Jetzt mal ehrlich – der Einstieg in das heutige Market Mover Editorial ist ja quasi ein Heimspiel. Dabei ist ja allein dieses Wort auch schon die perfekte Überleitung für…aber halt, immer schön der Reihe nach! Also zurück zum Einstieg und der geht so: Wir haben, meine sehr verehrten Leserinnen und Leser, den Gipfel erklommen! Und auch schon wieder hinter uns gelassen! Was wie eine Metapher klingt, ist auch eine, wobei wir es in dieser Woche ja tatsächlich mit mindestens einem echten Gipfel zu tun hatten – in Singapur trafen sich, das wissen Sie, zum ersten Mal in der Geschichte ein amtierender US-Präsident und ein nordkoreanischer Machthaber aus der Kim-Dynastie. Dabei wurde, dem Anlass entsprechend, viel heiße Luft produziert, ob sich daraus konkrete Ergebnisse entwickeln, bleibt abzuwarten. Wobei hier, wenn Sie mich fragen, ein ziemlich langer Atem erforderlich sein dürfte. Apropos Luft anhalten – das mussten wir schon zwei Tage vorher, auf dem G7-Gipfel in Kanada, der (und das diesmal ganz ohne Randale von außen) zum Chaos-Gipfel mutierte. Und für alle, die vom Thema Gipfel immer noch nicht genug haben, folgten die Notenbanksitzungen der Fed sowie der EZB (die übrigens, Asche auf mein Haupt, nicht in Frankfurt/Main, sondern in Riga/Lettland stattfand). Auf dem einen Treffen wurde der Leitzins angehoben (Fed), auf dem anderen das endgültige Aus der umstrittenen Anleihekäufe beschlossen, zwei Maßnahmen, die an den Märkten auf wenig Begeisterung (Wall Street) einerseits, und euphorische Zustimmung (Europa) andererseits stießen:
Startschuss
Für den DAX ging es am Donnerstag jedenfalls steil nach oben, das ist insofern erfreulich, als dass der deutsche Leitindex in den übrigen Tagen dieser Handelswoche kaum vom Fleck kam. All das machten die Blue Chips an einem Nachmittag wett und kletterten in der Spitze bis auf 13.136 Punkte. Ziemlich durchwachsen dagegen die Stimmung an der Wall Street, wo die US-amerikanischen Indizes die Begeisterung vom europäischen Parkett nicht so recht teilen mochten und stattdessen mit leichten Abgaben (Dow Jones) bzw. einer Nullnummer (S&P 50) die Leitzinserhöhung vom Mittwoch verdauten. Grund zur Klage gibt es dennoch keinen, schließlich rockte der Nasdaq 100 die Bühne auch ohne die anderen ganz alleine und schob sich mit dem 21. Allzeithoch allein im laufenden Jahr (!!!) auf sagenhafte 7.291 Punkte! Ab in den Keller musste dafür der Euro, der mit -1,8% den größten Tagesverlust seit dem BREXIT-Votum hinnehmen musste und dabei wieder unter die 1,16er-Marke zurückgefallen ist. In der Zusammenfassung liest sich das dann ungefähr so: Schwache erste Halbzeit, starke zweite Hälfte, und durch den späten Ausgleich des US-Präsidenten, der noch schnell die Strafzölle gegen China billigte, müssen die Kurse jetzt doch noch in die Verlängerung! Hä? Naja, ich sagte doch eingangs bereits, dass wir das ganze Gipfel-Gedöns hinter uns gelassen haben und nun sprachbildlich ein anderes (Spiel-)Feld betreten: Am Donnerstag wurde in Moskau die Fußballweltmeisterschaft feierlich eröffnet! Der Ball ist nicht nur rund, sondern er läuft auch wieder! Und liegt im Augenblick bei den Chinesen, die es zwar nicht nach Russland, aber eben mit dem Stichwort „Handelskrieg“ in die Schlagzeilen geschafft haben. Wieder einmal. Da lässt er so schnell nicht locker, der Trump! Die Frage, ob in dieser Woche denn nun der Startschuss für die Sommer-Rallye (Variante A) oder die Sommer-Korrektur (Variante B) gefallen ist, wird erst in der Nachspielzeit entschieden. Äh, in den kommenden Sitzungen.
Ein Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants
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