Harris vs. Trump: Es geht um Alles!

Bei den kommenden US-Präsidentschaftswahlen werden die verschiedenen Marktakteure unterschiedlichen Kandidaten die Daumen drücken.

(Bildquelle: Unsplash/ Library of Congress und Official White House Photo by Adam Schultz)

Am 5. November dieses Jahres finden in den USA Präsidentschaftswahlen statt. Solange Joe Biden für die Demokratische Partei im Rennen war, sagten die Umfragen einen weitgehend lockeren Sieg Donald Trumps voraus. Mit dem Ausscheiden Bidens aus dem Rennen und dem Einstieg von US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat sich die Lage schlagartig geändert. Im Gegensatz zu Biden hat sie eine „echte“ Chance. Trotzdem werden die verschiedenen Marktakteure unterschiedlichen Kandidaten die Daumen drücken.

Demokraten und Republikaner setzen unterschiedliche Schwerpunkte

Selbst waschechte Demokraten bekamen zuletzt Zweifel an den Aussichten für Joe Biden für einen Sieg bei den kommenden US-Präsidentschaftswahlen. Das Alter und seine immer häufiger werdenden mentalen Aussetzer ließen der Partei am Ende keine Wahl, als auf einen anderen Kandidaten zu setzen. Mit Kamala Harris wurde der offensichtlichste Kandidat gewählt, während Tim Walz, Gouverneur des Bundesstaates Minnesota, mit ihr gemeinsam als Vizepräsidentschaftskandidat gegen Donald Trump und JD Vance antreten wird. Ihnen wird nicht nur eine Chance eingeräumt, in einigen Umfragen werden sie sogar leicht vorne gesehen, während die erste Euphoriewelle rund um den Austausch der Kandidaten bei den Demokraten für Rekordspendeneinnahmen gesorgt hatte.

An den Börsen wurde lange Zeit keiner der beiden Kandidaten bevorzugt. Vielmehr mögen Finanzmarktteilnehmer keine Unsicherheiten. Entsprechend wurde es positiv gesehen, als sich zeitweise ein Trump-Sieg gegen Biden deutlich abgezeichnet hatte, da dies für klare Verhältnisse gesorgt hätte. Unternehmen aus den einzelnen Branchen werden dagegen unterschiedlichen Kandidaten die Daumen drücken. Allerdings ergeben sich auch einige Gemeinsamkeiten. So dürfte die Schuldenlast der USA weiter ansteigen. Harris und Trump dürften lediglich unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Die Demokraten stehen eher für höhere Sozialausgaben oder das Streichen von Schulden aus Studiendarlehen, während Trump die Steuern weiter senken dürfte. Beide sehen China als Gegner der USA, während die heimische Industrie gestärkt werden soll.

Biden und nun Harris dürften jedoch auf Bereiche wie die Elektroautoindustrie und Erneuerbare Energien setzen, während sich Donald Trump unlängst als Fan der heimischen Öl, Gas- und Kohleindustrie geoutet hat. Ein wichtiges Anliegen sind Trump, seinem Vizepräsidentschaftskandidaten JD Vance und der Republikanischen Partei möglichst niedrige Steuern und geringe Regulierungsanforderungen an die Finanzinstitute des Landes. Banken sollen in die Lage versetzt werden, die US-Wirtschaft und den Konsum mit günstigen Krediten anzukurbeln. Höhere Verteidigungsausgaben sind wiederum auch den Demokraten ein wichtiges Anliegen sind. Große Unterschiede ergeben sich dagegen im Bereich Gesundheitssektor. Die Demokarten versuchen, breitere Bevölkerungsschichten in den medizinischen Versicherungsschutz einzubeziehen.

UniteHealth sagt höheren Gesundheitskosten den Kampf an

Der demokratischen Partei ist es seit jeher ein wichtiges Anliegen, den allgemeinen Versicherungsschutz in den USA möglichst auszuweiten und breiten Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen. Etwas, was bei UnitedHealth (WKN: 869561 / ISIN: US91324P1021) gut ankommen sollte. Der Versicherungs- und Gesundheitskonzern aus Minnetonka im US-Bundesstaat Minnesota versichert im Bereich Krankenversicherung rund 26,6 Millionen Menschen in den USA. Daneben werden im Segment Optum eine Reihe von Apothekendienstleistungen und Beratungsdiensten angeboten.

In den vergangenen Jahren wurden die Umsätze unter anderen durch eine steigende Zahl von Versicherten angekurbelt. Im zweiten Quartal dieses Jahres lag das konzernweite Umsatzplus im Vorjahresvergleich bei 6,5 Prozent auf 98,9 Mrd. US-Dollar. Am Markt wurde vor allem der noch stärkere Fokus auf die Kostenkontrolle positiv gesehen, nachdem die Ausgaben für Gesundheitskosten in der Zeit nach COVID-19 angestiegen waren. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag im Juni-Quartal bei 6,80 US-Dollar und damit oberhalb der Konsensschätzungen von 6,60 US-Dollar.

First Solar profitiert gleich doppelt

Der Photovoltaikspezialist First Solar (WKN: A0LEKM / ISIN: US3364331070) gehörte bereits zu den Profiteuren des Inflation Reduction Acts (IRA). Diesen hatte die Biden-Regierung 2022 verabschiedet und dabei verschiedene Subventionen und Kaufanreize im Bereich der Erneuerbaren Energien aufgelegt. Im Frühjahr dieses Jahres wiederum wurden die Importzölle auf chinesische Solarzellen erhöht. Dies hilft First Solar in besonderer Weise, da das Unternehmen sehr stark auf die heimische Produktion fokussiert ist, etwas, was sowohl der Demokratischen Partei als auch den Republikanern ein wichtiges Anliegen ist.

Darüber hinaus profitiert First Solar auch abseits der Politik von einigen wichtigen Trends. Die Welt bewegt sich in Richtung Erneuerbare Energien. Diesen scheint der Boom rund um die Künstliche Intelligenz einen weiteren Schub verliehen zu haben. Die KI erfordert noch leistungsfähigere Rechenzentren. Entsprechend steigt in diesem Bereich der Strombedarf massiv an. Technologiekonzerne, die diese Rechenzentren auf Hochtouren laufen lassen, sind wiederum bestrebt, ihr „Öko-Image“ zu pflegen. Aus diesem Grund werden sie in Zukunft versuchen, den Großteil des steigenden Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne zu decken.

Chevron geht nach Texas

Ähnlich wie der Elektroautobauer Tesla wird auch Chevron (WKN: 852552 / ISIN: US1667641005) seinen Sitz von Kalifornien nach Texas verlegen. Dieser Schritt ist auch Ausdruck des politischen Umfeldes in den USA. Während Tesla-Chef Elon Musk eine Nähe zur Republikanischen Partei nachgesagt wird, ist es nur natürlich für einen Öl- und Gaskonzern wie Chevron, dem liberalen Kalifornien den Rücken zu kehren und in das stärker konservativ geprägte Texas zu ziehen. Zumal die Besteuerung dort wesentlich günstiger ist und dort die US-Ölindustrie beheimatet ist. In den kommenden fünf Jahren soll der Umzug nach Houston umgesetzt werden.

Entsprechend dürfte es kein Geheimnis sein, dass Chevron bei den kommenden US-Präsidentschaftswahlen Donald Trump die Daumen drücken dürfte. Schließlich setzt dieser auf eine weitere Ausweitung der heimischen Produktion bei den fossilen Energieträgern. Ein solcher Schub täte Chevron gut. Schließlich musste der Konzern zuletzt etwas kleinere Brötchen backen, nachdem der Ausbruch des Krieges in der Ukraine 2022 für deutliche Preissteigerungen bei Energie gesorgt hatte. Zuletzt waren es jedoch unter anderem Sorgen vor einer Rezession, die die Preise für Öl und Gas belastet hatten.

JPMorgan Chase hofft auf weniger Regulierungsdruck

Börsianer haben mit Blick auf JPMorgan Chase (WKN: 850628 / ISIN: US46625H1005) weiterhin vor allem Fragen rund um die unklare Nachfolge von Konzernchef Jamie Dimon im Blick. Außerdem profitierten Banken zuletzt von den hohen Zinsen. Dies dürfte sich mit der erwarteten Leitzinssenkung der Fed ändern. Trotzdem fährt der Branchenriese einen Erfolg nach dem anderen ein. Entsprechend notierte die Aktie von JPMorgan Chase zuletzt in der Nähe ihres Rekordhochs, während seit Jahresanafang 2024 ein Kursplus von rund 20 Prozent zu Buche steht.

Eine Trump-Präsidentschaft dürfte JPMorgan Chase zugutekommen. Schließlich steht er dafür, den Finanzinstituten möglichst wenige Knüppel in Form von Regulierungen zwischen die Beine zu werfen. Sie sollen sich darauf konzentrieren, günstige Kredite an Unternehmen und Konsumenten zu vergeben. Außerdem stehen die Republikaner zur Freude viele Finanzinstitute für niedrige Steuern. Es ist jedoch nicht so, dass JPMorgan Chase auf viel Hilfe angewiesen wäre. Dies machten unter anderem die bei Umsatz und dem Gewinn über den Erwartungen liegenden Q2-Ergebnisse deutlich.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Bei den kommenden US-Präsidentschaftswahlen werden Unternehmen aus verschiedenen Branchen unterschiedlichen Kandidaten die Daumen drücken. In vielen Punkten unterscheiden sich Kamala Harris und Donald Trump sowie die Demokraten und Republikaner jedoch kaum, während es Börsianern insgesamt weniger auf einen speziellen Favoriten ankommen dürfte, sondern eher für stabile Verhältnisse.