Chinas Doppel- und Dreifach-Wumms

Können Alibaba & Co nachhaltig von den Pekinger Stimuli profitieren oder entpuppen sich die geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen als Strohfeuer?

(Bildquelle: Pressefoto Alibaba)

Die chinesische Zentralbank (People‘s Bank of China, PBOC) und die Pekinger Regierung haben die chinesischen Aktien aus ihrem jahrelangen Dornröschenschlaf aufgeweckt. In der Woche vom 23. bis 27. September schoss der CSI 300 Index um fast 16 Prozent in die Höhe. Es war die beste Wochenperformance seit 2008.

Nur ein Strohfeuer?

Das Barometer, das die 300 größten und liquidesten an den Wertpapierbörsen Shanghai und Shenzhen gehandelten A-Aktien zusammenfasst, konnte zeitweise eine neun Tage andauernde Serie von Gewinntagen mit Kursgewinnen von insgesamt mehr als 25 Prozent verbuchen, bevor es in eine einwöchige feiertagsbedingte Pause ging. Angesichts dieser Euphorie dürften auch ausländische Investoren wieder interessierte gen China blicken.

Für die Euphorie hatten eine Reihe von Ankündigungen verschiedener chinesischer Regulierungsbehörden wie der PBOC gesorgt. Ziel ist es, dass nach COVID-19 schwächelnde Wirtschaftswachstum anzukurbeln, den kriselnden Immobilienmarkt zu stabilisieren und den Aktienmarkt zu beleben. Zu den Maßnahmen gehört eine Absenkung des erforderlichen Mindestreservesatz vonseiten der PBOC um 50 Basispunkte.

Marktteilnehmer fragen sich allerdings bereits, ob die umgesetzten und angekündigten Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur, des Immobilienmarktes und der heimischen Börsen Früchte tragen werden. In der Zwischenzeit herrscht an den Aktienmärkten ausgelassen Stimmung. Welche Aufbruchstimmung entfacht worden ist, ist vor allem an der Kursentwicklung einiger Technologiewerte abzulesen.

Stimuli überall

So konnte beispielsweise die Alibaba-Aktie seit Anfang September rund 40 Prozent an Wert zulegen. In den Jahren zuvor hatte das Papier des E-Commerce-Riesen zeitweise rund 80 Prozent an Wert eingebüßt. Gründe waren die nur schleppende Erholung der chinesischen Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie und die Zurückhaltung vieler Konsumenten.

Die Zentralbank reagierte nun beispielsweise mit einer Absenkung ihres 7-Tage-Reverse-Repo-Satzes von 1,7 auf 1,5 Prozent, während der Mindestreservesatz für Banken um 50 Basispunkte nach unten gefahren wurde. Weitere Maßnahmen wurden angekündigt. Der Anlegerjubel fiel derart groß aus, dass die Börse in Hongkong zeitweise ihre beste Woche seit 1998 verbuchen konnte.

Verbesserung des Wohlstandseffekts

Die Alibaba-Aktie hatte sich von einem Jahrestief bei rund 66 US-Dollar zuletzt in den Bereich von 115 US-Dollar vorgearbeitet. Alicia Yap, Analystin bei der Citigroup, traut dem Papier sogar den Sprung auf 136,00 US-Dollar zu. Zuvor hatte das Rating bei 116,00 US-Dollar gelegen, während das „Buy“-Rating nun bestätigt wurde.

Sie ist der Ansicht, dass die jüngsten geld- und fiskalpolitischen Anreize in China wahrscheinlich zu einer Verbesserung des Wohlstandseffekts führen werden, was auch die Verbraucherstimmung und die Bereitschaft zum Konsum steigern könnte. Es wird davon ausgegangen, dass Alibaba seine Investitionen und Marketingaktionen in der Zeit vor dem Singles Day am 11. November 2024 verstärken wird, um das Bruttowarenvolumen und die Ausgaben der Verbraucher zu erhöhen.

Chinesische Unternehmen erobern immer mehr Auslandsmärkte

Alibaba-Aktie (WKN: A117ME / ISIN: US01609W1027) ist nicht das einzige Unternehmen, das von den geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen profitieren dürfte. Angesichts der Probleme im Immobiliensektor liegt der Fokus auf der Stützung des Finanzsektors. Gleichzeitig weiß die Pekinger Regierung, dass sie Tech-Unternehmen benötigt, um geopolitischen Wettbewerb mit den USA bestehen zu können.

Darüber hinaus wagen sich immer mehr chinesische Unternehmen auf den europäischen Markt oder in die USA vor. Dies gilt nicht nur für Elektroautobauer wie BYD. Alibaba hat dabei mit Alipay+ rund um die Fußball-Europameisterschaft hierzulande für Aufsehen gesorgt. Auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Paris waren chinesische Werbeträger allgegenwärtig.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Nach einer längeren Durststrecke scheint wieder deutlich mehr Leben in den chinesischen Aktienmarkt zu kommen. Es werden Zweifel bleiben, ob die ergriffenen Maßnahmen einen nachhaltigen Effekt haben oder schnell verpuffen werden, ähnlich wie es in jüngerer Vergangenheit der Fall war. Unternehmen wie Alibaba könnten jedoch dank der Fokussierung auf Wachstumsbereiche wie die KI, E-Commerce, Cloud Computing oder den Vorstoß auf neue Märkte unabhängig davon langfristig erfolgreich sein.

Anleger, die nicht nur auf Alibaba, sondern gleich auf mehrere chinesische Internet- bzw. Technologieunternehmen setzen möchten, schauen sich zum Beispiel das Indexzertifikat (WKN: DA0AAZ / ISIN: DE000DA0AAZ1) auf den WANT Index an. Dieser setzt sich aus Weibo, Alibaba, Netease und Tencent zusammen.