Gibt es dieses Jahr einen Börsen-Endspurt?

Amerikas Börsen bleiben im Hausse-Modus, während Europa schwächelt. Unser Kolumnist stuft aber als aktuell größte Herausforderung eher die Schicksalswahl in den USA ein.

(Bildquelle: marktEINBLICKE)

Das vierte Quartal hat bereits begonnen und der S&P 500 Index erreichte am 9. Oktober sein 44. Rekordhoch in diesem Jahr und kommt auf ein Plus von über 21 Prozent seit Januar – was deutlich über dem Jahresdurchschnitt von 8,1 Prozent der vergangenen 75 Jahre liegt.  Auch der DAX  kann sich mit einem Anstieg von 15 Prozent seit Jahresbeginn sehen lassen und liegt damit deutlich über seinem Jahresdurchschnitt von 8,6 Prozent seit seiner Erstnotierung von 1988.

Die Index-Zahlen sind natürlich nicht direkt vergleichbar, da der S&P 500 ein reiner Preisindex ist, während der DAX als thesaurierender Index Dividendenzahlungen mit einschließt. Der S&P 500 thesauriert (Dividenden reinvestiert) kommt auf eine Jahresrendite von 11,5 Prozent seit 1950 und damit deutlich mehr als beim DAX mit 8,6 Prozent seit 1988. Der Grund hierfür liegt in der größeren Dynamik der amerikanischen Unternehmen.

Was ist jetzt noch möglich?

Bis zum Jahresende sind es noch weniger als 10  Wochen. Was ist jetzt noch möglich? Meine im Juli angehobenen Jahresziele für die Börsen gelten weiterhin und werden wahrscheinlich am Ende sogar noch etwas höher ausfallen. Der Dow Jones  kann die 44.000 Marke sehen, nachdem das 42.000 Niveau bereits im September überschritten wurde.

Beim S&P 500 halte ich an der 6.000 Marke weiterhin fest, auch beim DAX bleibe ich beim 20.000 Niveau. Während die Börsen im Hausse-Modus bleiben, gibt es etliche Fragezeichen in der Wirtschaft und Politik. Die USA ist momentan die Wachstumslokomotive für die Welt und kann eine Wachstumsrate von drei Prozent sehen, was  deutlich über der langfristig angestrebten zwei Prozent Marke liegt.

Die NYSE an der Wall Street. Amerikas Börsen bleiben im Hausse-Modus. (Bildquelle: markteinblicke.de)

Gleichzeitig wird sich die Inflationsrate weiterhin zurückbilden und vielleicht schon im kommenden Jahr das angestrebte zwei Prozentniveau erreichen.Die von mir erwartete Leitzinssenkung von Seiten der US-Notenbank fand im September statt. Die Senkung von einem halben Prozent auf 5 Prozent war der richtige Schritt, dem noch zwei weitere Zinsschritte von jeweils einem Viertel Prozentpunkt.

Im November unmittelbar nach der Präsidentschaftswahl und im Dezember kurz vor Weihnachten folgen werden. Die EZB wird zwei ähnliche Zinsschritte bis Jahresende beschließen, um Europa notwendige Wachstumsimpulse zu geben.

Die Lage in der Welt

Deutschland ist derweil der kranke Mann Europas! Seit zwei Jahren schrumpft die Wirtschaft, wenn auch nur geringfügig unter der Nullmarke. Die Ampel-Koalition harmonisiert nicht und leidet unter mangelnder Führung. Der massive politische Rechtsruck in ganz Europa ist eine enorme Belastung ohne eine echte Alternative erkennen zu lassen. Zu viel Bürokratie wird zum Hemmnis. Der für Deutschland so wichtige Mittelstand läuft Gefahr wegzubrechen.

China, die zweitgrößte Wirtschaft der Welt, muss seine massive Immobilienpleite in den Griff bekommen und den Konsum fördern. Die angestrebte Wachstumsrate von fünf Prozent ist eine Herausforderung, die eventuell in diesem Jahr nicht erreicht wird. Dennoch hat die chinesische Börse in den letzten Wochen eine eindrucksvolle Hausse vorgelegt mit einem Plus von über 40 Prozent und bestätigte damit meine positive Einschätzung.

In der Politik gibt es die größten Belastungen, ohne eine Lösung zu erkennen. Dies trifft auf den Nahen Osten und die Ukraine zu, wo nicht zu ertragende Kriegszustände herrschen. Waffen alleine reichen nicht, aber Diplomatie im freien Raum ist auch keine Lösung!

Die Demokratie steht in den USA auf dem Prüfstand!

Die aktuell größte Herausforderung sind die bevorstehenden Kongresswahlen und Präsidentschaftswahl in den USA am 5. November. Hier steht die Demokratie auf dem Prüfstand! Die jüngsten Umfragen deuten auf ein Kopf an Kopf Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump. Unverändert hoffe ich auf einen Wahlsieg von Kamala Harris, da Trump aus meiner Sicht unwählbar ist.

Trump oder Harris? Amerika wählt am 5. November ein neues Staatsoberhaupt. (Bildquelle: Unsplash/ Library of Congress und Official White House Photo by Adam Schultz)

Seine ständigen Lügen und Fehldarstellungen –  laut Washington Post waren es während seiner vierjährigen Amtszeit von 2017-2020 über 30.000, was ungefähr eine Lüge pro Stunde (Tag und Nacht) wäre – lassen an seiner geistigen Verfassung zweifeln.

In einer einstündigen Pressekonferenz vor wenigen Wochen in Florida zählten Anwesende sogar zwei Lügen pro Minute. 16 Nobelpreisträger kritisieren sein Wirtschaftsprogramm und loben dagegen das von Kamala Harris. Insider sagen, dass Trump nur an sich denkt und im Fall, dass er die Wahl verliert, Gefahr läuft, im Gefängnis zu landen – seine angeblich größte Angst!

Die Börse ignoriert bisher die US Wahlen und setzt ihren Rekordlauf fort. Meine Einschätzung für 2025 erläutere ich Anfang 2025. Weitere Informationen gibt es unter heiko-thieme.com und auf Instagram unter heikothieme.club

Die Antwort auf meine Frage am Anfang dieser Kolumne heißt: Ja!

 

Ein Beitrag von Heiko Thieme
Er ist über 45 Jahre im internationalen Anlagegeschäft tätig und schrieb 16 Jahre als freier Kolumnist für die FAZ. Seit dem Jahr 1979 gibt es seine Marktanalysen und Einschätzungen sowie die älteste deutsche Börsenhotline.
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Bildquelle: Heiko Thieme