Das perfekte Börsen-Szenario

Ein vorbestrafter US-Bürger ist zurück im Oval Office – und die Börsen feiern ihn. Es zeigt sich in diesen Tagen: Börse hat nichts großartig mit Moral oder Ethik zu tun. Davon sollten sich aber Langfrist-Anleger nicht abschrecken lassen.

Bildquelle: markteinblicke.de

Wir waren zugegeben nicht ganz so schockiert in der Redaktion über diesen Wahlsieg von Donald Trump. Beim ersten Mal tat es uns mehr weh. Dass ein Land wie die Vereinigten Staaten von Amerika einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter mehrheitlich als Staatsoberhaupt wollen, ist aber für uns als denkende und lebende Europäer schwer bis gar nicht nachzuvollziehen. An den Börsen, unter den Experten und bei vielen Anlegern scheint das gar keine Rolle zu spielen. Denn:

Dass die Weltpolitik keine Priorität genießt, ist geschenkt. Trump tut schließlich dem Aktienmarkt gut. Tut den Kursen gut. Tut den Portfolios gut, so viele Kommentare in den vergangenen Tagen. Mit dem Comeback Donald Trumps kehren auch die Reaganomics zurück in die USA. „Für US-Aktien ist das ein perfektes Szenario“, sagt beispielsweise Benjamin Bente von Vates Invest GmbH. Deregulierung und Steuersenkungen sollten die US-Wirtschaft antreiben. „Und selbst das politische Europa kann von einem heilsamen Schock profitieren.“

Die Frage nach dem Nettoeffekt

Dennoch gibt es immer ein „aber“. Das wäre in der Causa Trump das so blöde Thema „Zölle“. Die angekündigten Zölle könnten sich negativ auswirken – sagen viele Marktbeobachter. Und eine negative Zollpolitik würde auch in den USA Wirtschaftswachstum kosten, weil es zu Gegenmaßnahmen aus anderen Staaten käme.

„Die Frage wird sein, ob der Nettoeffekt aus der sehr positiven Deregulierungs- und Steuersenkungspolitik und auf der anderen Seite der negativen Zollpolitik nicht immer noch positiv ist“, so Bente, hat aber auch ein Fazit zu sagen: „Hauptprofiteur werden in jedem Fall US-Aktien sein, denn die sehr nach innen ausgerichtete US-Wirtschaft kann die Zölle viel besser verkraften als ein Exportkontinent wie Europa und allen voran Deutschland.“

Alles in Butter? Nicht wirklich. Der Experte hat einen Rat. „Long-US-Aktien und hier insbesondere das Stockpicking sind aus unserer Sicht das Vorgehen, das sich nach der Wahl empfiehlt“, sagt Bente. Es gelte jetzt, die ein oder andere Branche oder das ein oder andere Unternehmen, das von Vergeltungszöllen betroffen sein könnte, rechtzeitig zu identifizieren und möglicherweise zu meiden und die klaren Gewinner der trumpschen Agenda ins Portfolio zu nehmen.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Wir sagen dazu nein. Es sei denn, Sie sind an der Börse kurz- bis mittelfristig unterwegs. Wir sagen vielmehr: Bleiben Sie weiterhin in allen Ihren Baustein-Aktien investiert. Vier Jahre noch einmal Donald Trump – was ist das gegen einen Anlagezeitraum von zehn, 15 oder zwanzig Jahren?

Wir wollen an dieser Stelle gewiss nicht mit der alten Börsenweisheit von der Politik und den kurzen Beinen wieder anfangen. Aber ja, sie stimmt – diese Weisheit. Schauen Sie sich den historischen Chartverlauf des Dow Jones oder des DAX an – wer da nicht alles an der Macht war in den USA, sei es von den Roten oder Blauen. Am Ende ist die Geschichte vorgeschrieben:

Langfristig geht es mit soliden Investments – nichts anderes stellen aus unserer Sicht Baustein-Aktien dar – und deren Kursen nach oben. Substanz gewinnt immer, egal welcher Präsident im Weißen Haus das Sagen hat …

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),
alle Daten der kommenden Handelswoche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

Ihre marktEINBLICKE-Herausgeber

Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt