Die US-Aktienmärkte reagierten noch euphorischer auf Trumps Sieg 2.0 bei den US-Präsidentschaftswahlen, als sie dies bei seinem ersten Erfolg im Jahr 2016 getan hatten. Ein Grund ist der Umstand, dass dieser Sieg überraschend deutlich ausfiel und die Trump-Regierung dank der Erfolge im Kongress noch stärker auf ihren wirtschaftsfreundlichen Kurs schwenken kann.
Zahlreiche Gewinner eine weiteren Trump-Präsidentschaft
Am 6. November verbuchte der NASDAQ Composite einen Kurszuwachs um 3,0 Prozent auf 18.983 Zähler. Im S&P 500 und Dow Jones Industrial Average lagen die Kurssteigerungen bei 3,6 bzw. 2,5 Prozent. Für diese drei wichtigen Aktienindizes ging es dabei auf neue Höchststände, während die US-Börsen nie zuvor nach den Wahlen einen besseren Handelstag gesehen hatten. Zu den großen Gewinnern zählte beispielsweise die Tesla-Aktie. Donald Trump trat zwar als entschiedener Gegner von Elektroautos und Erneuerbaren Energien auf, allerdings zeigten er und Tesla-Chef im Wahlkampf eine große Nähe. Jedoch war dies nicht der einzige Grund, warum die Tesla-Aktie allein am Tag nach den US-Präsidentschaftswahlen einen Kurszuwachs von beeindruckenden 15 Prozent verbuchen konnte.
Tesla und Elon Musk sind bei weitem nicht die einzigen, die sich über einen Sieg Trumps freuen können. Am Tag nach der Wahl konnte der Russell 2000 mit einem Plus von 5,8 Prozent eine besonders starke Performance hinlegen. Die Erwartung ist, dass Nebenwerte in besonderer Weise von einer protektionistischen US-Handelspolitik profitieren sollten. Hinzu kommt der Umstand, dass diesen häufig hochverschuldeten Unternehmen auch die Leitzinssenkungen der Notenbank Fed zugutekommen sollten. Mit Blick auf ein zweite Amtszeit Donald Trumps werden die Gewinner beispielsweise im Finanzsektor, der Energiewirtschaft sowie im Bereich der digitalen Währungen vermutet.
Neben niedrigeren Unternehmenssteuern möchte beispielsweise JPMorgan Chase von weniger strengen Regulierungsvorschriften profitieren. Dies gilt unter anderem im Hinblick auf Gewinnausschüttungen und Aktienrückkaufprogramme. Gleichzeitig wird die Trump-Regierung die größten Finanzinstitute des Landes animieren, Kredite noch leichter zu vergeben, um auf diese Weise die Konjunktur anzukurbeln. Wenn es um Kryptowährungen geht, sind es wiederum die Regulierungen, die in den vergangenen Jahren die wichtigsten Hürden für ein noch stärkeres Wachstum dargestellt hatten. Nun werden wir einen US-Präsidenten erleben, der sich unlängst als großer Krypto-Fan geoutet hat. Ähnliches gilt für den heimischen Öl- und Gassektor, der es nun mit niedrigeren Umweltstandard zutun bekommen dürfte.
Tesla: Elon Musk hat auf das richtige Pferd gesetzt
Wenn man bedenkt, dass Donald Trump ein entschiedener Gegner von Elektroautos sowie Erneuerbarer Energien ist, kann es etwas merkwürdig anmuten, dass die Tesla-Aktie (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) am Tag nach den US-Präsidentschaftswahlen um 15 Prozent in die Höhe schießen konnte. Zu den Gründen gehört die Nähe von Tesla-Chef Elon Musk zu Trump und der Republikanischen Partei. Ein anderer Grund könnte jedoch ähnlich wichtig sein. Hierbei geht es um das Thema Autonomes Fahren. Die Republikaner könnten die entsprechenden Regulierungen für Robotaxis und angrenzende Geschäfte den Bundesstaaten überlassen. Dies wird von vielen Analysten als vorteilhaft für Tesla angesehen, das gerade erst mit seinem Robotaxi-Event den Startschuss für dieses Zukunftsgeschäft abgegeben hatte.
Bank of America-Analyst John Murphy hat auch deshalb das Kursziel für die Tesla-Aktie von 265,00 auf 350,00 US-Dollar angehoben, was derzeit einem Kurspotenzial von fast 40 Prozent entsprechen würde. Zudem wurde das „Buy“-Rating bestätigt. Die Analyse des Experten habe gezeigt, dass der Elektroautobauer „relativ gleichgültig gegenüber den meisten politischen Maßnahmen“ der neuen Regierung sein dürfte, aber von einer Verlagerung hin zu einer bundesstaatlichen Regulierung von autonomen Fahrzeugen und selbstfahrenden Autos (Full Self-Driving, FSD) profitieren sollte.
JPMorgan Chase: Höhere Zinsen voraus?
Bei Tech-Werten wie NVIDIA sind Anleger große Kursausschläge innerhalb kürzester Zeit gewohnt, nicht jedoch bei den großen US-Banken. Nach dem Sieg Donald Trumps zeigten sich Anleger auch rund um Bankenwerte in Feierlaune. So konnte die Aktie des Branchenriesen JPMorgan Chase (WKN: 850628 / ISIN: US46625H1005) innerhalb von zwei Tagen nach der Wahl ein Kursplus von mehr als 10 Prozent verbuchen. Neben einem geringeren Regulierungsdruck und sinkenden Unternehmenssteuern sollten den Banken höhere Zinsen zugutekommen.
Bei der UBS glaubt man, dass die Staatsverschuldung unter einer Republikanischen Regierung höher ausfallen sollte, als wenn die Demokraten den Sieg davongetragen hätten. Dies sollte wiederum steigende Zinsen zur Folge haben. Grund dafür ist der Umstand, dass eine höhere Staatsverschuldung die Fed dazu veranlassen dürfte, die Leitzinsen eine längere Zeit oben zu belassen. Darüber hinaus hat Trump umfangreiche Zölle angekündigt, und dies nicht nur auf Importe aus China. Auch diese dürften inflationsfördernd wirken, was ebenfalls die Fed unter Druck setzen sollte, die Zinsen nicht zu senken oder sogar zu erhöhen.
Coinbase setzt auf den Krypto-Präsidenten
Die Kurszuwächse bei Tesla oder JPMorgan Chase verblassen, wenn man sich daneben im Vergleich die Kurssteigerungen bei Coinbase (WKN: A2QP7J / ISIN: US19260Q1076) anschaut. Die Aktie des Betreibers von Kryptohandelsplattformen schoss innerhalb von zwei Tagen nach der Wahl Trumps zum US-Präsidenten um mehr als 30 Prozent in die Höhe. Ein Grund dafür ist der Umstand, dass Trump im Wahlkampf seine Unterstützung für digitale Währungen zum Ausdruck gebracht und sich als Krypto-Kandidat positioniert hatte. Entsprechend schoss der Bitcoin-Preis in den vergangenen Tagen in die Höhe und erreichte oberhalb der Marke von 75.000 US-Dollar neue Rekordstände.
Es ist davon auszugehen, dass Unternehmen wie Coinbase an der Regulierungsfront schnellere Fortschritte erzielen sollten, als dies unter einem Präsidenten aus der Demokratischen Partei möglich gewesen wäre. Für Coinbase kommt der Schub zur rechten Zeit, nachdem das Unternehmen für das dritte Quartal 2024 unter den Erwartungen liegende Umsätze und ein enttäuschendes EBITDA präsentiert hatte. Als Begründung wurden schwächere Marktbedingungen angeführt. Dies könnte sich nun mit der Rekordjagd bei Kryptowährungen wie dem Bitcoin und einer Krypto-freundlichen US-Regierung ändern.
Exxon Mobil: Drill, baby, drill
Zu den großen Gewinnern einer Trump-Präsidentschaft werden insbesondre Energieunternehmen wie Exxon Mobil (WKN: 852549 / ISIN: US30231G1022) gezählt. Die Aktie des Branchenriesen liegt seit Anfang 2024 mit rund 21 Prozent im Plus und sollte von Erleichterungen bei der Bohrung nach Rohöl oder dem Transport profitieren. Wie gut die Kontakte von Donald Trump zur Ölindustrie sind, zeigt die Tatsache, dass er zu Beginn seiner ersten Amtszeit den ehemaligen CEO von Exxon Mobil, Rex Tillerson, zum Außenminister gemacht hatte.
Exxon Mobil dürfte nicht nur eine der Ölindustrie wohlgesonnene US-Regierung zugutekommen. Aktuell machen sich insbesondere hohe Kostensenkungen positiv bemerkbar. So will man bis 2027 rund 15 Mrd. US-Dollar an Ausgaben einsparen. Dies ist ein Grund, warum im dritten Quartal der Free Cashflow mit 11,3 Mrd. US-Dollar besonders beeindruckend ausgefallen war. Analysten hatten dem Konzern im Schnitt lediglich 7,8 Mrd. US-Dollar zugetraut. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag ebenfalls über den Erwartungen, genauso wie die Ölproduktion. Diese könnte unter einer Republikanischen Regierung weiteren Auftrieb erhalten.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Tesla-Chef Elon Musk gehört neben Donald Trump zu den großen Gewinnern der Wahlnacht vom 5. November. Darüber hinaus freuen sich Unternehmen aus verschiedenen Branchen auf eine zweite Trump-Präsidentschaft. Dazu gehören unter anderem Wirtschaftsbereiche, die sich häufig durch hohe regulatorische Hürden eingeengt fühlen. Entsprechend können Unternehmen wie JPMorgan Chase, Coinbase oder der Ölriese Exxon Mobil auf mehr Handlungsspielraum und daher möglicherweise höhere Gewinne hoffen.