Trump & Musk: Neue beste Freunde

Der Elektrobauer Tesla gehört zu den mutmaßlich größten Profiteuren einer Trump-Präsidentschaft, ist aber bei weitem nicht der Einzige.

(Bildquelle: unsplash / Library of Congress)

Bereits vor den US-Präsidentschaftswahlen am 5. November gab es so etwas wie den „Trump-Trade“ an den US-Börsen. Unternehmen und Branchen, die mutmaßlich von einer zweiten Präsidentschaft von Donald Trump profitieren sollten, erlebten einen regen Zulauf und konnten daher eine starke Kursperformance an den Tag legen. Nun, da der Sieg Trumps und seiner Republikanischen Partei überraschend deutlich ausgefallen ist, ist auch der Jubel an den Börsen umso größer als zuvor.

Donald Trump und die Republikanische Partei stehen in vielerlei Hinsicht für eine wirtschaftsfreundliche Politik. Niedrigere Unternehmenssteuern sowie ein geringerer Regulierungsdruck kommen in sämtlichen Brachen gut an. Entsprechend hat sich der Aktienmarkt als Ganzes auf eine Trump-Präsidentschaft gefreut, was sich unter anderem an der starken Performance der Wall Street und der Nasdaq im Vorfeld der Wahlen ablesen lässt. Was Marktteilnehmern jedoch besonders missfällt, ist Unsicherheit. Und diese wurde nun mit Blick auf die US-Politik in den kommenden Jahren aus dem Weg geräumt.

Donald Trump kann durchregieren

Wie sehr sich Börsianer in den USA über die Wahl Donald Trumps zum 47. US-Präsidenten freuten, zeugt der Umstand, dass die Aktienmärkte niemals zuvor einen besseren Tag nach einer solchen Wahl erlebt hatten. Am 6. November verbuchte der NASDAQ Composite einen Kurszuwachs von 3,0 Prozent auf 18.983 Zähler. Im S&P 500 und Dow Jones Industrial Average lagen die Kurssteigerungen bei 3,6 bzw. 2,5 Prozent. Für diese drei wichtigen Aktienindizes ging es dabei auf neue Höchststände. In den Tagen danach ging die Rekordjagd weiter.

Inzwischen haben der Dow Jones Industrial Average und der S&P 500 mit den Marken von 44.000 bzw. 6.000 Punkten wichtige Meilensteine erreicht. Und auch dafür ist Trump verantwortlich, während die jüngste Leitzinssenkung der Notenbank Fed ebenfalls eine Rolle bei der guten Marktstimmung gespielt haben dürfte. Entscheidend für den Jubel über Trumps Sieg ist jedoch weniger er selbst, sondern die Tatsache, dass es eine sogenannte Rote Welle gegeben hat. Dies bedeutet, dass sich Donald Trump nicht knapp die Präsidentschaft sicherte.

Vielmehr konnte er sämtliche Swing States für sich entscheiden, während er sich, für Republikanischen Kandidaten zuletzt ungewöhnlich, auch die Stimmenmehrheit in den USA sicherte. Hätte die Demokratin Kamala Harris gewonnen, hätte es aller Voraussicht nach ähnlich wie vor vier Jahren eine Hängepartie gegeben, wenn Trump den Wahlausgang vor den Gerichten angefochten hätte. Hinzu kommt der Umstand, dass die Republikaner Mehrheiten in Senat und Repräsentantenhaus sichern konnten. Dies bedeutet, dass Trump seine Kandidaten für sein Kabinett schneller durch den Kongress bringen kann und Gesetzesvorhaben einfacher umzusetzen sind. Er und die Republikaner können in gewisser Weise durchregieren.

Der neue Star-Berater der US-Regierung

Wenn es um die einzelnen Unternehmen geht, sticht unter den möglichen Profiteuren einer Trump-Präsidentschaft vor allem der Name Tesla heraus. Dies klingt zunächst ungewöhnlich, da sich Trump in der Vergangenheit als entschiedener Gegner von Elektroautos und Erneuerbaren Energien sowie als Fan von fossilen Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle hervorgetan hat. Allerdings hat sich spätestens im Wahlkampf so etwas wie eine Männerfreundschaft zwischen Tesla-Chef Elon Musk und Donald Trump entwickelt. Musk soll in Zukunft sogar eine beratende Rolle in der Trump-Regierung übernehmen und dieser vor allem dabei helfen, Sparpotenziale in Washington zu identifizieren.

Gleichzeitig hat Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) eine neue Ära eingeläutet und will nun Robotaxis verkaufen. Wenn es jedoch um das Thema Autonomes Fahren geht, ist die Regulierungslandschaft recht unübersichtlich. Hier soll die Trump-Regierung für mehr Klarheit sorgen. Bank of America-Analyst John Murphy hat auch deshalb das Kursziel für die Tesla-Aktie von 265,00 auf 350,00 US-Dollar angehoben. Zudem wurde das „Buy“-Rating bestätigt. Die Analyse des Experten habe gezeigt, dass der Elektroautobauer „relativ gleichgültig gegenüber den meisten politischen Maßnahmen“ der neuen Regierung sein dürfte, aber von einer Verlagerung hin zu einer bundesstaatlichen Regulierung von autonomen Fahrzeugen und selbstfahrenden Autos (Full Self-Driving, FSD) profitieren sollte.

Deutsche Bank-Analyst Edison Yu verweist wiederum darauf, dass Tesla seit der Wahlnacht mehr als 300 Mrd. US-Dollar an Marktkapitalisierung hinzugewonnen hat und damit zum ersten Mal seit Anfang 2022 die Marke von 1 Billion US-Dollar überschreiten konnte. Bei der Deutschen Bank sieht man „potenziell große Endwertvorteile“ für Teslas Bemühungen in den Bereichen Auto, Robotaxi und sogar humanoide Robotik durch einen Sieg von Trump. Yu könnte sich vorstellen, dass die neue Regierung Robotaxi-Standards auf nationaler Ebene festlegt, um die Genehmigung des Einsatzes zu beschleunigen. Und sollte der Inflation Reduction Act aufgehoben oder geändert werden, oder zusätzliche Zölle auf importierte Teile erhoben werden, würde sich Teslas relative Wettbewerbsposition aus Analystensicht nur verstärken.

Der Krypto-Präsident

Die Auswirkungen der kommenden Trump-Präsidentschaft sind in vielen anderen Bereichen zu spüren. Als Krypto-Kandidat hat Donald Trump nach seinem Wahlsieg ganz besonders Bitcoin und anderen digitalen Währungen zu einem Höhenflug verholfen. Innerhalb von wenigen Tagen schoss der Bitcoin-Preis um rund ein Viertel in die Höhe auf knapp 90.000 US-Dollar. Dies kam auch der Coinbase-Aktie zugute. Die Aktie des Betreibers von Kryptohandelsplattformen kletterte innerhalb von zwei Tagen nach der Wahl Trumps zum US-Präsidenten um mehr als 30 Prozent in die Höhe. Es ist davon auszugehen, dass Unternehmen wie Coinbase (WKN: A2QP7J / ISIN: US19260Q1076) an der Regulierungsfront schnellere Fortschritte erzielen sollten, als dies unter einem Präsidenten aus der Demokratischen Partei möglich gewesen wäre.

Für Coinbase kommt der Schub zur rechten Zeit, nachdem das Unternehmen für das dritte Quartal 2024 unter den Erwartungen liegende Umsätze und ein enttäuschendes EBITDA präsentiert hatte. Als Begründung wurden schwächere Marktbedingungen angeführt. Dies könnte sich nun mit der Rekordjagd bei Kryptowährungen wie dem Bitcoin und einer Krypto-freundlichen US-Regierung ändern. Weitere Gewinner einer Trump-Präsidentschaft sind beispielsweise im Finanzsektor zu finden. Hier gilt der Blick beispielsweise dem Branchenriesen JPMorgan Chase (WKN: 850628 / ISIN: US46625H1005). Neben einem geringeren Regulierungsdruck und sinkenden Unternehmenssteuern sollten den Banken höhere Zinsen zugutekommen.

Bei der UBS glaubt man, dass die Staatsverschuldung unter einer Republikanischen Regierung höher ausfallen sollte, als wenn die Demokraten den Sieg davongetragen hätten. Dies sollte wiederum steigende Zinsen zur Folge haben. Grund dafür ist der Umstand, dass eine höhere Staatsverschuldung die Fed dazu veranlassen dürfte, die Leitzinsen eine längere Zeit oben zu belassen. Darüber hinaus hat Trump umfangreiche Zölle angekündigt, und dies nicht nur auf Importe aus China. Auch diese dürften inflationsfördernd wirken, was ebenfalls die Fed unter Druck setzen sollte, die Zinsen nicht zu senken oder sogar zu erhöhen. Und natürlich freut sich der Energiesektor, wenn der Präsident aus der „Drill, baby, drill“-Partei kommt.

Das marktEINBLICKE-Fazit

In China und Europa sorgt man sich angesichts der Auswirkungen der angedachten Zollpolitik der Trump-Regierung. Andere Marktteilnehmer haben die steigenden Staatsschulden der USA im Blick. An den US-Börsen sieht man diese Punkte jedoch weniger kritisch. Entsprechend konnten die wichtigsten Aktienindizes an Wall Street und Nasdaq den Trump-Effekt feiern. Kein Wunder. Auch wenn Trump einige Verlierer seiner Präsidentschaft hervorbringen dürfte, scheint die Zahl der Gewinner derzeit zu überwiegen. Zumal die breite Annahme zu sein scheint, dass der Markt als Ganzes eher von einer Trump-Präsidentschaft profitieren sollte.