Im US-Bundesstaat Wyoming findet ab Donnerstag das jährliche „Economic Symposium“ der Federal Reserve Bank of Kansas City, ein internationales Notenbankertreffen, statt. In der Vergangenheit wurden bei solchen Gelegenheiten oft entscheidende Hinweise zur künftigen Ausrichtung der Geldpolitik gegeben.
Entsprechend groß ist die Erwartungshaltung vieler Beobachter in diesem Jahr. Seit Monaten wird darüber spekuliert, wann die US-Notenbank Fed erstmals seit März 2020 die Leitzinsen senken wird. Die Erwartungen schwankten dabei zwischen sieben Zinsschritten nach unten zu Beginn des Jahres bis zu einer möglichen Verschiebung der Zinswende auf das nächste Jahr im Frühsommer.
Doch seitdem einige volkswirtschaftliche Indikatoren zuletzt das Bild einer wirtschaftlichen Abkühlung in den USA zeichnen, scheint der Zeitpunkt für eine Zinssenkung tatsächlich näher zu rücken. Es ist daher gut möglich, dass Fed-Chef Jerome Powell in seiner vielbeachteten Eröffnungsrede am Donnerstag konkretere Hinweise auf einen möglichen Zinsschritt bei der nächsten Sitzung des Entscheidungsgremiums Mitte September geben wird. Allerdings wird er wahrscheinlich keinen weiteren Zinssenkungspfad für die kommenden Monate festlegen.
Wahrscheinlicher ist, dass er, wie seit Monaten üblich, auf die Datenabhängigkeit der geldpolitischen Ausrichtung in den USA verweisen wird. Die Fed dürfte also die Größe des anstehenden Zinsschritts – 0,25 oder 0,50 Prozentpunkte – sowie weitere Zinssenkungen davon abhängig machen, wie sich Inflation, Wachstum und die Beschäftigungslage am Arbeitsmarkt entwickeln.
Aus heutiger Sicht bleibt eine Absenkung des Leitzinses um maximal 100 Basispunkte bis zum Jahresende wahrscheinlich. Sollte sich zeigen, dass der wirtschaftliche Abschwung in den USA nur moderat ausfällt und keine Rezession droht, dürften die Reaktionen an den Aktienmärkten positiv ausfallen. Einen ersten Eindruck davon werden die Ende der Woche zur Veröffentlichung anstehenden Einkaufsmanagerindizes geben.
Ein Kommentar von Carsten Mumm
Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.
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