitig nähert sich die Inflationsrate dem Zielniveau von zwei Prozent und die Lohnerhöhungen schlagen durch. In der Summe dürfte die Leistbarkeit also auf dem aktuellen – und damit im Vergleich zum vergangenen Jahr deutlich verbesserten – Niveau bleiben. Und das ist eine gute Nachricht für den Immobilienmarkt und für alle Kaufinteressierten“, prognostiziert Jörg Utecht.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die Gefahr, den richtigen Augenblick für die eigenen vier Wände zu verpassen ist laut Experten real und nimmt von Monat zu Monat zu. Dabei bietet die gegenwärtige Lage Käufern noch alle Optionen: „Wer in naher Zukunft sein Objekt findet, erhält Planungssicherheit für den Rest des Lebens“, sagt Oliver Kohnen. Immobilienerwerber sichern sich eine potenziell steigende Wertanlage zu einer festen Rate und sind die nächsten Jahrzehnte frei von ausufernden Mieterhöhungen, die gerade im Alter zu einer echten Belastung der Lebensqualität werden können.