Im aktuellen Jahr steht die Immobilienfinanzierung vor neuen Herausforderungen. Nach einem deutlichen Zinsanstieg vor etwa eineinhalb Jahren, welcher vor allem den Eigenheimmarkt hart getroffen hat, ist die Situation im Umschwung.
Noch vor wenigen Jahren konnten sich viele Menschen dank niedriger Zinssätze problemlos Immobilien leisten. Bei einer jährlichen Annuität von 3-4 Prozent des Kaufpreises war das Eigenheim für viele erschwinglich. Doch mit den steigenden Zinsen auf bis zu 4,5 Prozent und einer Mindesttilgung von 1,5 Prozent sind die Finanzierungskosten stark gestiegen.
Die Annuität liegt jetzt bei mindestens 5,5 Prozent, was für viele eine um fast 50 Prozent höhere monatliche Belastung bedeutet. Das hat zur Folge, dass sich deutlich weniger Menschen ein Eigenheim leisten können oder wollen. Diese Tatsache hat zur Folge gehabt, dass der Markt in diesem Segment stark eingebrochen ist.
Die Chancen für Kapitalanleger bei Immobilien
Kapitalanleger jedoch sind weniger stark betroffen, da sie die Zinsen steuerlich absetzen können. Sie profitieren zudem von gesunkenen Immobilienpreisen und können in Preisverhandlungen bessere Konditionen erzielen. Diese Marktlage eröffnet Investoren die Möglichkeit, günstige Deals zu machen und langfristig zu profitieren, besonders wenn die Zinsen in naher Zukunft weiter sinken.
Ein wichtiges Signal in der aktuellen Marktphase ist die beginnende Senkung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB). Diese steht im Kontrast zu den vorherigen Zinsanhebungen, die durch den Ukraine-Krieg, die hohe Inflation und eine expansive Geldpolitik ausgelöst wurden.
Da der Zins ein entscheidendes Instrument zur Steuerung der Wirtschaft ist, signalisiert die Senkung, dass die EZB auf die wirtschaftlichen Herausforderungen reagiert. Sollte der Zins weiter fallen, könnten sich auch die Finanzierungsmöglichkeiten für Eigenheimkäufer und Investoren verbessern.
Strategien der oberen 1 Prozent und Finanzierungsmöglichkeiten
Die oberen 1 Prozent nutzen diese Entwicklungen gezielt, um ihre Immobilienportfolios zu erweitern. Sie setzen primär auf kurzfristige Finanzierungen, da sie davon ausgehen, dass die Zinsen weiter sinken werden. Mit einer Laufzeit von drei bis fünf Jahren sichern sie sich jetzt günstige Kaufpreise und hoffen, bei der Anschlussfinanzierung von niedrigeren Zinssätzen zu profitieren.
Neben der Wahl der richtigen Finanzierungsstrategie ist auch die Art des Kredits entscheidend. Die klassischen Modelle wie Annuitätendarlehen, Tilgungsdarlehen und endfällige Darlehen bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile. In der aktuellen Marktlage sind kürzere Laufzeiten besonders attraktiv, da sie die Flexibilität erhöhen. Während die Mittelschicht oft auf langfristige, sichere Finanzierungen setzt, nutzen vermögende Investoren kurzfristige Darlehen und spekulative Strategien.
Ausblick in die Zukunft
In den nächsten Jahren wird sich der Immobilienmarkt weiter verändern, wobei die Zinsentwicklung eine zentrale Rolle spielt. Während sich viele Eigenheimkäufer zurückhalten, haben flexible und gut informierte Investoren die Möglichkeit, von Marktschwankungen zu profitieren. Wer jetzt strategisch einkauft und die richtige Finanzierung wählt, könnte in den kommenden Jahren auf erhebliche Wertsteigerungen hoffen.
Insgesamt zeigt sich, dass 2024 ein Jahr der Herausforderungen und Chancen in der Immobilienbranche ist. Diejenigen, die sich den Marktgegebenheiten anpassen und die richtigen Entscheidungen treffen, können sich langfristig erfolgreich positionieren.
Ein Beitrag von Jan Moritz Becker
Er ist Immobilieninvestor, Gutachter und Geschäftsführer der Cashflow Quartier – Real Estate GmbH. Becker verhilft Unternehmern sowie Privatpersonen dazu, Immobilien ohne Eigenkapital zu kaufen und finanzielle Freiheit zu erlangen.