Die größten Mythen der Baufinanzierung

Eine Baufinanzierung ist ein komplexes Thema – aber wer sich richtig informiert, sollte seinem Ziel von den eigenen vier Wänden näher kommen.

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Der Traum vom Eigenheim steht für viele Deutsche weiterhin ganz oben auf der Wunschliste. Doch auf dem Weg zur eigenen Immobilie tauchen immer wieder hartnäckige Mythen rund um die Baufinanzierung auf, die Immobilien-Interessenten verunsichern. Diese Fehlinformationen können dazu führen, dass zukünftige Eigenheimbesitzer falsche Entscheidungen treffen oder Chancen verpassen. Hier sind die wichtigsten Mythen, die es zu durchbrechen gilt.

Mythos 1: Ohne Eigenkapital ist der Traum vom Eigenheim unerreichbar

Eine weit verbreitete Annahme ist, dass man ohne ausreichendes Eigenkapital keine Immobilie finanzieren kann. Zwar raten viele Banken dazu, mindestens 20 % des Kaufpreises als Eigenkapital einzubringen, doch eine Vollfinanzierung ist nicht ausgeschlossen.

Es ist also durchaus möglich, mit weniger Eigenkapital oder auch gänzlich ohne Eigenkapital (110-Prozent-Finanzierung) zu finanzieren. Etwa wenn man über ein gutes Einkommen und finanzielle Rücklagen bzw. zusätzliche Sicherheiten wie weitere Immobilien verfügt. „Zudem schauen Kreditgeber genauer hin, ob sich die Immobilie in einer gefragten Lage befindet und in einem guten energetischen Zustand ist“, so die Interhyp. Allerdings sollte bedacht werden, dass dies mit höheren Zinsen und einer längeren Laufzeit verbunden sein kann.

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Mythos 2: Die Zinsen bleiben während der gesamten Laufzeit gleich

Viele Verbraucher glauben, dass der Zinssatz für ihre Baufinanzierung über die gesamte Laufzeit gleich bleibt. Dies gilt jedoch nur, wenn man eine Zinsbindung über die gesamte Kreditlaufzeit abschließt – was selten der Fall ist.

Die meisten Finanzierungen haben eine Zinsbindung von 10 bis 15 Jahren, während die Laufzeit des Kredits oft deutlich länger ist. Nach Ablauf der Zinsbindung wird der Zinssatz neu verhandelt, was zu Überraschungen führen kann, besonders wenn das Zinsniveau gestiegen ist.

Mythos 3: Ein hoher Tilgungssatz führt immer zu einer schnelleren Rückzahlung

Während eine hohe anfängliche Tilgungsrate den Kredit schneller reduziert, bedeutet dies nicht zwangsläufig die beste Lösung für jeden Kreditnehmer. Denn:

Eine höhere Tilgung erfordert eine höhere monatliche Belastung, die in Kombination mit steigenden Zinsen die Haushaltskasse erheblich belasten kann. Hier ist es wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Tilgung und finanzieller Flexibilität zu finden. Oft ist es sinnvoller, anfangs eine moderate Tilgung zu wählen und die Möglichkeit von Sondertilgungen zu nutzen.

Mythos 4: Es ist immer besser, den Kredit so schnell wie möglich abzubezahlen

Es klingt verlockend, den Kredit möglichst schnell abzuzahlen, um zinsbelastende Jahre zu vermeiden. Doch in der Realität kann eine schnellere Rückzahlung steuerliche Vorteile schmälern. Kreditnehmer sollten die steuerlichen Aspekte einer Baufinanzierung, vor allem bei vermieteten Immobilien, im Auge behalten.cOftmals kann es sinnvoller sein, einen Teil des Kapitals anderweitig zu investieren, anstatt sich zu sehr auf die Tilgung zu konzentrieren.

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Mythos 5: Den besten Kredit gibt es nur bei der Hausbank

Das stimmt so nicht. Natürlich kann eine Hausbank die besten Konditionen für das eigene Finanzierungsvorhaben bieten. Das muss aber nicht so sein. Generell gilt: Vergleichen lohnt sich.

Mit einer bankenunabhängigen Beratung und dem Vergleich vieler verschiedener Darlehensgeber erhalten Kaufinteressierte einen detaillierten Überblick einerseits über ihre Möglichkeiten bei der Baufinanzierung und können andererseits darauf aufbauend das für sie maßgeschneiderte Angebot mit den besten Konditionen auswählen.

Mythos 6: Die Anschlussfinanzierung muss bei der gleichen Bank erfolgen

Viele Kreditnehmer gehen davon aus, dass sie bei der Anschlussfinanzierung automatisch wieder an ihre ursprüngliche Bank gebunden sind. Doch das ist ein Trugschluss. “Es lohnt sich, auch bei der Anschlussfinanzierung verschiedene Angebote einzuholen”, so die Stiftung Warentest. Gerade durch die Wahl eines neuen Finanzierungsanbieters lassen sich oftmals bessere Konditionen aushandeln.

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Mythos 7: Mit 50 ist man zu alt für eine Baufinanzierung

Viele Kaufinteressierte über 50 glauben, dass sie in ihrem Alter keinen Kredit mehr von der Bank bekommen. Das ist nicht richtig sagt die Interhyp: „Zum einen gibt es kein Höchstalter für eine Baufinanzierung.

Zum anderen sehen Banken gerade in über 50-Jährigen eine interessante Zielgruppe, deren Einkommen und Vermögen meist das der jüngeren Generation übersteigt.“ Mit den entsprechenden Sicherheiten und Eigenkapital lasse sich für viele ein solider Finanzierungsplan entwickeln, so die Experten weiter.

Mythos 8: Eine Kreditanfrage ist schlecht für den Schufa-Score

Ruiniert eine Kreditanfrage meinen Schufa-Score? Ja und Nein – kommt darauf an. Tatsache ist: Die Schufa speichert klassische Kreditanfragen und das kann sich negativ auf den Score auswirken. Dennoch ist es für eine Baufinanzierung unumgänglich, bei verschiedenen Banken anzufragen und Darlehen zu vergleichen, um sich die besten Konditionen zu sichern.

Dabei kommt es ganz darauf an, wie die Anfrage durchgeführt wird. „Sogenannte Konditionsanfragen, wie sie von professionellen Baufinanzierungsvermittlern zum Vergleich von Konditionen für Kundinnen und Kunden gestellt werden, beeinflussen die Bonitätsbewertung in keiner Weise“, beruhigen die Experten der Interhyp.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Eine Baufinanzierung ist ein komplexes Thema, das gut durchdacht werden muss. Wer auf gängige Mythen hereinfällt, riskiert langfristig Nachteile oder unnötig hohe Kosten. Lassen Sie sich daher umfassend informieren und nehmen Sie bei Unsicherheiten professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Wie bei allen großen finanziellen Entscheidungen gilt: Wissen ist Macht – und schützt vor teuren Fehlern.