Das Altersvorsorgedepot kommt

Bundesfinanzminister Christian Lindner setzt mit dem Altersvorsorgedepot endlich das um, was Anleger und die DSW seit sehr langer Zeit lautstark fordern.

(Bildquelle: Pixabay / wir_sind_klein)

Bundesfinanzminister Christian Lindner setzt mit dem Altersvorsorgedepot endlich das um, was Anleger und die DSW seit sehr langer Zeit lautstark fordern. Im Kern geht es um eine steuerbegünstigte Vorsorge mit Wertpapieren fürs Alter in einem speziellen Depot, das von den Bürgerinnen und Bürgern eigenständig bestückt und verwaltet werden kann.

Ein entsprechender Gesetzesentwurf soll gemäß Florian Toncar, dem zuständigen Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, schon recht bald vorgelegt werden. Im zuletzt heftig diskutierten, dann aber von der Ampelkoalition Anfang Juli doch recht zügig vorgelegten Haushalt 2025 ist das Altersvorsorgedepot bereits enthalten.

Aus Sicht der Anleger und der DSW ist bei dem besonderen Vorsorgedepot vor allem entscheidend, dass keine Vorgaben dahingehend gemacht werden, womit das Altersvorsorgedepot bestückt werden darf. Vielmehr soll es uns Anlegerinnen und Anlegern frei überlassen werden, ob wir ETFs, Aktien, Fonds oder auch Anleihen nutzen, um für das Alter vorzusorgen.

Höhe der Steuerbegünstigung relevant

Natürlich wird der Erfolg des Altersvorsorgedepots auch davon ab hängen, in welcher Höhe die Einlagen in das entsprechende Depot steuerbegünstigt sind, indem eine nachgelagerte Besteuerung im Rentenalter erfolgt. Ein nicht ganz trivialer politischer Aspekt beim Altersvorsorgedepot.

Denn nachdem die SPD und auch die Grünen bereits bei der Aktienrente ideologisch und teils recht populistisch gegen das FDP Projekt angerannt sind, müssen wir uns wohl auch beim Altersvorsorgedepot auf intensive Diskussionen einstellen.

SPD und Grüne müssen sich dann allerdings die Frage stellen lassen, warum sie erneut gegen ein Projekt opponieren, das allen Bürge rinnen und Bürgern zugutekommt und das Potenzial hat, die dritte Säule der Altersvorsorge und damit die private Altersvorsorge zu revolutionieren.

Unabhängig davon, wie sich die Koalitionspartner der FDP verhalten werden, ist das Projekt aus dem Finanzministerium ausschließlich zu begrüßen. Es befähigt alle Bürgerinnen und Bürger, sich eigenständig und nachhaltig um die eigene Zukunft und damit um die eigene Vorsorge im Alter zu kümmern. Das war überfällig! Wir dürfen also auf den Gesetzesentwurf gespannt sein.

Konkrete Ausgestaltung zählt

Aber wie soll so ein Altersvorsorgedepot ausgestaltet sein? Zunächst gilt, dass die private Altersvorsorge in der Vergangenheit oftmals über spezielle Lösungen wie Riester- oder Rürup-Produkte gefördert wurde.

Diese zeigten sich aber mindestens unflexibel, oft aber auch bei der Rendite im Nachteil, da sie mit Garantieversprechen aus gestattet sind, die – besonders über die Laufzeit – immer viel Geld kosten.

Freiheit in der Strategie und Umsetzung

Nunmehr soll bei der steuerbegünstigten privaten Altersvorsorge Freiheit einziehen. Umschichtungen innerhalb des Depots sollen ermöglicht werden, ohne dass die Förderung tangiert wird. Steuern fallen dann nicht an, solange keine Auszahlungen vor dem Renten alter erfolgen. Im Kern erfolgt also eine Besteuerung allein in einem späteren Lebensabschnitt – im Rentenalter zu niedrigeren Steuersätzen.

Spannend wird die regulatorische Antwort auf die Frage ausfallen, ob und wie die Auszahlungen aus dem Altersvorsorgedepot erfolgen dürfen. Auch hier sollte jede/r frei entschieden können, ob eine Rentenvariante oder eine einmalige bzw. flexible Auszahlung möglich ist.

Zinseszinseffekt

Wichtig ist jedoch, dass die Steuer immer erst später greift. Genau das ermöglicht einen stärkeren Zinseszinseffekt in der Ansparphase. Und genau dieser Zinseszinseffekt macht den Unterschied bei der Rendite über die Laufzeit aus.

In Kombination mit der Möglichkeit, die Einzahlungen in das Depot steuerlich anzusetzen, wird daraus ein Gesamtpaket, das es kräftig in sich hat.

Steuerliche Anreize entscheidend

Besonders relevant ist daher, in welchem Umfang es möglich sein wird, das Altersvorsorgedepot steueroptimiert zu bestücken. Je höher die Beträge ausfallen, um stärker wird die Option genutzt werden. Gleichzeitig wird genau diese Frage zugleich wieder Gerechtigkeitsfragen innerhalb der Koalition auslösen.

So werden das Altersvorsorgedepot nur die Bürgerinnen und Bürger nutzen können, die auch das Geld dafür übrig haben. Die Aktienrente hätte dieses „Problem“ über eine teils beitragsfinanzierte Speisung elegant gelöst und alle Sozialversicherten auf diesem Weg bedient.

Allerdings ist dies kein Argument gegen das Altersvorsorgedepot. Der Staat sollte die Bürger animieren und darin fördern, sich mehr für ihre eigene Altersvorsorge zu engagieren und diese konkret an zugehen. Genau dies vermag das Altersvorsorgedepot zu leisten.

Ein Beitrag von Marc Tüngler

Er ist Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) und ist ein profunder Kenner des deutschen Aktienmarktes. Als Redner und Aktionärsvertreter auf vielen Hauptversammlungen weiß er um die Befindlichkeiten von Vorständen und Aktionären.
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