Mode zum Schnäppchenpreis

Bild: Pixabay / webandi

Bummelt man dieser Tage durch die Stadt oder die Kaufhäuser, dann sieht man schon die ersten Prozentzeichen an der Sommerware hängen. Dabei hat der Sommer noch gar nicht richtig angefangen. Kauft heutzutage überhaupt noch jemand zum regulären Preis? Oder sind nur noch Schnäppchenjäger unter uns?

Früher war der Schlussverkauf noch gesetzlich geregelt, und zwar begann der Sommerschlussverkauf immer am letzten Montag im Juli und der Winterschlussverkauf am letzten Montag im Januar. Mit dem Startschuss wurden alle Saisonwaren reduziert und die Schnäppchenjäger hatten zwei Wochen Zeit, die günstigen Artikel zu ergattern. Danach verschwanden diese ganz aus dem Sortiment. Eine geregelte Sache, auf die sich jeder einstellen konnte, Händler sowie Verbraucher. Auch wenn für den Ansturm an den ersten Tagen sicherlich Zusatzpersonal eingesetzt werden musste, um die chaotischen Kleiderberge zu entwirren, so hatte doch alles einen festen Rahmen in Bezug auf den Wettbewerb.

2004 wurde das Wettbewerbsrecht verändert, so dass Schlussverkäufe keine zeitliche Reglementierung mehr haben. Sie sind weder abhängig vom Zeitpunkt noch vom angebotenen Sortiment. Der BTE Handelsverband Textil empfiehlt zwar trotzdem ein einheitliches Vorgehen für die Einzelhändler, also einen „versteckten“ offiziellen Schlussverkaufstermin. Aber sind wir mal ehrlich: daran halten muss sich niemand. Dieses Jahr ist der 30. Juli als Starttermin für den SSV empfohlen. Aber woher kommen denn schon zwei Monate vorher die ganzen Reduzierungen?

Der Verkaufszeitraum für Ware zum regulären Preis wird immer kürzer, da die „Großen“ der Branche immer früher Rabattaktionen für Stammkunden etc. durchführen und die „Kleinen“ oftmals gezwungen sind, ebenfalls auf diese Rabatte einzugehen, um im Wettbewerb zu bleiben. Da kann es schon passieren, dass die Kunden Anfang Juni schon fragen, ab wann denn reduziert wird und mit dem Kauf abwarten.

Der Wareneinkauf und die Kenntnis der eigenen Kunden spielt eine immer wichtigere Rolle. Zum Saisonstart bzw. zum Kollektionswechsel kommen die Stammkunden und die modisch ambitionierten Kunden, die bereit sind, die Ware zum regulären Preis zu kaufen. Sie möchten so früh wie möglich die attraktivsten Teile im Schrank haben, bevor sie ein anderer wegschnappt. Denn das Risiko, bis zur Reduzierung zu warten, ist ihnen zu hoch. Wem das nicht so wichtig ist, der wartet lieber etwas ab und kann schon vor dem Sommer reduziert einkaufen.

Ganz am Ende der Saison, also zu den früher offiziellen Schlussverkaufsterminen, werden in der Tat alle Restbestände rausgehauen. Allerdings sind dies nicht immer nur Waren aus der laufenden Saison, sondern vielmehr nutzen viele Einzelhändler diese Aktion, um sämtliche Ladenhüter vergangener Saisons dazuzustellen, um die Lager zu räumen. Da kann es einem schon passieren, dass man ein Teil erwischt, das schon längst modetechnisch überholt ist und doch noch seinen Preis hat. Große Textileinzelhändler kaufen für den Ausverkauf auch noch extra Waren hinzu, die sie günstiger einkaufen als normal, um sie dann mit einer immer noch guten Marge reduziert anzubieten.

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Immer mehr Verbraucher geben zu, dass sie nur noch reduziert einkaufen. Große Preistransparenz bietet heutzutage auch der Online-Handel. Die Preise sämtlicher Anbieter überall auf der Welt können so in Sekundenschnelle verglichen werden und stehen plötzlich in Konkurrenz zum lokalen Einzelhändler.

Fazit: Reduziert shoppen macht Spaß, allerdings ist Vorsicht geboten, dass man keine Ladenhüter erwischt oder der Streichpreis vorher (absichtlich) erhöht wurde. Dagegen wächst der Druck im Einzelhandel, die richtigen Artikel in der richtigen Menge für den Kunden auszuwählen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

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