Wir haben es an den Börsen gerade mit der unheilvollen Entwicklung hoch bewerteter Aktien zu tun, die sich gegen steigende Zinsen am Rentenmarkt behaupten müssen. Hier ist es wenig hilfreich, dass in der Berichtssaison immer wieder einige große Unternehmen mit schlechten Zahlen und verhaltenen Geschäftsprognosen aufwarten. Denn in diesem Fall öffnet sich die Schere zwischen dem, was Anleger derzeit für Aktien bezahlen und dem, was noch gerechtfertigt ist, sollten die Zinsen weiter so dynamisch steigen.
Die Verlagerung des Fokus weg vom politischen und geopolitischen Treiben hin auf das Zahlenwerk der Firmen und die Fundamentaldaten hat also nicht dazu geführt, dass sich wieder Optimismus breit gemacht hat. Viele Anleger fühlen sich gerade daran erinnert, dass sie gegen steigende Zinserwartungen und das Ende einer Politik des billigen Geldes anstehen müssen.
Was hier passiert, ist eine Fortsetzung des Entzugs der Märkte vom Tropf der Notenbanken. Dieser „Drehtür-Effekt“ wird noch das gesamte Jahr und darüber hinaus anhalten. Die Märkte werden zwischen dem Konsum der von den Zentralbanken verabreichten Droge billiger Liquidität und Phasen des Entzugs hin und her pendeln. Jetzt sind wir gerade im Entzug, bei dem Symptome zu beobachten sind, die dadurch entstehen, dass dem Markt etwas weggenommen wird, woran er sich gewöhnt hatte.
Er ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, Frankfurt. Davor war Jochen Stanzl über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig und hat unter anderem die Portale GodmodeTrader, Jandaya und die Investment- und Analyseplattform Guidants mit aufgebaut und als erfolgreiche Kanäle in der deutschen Trading-Community etabliert. Sein analytischer Fokus liegt auf der Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse von Währungen, Rohstoffen, Anleihen und der weltweiten Aktienmärkte.
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Bildquellen: CMC Markets / Pressefoto Federal Reserve