Meine Börsenprognosen für 2024, die ich im Januar schrieb, sind bereits zur Jahresmitte fast vollständig eingetreten. Beim DAX rechnete ich mit einem Anstieg auf 19.000 und beim Dow Jones war es die 40.000 Marke. Beide Zielmarken wurden bereits Mitte Mai knapp oder voll erreicht.
Der breiter angelegte S&P 500 Index kam bereits Ende März auf mein ursprüngliches Jahresziel von 5.250. Im April erhöhte ich meine Prognose auf 5.500 Punkte. Inzwischen ist auch dieses Ziel Geschichte.
Für den Dow Jones sind jetzt die 42.000 Marke und beim S&P 500 das 6.000 Niveau sowie die 20.000 Marke beim DAX meine neuen Ziele bis Jahresende. Allerdings kann es im August/September zu temporären Rücksetzern – ich nenne es Schlaglöcher – von drei bis sieben Prozent kommen.
Dies wäre eine Chance zum Investieren. Am 10. Juli erreichte der S&P 500 Index sein 37. Rekordhoch in diesem Jahr!
Die Zinsprognose steht
Meine Zinsprognose bleibt im Wesentlichen unverändert. Ging ich ursprünglich von einer ersten Leitzinssenkung in den USA vor Jahresmitte aus, so änderte ich diese Prognose im April, da die Inflationsraten ihren Abwärtstrend in den USA im ersten Quartal nicht fortsetzten.
Dagegen konnte in Europa die EZB die erhoffte Leitzinssenkung bereits im Juni beschließen. Mit zwei weiteren Senkungen von jeweils 0,25 Prozent rechne ich im September und Dezember.
In den USA wird die Notenbank die erste Leitzinssenkung im September und eine zweite im Dezember von ebenfalls jeweils 0,25 Prozent bekannt geben, sofern sich der aktuell fallende Inflationsdruck fortsetzt. Notenbank Chef Powell äußerte sich hierzu während seiner zweitägigen Präsentation vor dem US-Kongress in der zweiten Juli Woche nicht direkt, aber meine Einschätzung wurde auch nicht in Frage gestellt.
Immer eine Trading-Idee…
Meine spezifischen Einschätzungen und Empfehlungen im Aktienmarkt – rechtlich als Idee bezeichnet – gibt es seit nunmehr 38 Jahren sechs Mal pro Woche – also rund 12.000 Mal – per Telefon (ursprünglich analog und seit einigen Jahren digital global!
Am Jahreswechsel nannte ich Nvidia eine solche „Idee“. Dies brachte inzwischen ein Plus von 180 Prozent ein. Das Hebelprodukt kam sogar auf einen Gewinn von 550 Prozent.
Bei Zalando – Internet Plattform für Mode – kam man bis Mitte April auf ein Plus von 30 Prozent und bei dem entsprechenden Hebel auf 80 Prozent. Allerdings sind nicht alle „Ideen“ so schnell erfolgreich. Bei einigen Produkten kam es allerdings auch zu Totalverlusten! VW Vorzüge liegen momentan im Minus, aber hier rechne ich in den nächsten zwei Jahren mit deutlichen Verbesserungen.
Die Unternehmen werden ihre zweiten Quartalsergebnisse in den nächsten Tagen veröffentlichen. Hier kommt es entscheidend darauf an, wie die Manager die Zukunft beurteilen. Werden Erwartungen nicht erfüllt werden die entsprechenden Börsenkurse deutlich nachgeben. Positive Prognosen werden dagegen meist mit höheren Kursen belohnt.
Die globale Wirtschaft sieht allgemein robust aus, wobei Europa eher am Ende der internationalen Skala steht. Deutschland hat dabei am meisten zu kämpfen, auch wenn einige Unternehmen gute Chancen aufweisen. Die Gefahr einer globalen Rezession sehe ich nach wie vor nicht.
Sorgen gibt es jedoch in der Geopolitik. Der Rechtsruck in Europa ist eine Gefahr für die Demokratie. Frankreich hat einen starken Rechtsruck gerade noch verhindern können.
Der Regierungswechsel in Großbritannien hin zur Labor Partei (Sozialisten) ist nach 14 Jahren aus meiner Sicht positiv zu bewerten. Die Konservativen (Torries) haben unter Vorgabe einer falschen Faktenlage den Austritt aus der EU bewirkt. Europa ist dadurch geschwächt. Der Ukrainekrieg ist eine weitere essenzielle Belastung. In Deutschland wird die Ampelkoalition maximal bis September nächsten Jahres regieren.
Der Blick auf die US-Wahlen
Die bei weitem größte Herausforderung für Wirtschaft, Politik und Börse stellt jedoch die am 5. November stattfindende Präsidentschaftswahl und auch Kongresswahl dar.
Ein „Präsident“ Trump und gleichzeitig ein rein republikanischer Kongress schaden nicht nur der Demokratie sondern auch der Wirtschaft und letzten Endes auch der Börse! Diese Meinung ist jedoch nur meine persönliche!
Ein Beitrag von Heiko Thieme
Er ist über 45 Jahre im internationalen Anlagegeschäft tätig und schrieb 16 Jahre als freier Kolumnist für die FAZ. Seit dem Jahr 1979 gibt es seine Marktanalysen und Einschätzungen sowie die älteste deutsche Börsenhotline. Heiko Thieme ist für Anleger zu erreichen:
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