Nestlé: Ein Konzern-Veteran soll es richten

Der Schweizer Konzern nimmt einem abrupten CEO-Wechsel vor – und will damit nicht nur das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen.

(Bildquelle: Nestlé)

Es war ein Paukenschlag, was aus der Schweiz gemeldet wurde: Der Lebensmittelriese Nestlé (WKN: A0Q4DC / ISIN: CH0038863350) wechselt seinen Vorstandschef aus. Mit diesem Schritt endet die Ära von Mark Schneider, der das Unternehmen seit 2017 leitete. Schneider verlässt Nestlé per sofort und gibt auch seinen Sitz im Verwaltungsrat auf.

Für Investoren kam die Nachricht völlig überraschend, gestern nach Börsenschluss. „Obwohl die finanzielle Entwicklung und der Aktienkurs in den letzten Quartalen dem Gesamtmarkttrend hinterherhinkten, ist es bei Nestlé nicht Tradition, derart abrupte Wechsel vorzunehmen“, erklärt Jean-Philippe Bertschy von Vontobel die Marktreaktionen.

Der „Neue“ ist ein Nestlé-Veteran

Der „Neue“ ist wiederum ein bekannter im eigenen Haus. „Laurent Freixe ist ein absoluter Nestlé-Veteran,“ kommentiert Vontobel. Freixe ist schon seit 1986 im Konzern, begann einst als Vertriebs- und Marketingleiter. Er kennt laut den Analysten Nestlé in- und auswendig und lebt die Kultur und Werte des Unternehmens:

Laurent Freixe soll den Nestlé-Konzern wieder zum Erfolg führen. (Bildquelle: Nestlé)

Nachdem er für verschiedene kleinere Märkte verantwortlich war, stieg er erst zum Leiter der Zone Europa (2008-14) und danach zum Leiter der Zone Nord- und Südamerika auf (2014-2022). In den letzten zwei Jahren fungierte er als CEO der Zone Lateinamerika.

„Darüber hinaus hat er viele Jahre lang eng mit VR-Präsident Paul Bulcke zusammengearbeitet“, so Bertschy. Dennoch: Die Ernennung von Freixe erfolgt in einer Zeit, in der Nestlé vor wachsenden Herausforderungen steht, insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit und Innovation.

Schneider war stets der Kritik ausgesetzt gewesen

Mark Schneider trat einst als CEO bei Nestlé an und führte das Unternehmen durch eine Phase bedeutender Transformationen. Unter seiner Leitung fokussierte sich Nestlé stärker auf wachstumsstarke Bereiche wie Gesundheit, Ernährung und Nachhaltigkeit. Schneider trieb auch die digitale Transformation voran und positionierte das Unternehmen stärker im E-Commerce.

Mark Schneider verlässt Nestlé. (Bildquelle: Nestlé)

Trotz dieser Erfolge sah sich Schneider auch Kritik ausgesetzt, insbesondere hinsichtlich der Profitabilität in bestimmten Märkten und der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen.

Nestlé hat an der Börse Federn gelassen

Seitens der Börse hat Nestlé zuletzt Federn gelassen. Auf dem Tageschart ist ein seitwärts gerichteter Trend zu erkennen, der seit Anfang 2024 dominiert. Die Aktie bewegt sich innerhalb eines engen Korridors zwischen 110 CHF und 120 CHF. Auf der Oberseite fungiert die 120 CHF-Marke als signifikanter Widerstand, den die Aktie seit mehreren Monaten nicht nachhaltig überwinden konnte.

Nestlé – eine unserer Baustein-Aktien – kämpft zudem mit dem langfristigen Aufwärtstrend. Der 200-Tage gleitende Durchschnitt liegt oberhalb des aktuellen Niveaus, was auf einen längerfristigen Abwärtstrend hindeutet.

Kurzfristig bleibt die Nestlé-Aktie in einer Seitwärtsphase gefangen. Ein Ausbruch über 120 CHF könnte eine bullische Dynamik auslösen. Langfristig bleibt die Baustein-Aktie jedoch aufgrund der defensiven Eigenschaften des Unternehmens für risikoaverse Anleger attraktiv.

Analysten warten ab, was noch kommt …

Bei Vontobel ist man gespannt, wie es weitergeht: „Auch mit einem neuen Steuermann am Ruder wird Nestlé seine zahlreichen Herausforderungen nicht einfach so bewältigen können.“ Der Konzern müsse mit seinen Marken wieder an Fahrt gewinnen, um so Marktanteile hinzugewinnen und die Effizienz weiter steigern zu können. „Wir rechnen nicht mit größeren Umwälzungen: Kontinuität mit verstärktem Fokus auf Märkte und Konsumenten dürfte die Devise lauten.“

Klar ist zudem: „Unternehmen muss dringend eine gewisse Stabilität erlangen, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein.“

Die Baader Bank hat derweil die Einstufung für Nestle angesichts des Chefwechsels auf „Add“ mit einem Kursziel von 95 Franken belassen. Auch die Deutsche Bank hat die Einstufung für Nestle nach der Ankündigung auf „Hold“ mit einem Kursziel von 95 Franken belassen. Anleger dürften zunächst negativ reagieren, schrieb Analyst Tom Syke. So dürften Fragen aufkommen, ob die Gewinnmargenprognose für 2025 Bestand haben wird und ob es überhaupt einen Anstieg der Produktivität geben könne.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Nestlé ist und bleibt eine Baustein-Aktie, mit der langfristig orientierte Anleger ihren persönlichen Vermögensaufbau betreiben können. Dass die vergangenen fünf Jahre als Anleger mit Mark Schneider als CEO nicht gut liefen, zeigen die Performance-Zahlen deutlich:

Aus einer Aktien-Position im Wert von 10.000 Euro wurden weniger als 8.500 Euro. Auf Sicht von einer Dekade wurden dagegen aus 10.000 Euro mehr als 17.000 Euro. Nestlé tut also gut daran, dass Vertrauen der Anleger wieder zurückzugewinnen.

Das weiß auch Verwaltungsratchef Paul Bulkcke und glaubt an bessere Zeiten: „Laurent ist genau die Führungskraft, die Nestlé jetzt braucht. Mit ihm wird Nestlé die Stellung als zuverlässiges Unternehmen mit konsistenter und nachhaltiger Wertschöpfungweiter ausbauen.“ Dem Konzern mit seinen weltweit mehr als 270.000 Mitarbeitern wäre es zu wünschen.

Anlagen in Schweizer Werte

Schweizer Titel wie Nestlé können hierzulande beispielsweise über Zertifikate erworben werden. Diese gibt es nicht nur auf Einzelwerte, sondern auch auf Aktienkörbe. Zu diesen zählt das Open-End Partizipationszertifikat auf den Vontobel Swiss Research Basket (WKN: VL4JU8 / ISIN: DE000VL4JU82).

In diesem Index sind über 30 aussichtsreiche Schweizer Aktien enthalten. Dabei werden alle mit einer vom Vontobel Research mit einer Kaufempfehlung versehenen schweizerischen Aktien im Swiss Research Basket zusammengefasst. Dazu gehören Nestlé, Richemont, Novartis oder Givaudan.

Der marktEINBLICKE-Quellensteuer-Tipp:

In diesem redaktionellen Beitrag haben Sie über ausländische Unternehmen gelesen, die an Sie als möglicher Aktionär auch eine Dividende zahlen. Dividenden sind für den langfristigen Vermögensaufbau das Salz in der Suppe. Als Anleger sollten Sie aber bei Dividendenzahlungen aus dem Ausland reagieren und sich zu viel gezahlte Quellensteuer kostengünstig rückerstatten lassen. Wir zeigen Ihnen, wie einfach und bequem das für jeden Investor geht.