Von eleganten Accessoires zu wertvollen Anlageobjekten – Luxusuhren von Marken wie Rolex, Audemars Piguet oder Cartier haben sich längst über ihre Rolle als stilvolle Accessoires hinaus etabliert und gelten inzwischen als gefragte Anlageobjekte. Zwar hat sich der Zweitmarkt für Luxusuhren nach seinem Höhepunkt im Frühjahr 2022 konsolidiert, doch über einen Zeitraum von fünf Jahren zeigt sich immer noch ein Wertzuwachs von durchschnittlich 22,85 Prozent.
Diese Entwicklung geht aus einer Sonderanalyse des ChronoPulse-Uhrenindex von Chrono24 hervor, dem weltweit führenden Online-Marktplatz für Luxusuhren. In der Analyse wurde insbesondere untersucht, welche Marken und Modelle langfristig die stärksten Wertsteigerungen erzielt haben.
Die Marken mit den höchsten Wertsteigerungen
Von den 13 untersuchten Top-Uhrenmarken konnten zehn in den letzten fünf Jahren eine deutliche Wertsteigerung verzeichnen. Die Spitzenreiter in diesem Zeitraum (Oktober 2019 bis Oktober 2024) sind Uhren von Audemars Piguet. Ihre Preise auf dem Zweitmarkt stiegen im Schnitt um beeindruckende 64,85 Prozent.
Zum Vergleich: Der deutsche Leitindex DAX legte im gleichen Zeitraum um etwa 54 Prozent zu, und die Aktie des Luxusgüterkonzerns LVMH konnte einen Zuwachs von rund 55 Prozent verbuchen.
Eine ähnlich bemerkenswerte Performance zeigte die Schweizer Traditionsmarke Vacheron Constantin, deren Uhren ihren Wert um 52,27 Prozent steigern konnten. In der Liste der Top-Fünf-Marken mit den größten Wertzuwächsen folgen Cartier (+39,06 Prozent), Patek Philippe (+33,59 Prozent) und Omega (+27,81 Prozent).
Überraschenderweise rangiert Marktführer Rolex erst auf dem sechsten Platz, mit einem durchschnittlichen Wertzuwachs von 27,59 Prozent.
Die Marken mit stabilen oder sinkenden Preisen
Nicht alle Luxusuhrenmarken konnten von dem Boom der letzten Jahre gleichermaßen profitieren. Zeitmesser von Breitling (+2,21 Prozent) und IWC (+1,45 Prozent) verzeichneten nur minimale Preissteigerungen. Einige Marken mussten sogar Wertverluste hinnehmen: Uhren von Hublot verloren im Fünfjahreszeitraum durchschnittlich 2,99 Prozent ihres Wertes, während Modelle der Rolex-Schwester Tudor (-9,54 Prozent) und Panerai (-16,88 Prozent) deutliche Einbußen hinnehmen mussten.
Nach dem Boom während der Corona-Pandemie hat sich der Zweitmarkt für Luxusuhren in den letzten Monaten wieder beruhigt. Die Zeiten sprunghafter Wertsteigerungen einzelner Modelle sind seltener geworden, was den Markt stabilisiert hat. Dies führt dazu, dass er zunehmend von passionierten Uhrenliebhabern geprägt wird, anstatt von Investoren, die ausschließlich auf schnelle Gewinne aus sind.
„Stattdessen dominieren wieder echte Uhrenliebhaber, die sich an der ‘doppelten Rendite’ einer Uhr erfreuen: Einerseits zeigt unsere Untersuchung nämlich, dass Luxusuhren trotz der aktuellen Marktschwankungen auf lange Sicht eine solide Rendite einbringen können. Andererseits steigert eine Uhr im besten Fall nicht nur ihren Wert, sondern auch die Laune ihres Trägers bei jedem Blick auf das eigene Handgelenk,” erklärt Balazs Ferenczi, Head of Brand Engagement von Chrono24.
Cartier dominiert die Top Ten der lukrativsten Modelle
Ein Blick auf die aktuell lukrativsten Uhrenmodelle zeigt eine klare Dominanz von Cartier. Die französische Luxusmarke ist in der Liste der Top Ten gleich mit vier Modellen vertreten, darunter auf den Plätzen eins, zwei und vier. Neben Cartier sind auch Vacheron Constantin mit drei Modellen und Audemars Piguet mit zwei Modellen stark vertreten.
Bemerkenswert: Die als Marktführer geltenden Marken Patek Philippe und Rolex sind überraschend weit hinten platziert. Patek Philippe findet sich mit ihrem besten Modell erst auf Platz 12, während Rolex mit einem Modell erst auf Platz 17 vertreten ist.
Diese Entwicklung unterstreicht, dass nicht nur die Marke, sondern auch das spezifische Modell entscheidend für die Wertentwicklung auf dem Zweitmarkt ist.
Zwei prägende Trends auf dem Zweitmarkt für Luxusuhren
Balazs Ferenczi, Head of Brand Engagement bei Chrono24, hebt zwei klare Trends hervor, die den aktuellen Zweitmarkt für Luxusuhren dominieren.
„Der Zweitmarkt für Luxusuhren wird aktuell von zwei Hauptströmungen geprägt: Auf der einen Seite sind da die beliebten Stahl-Sportuhren, zum Beispiel die Audemars Piguet Royal Oak oder die Patek Philippe Nautilus. Während der Covid-Pandemie erlebten diese Modelle aufgrund limitierter Produktionskapazitäten und steigender Nachfrage extreme Wertzuwächse und werden auch heute noch teilweise für das Vielfache im Vergleich zum Listenpreis gehandelt. Allerdings sind die Zweitmarktpreise dieser Modelle in den letzten zwei Jahren etwas zurückgegangen,“ erklärt Ferenczi.
Auf der anderen Seite gewinnen zunehmend designorientierte „Dresswatches“, die sich durch ihre nicht-runde Form auszeichnen, an Beliebtheit. Beispiele hierfür sind die Cartier Santos und die Jaeger-LeCoultre Reverso.
„Früher waren diese Modelle auf dem Sekundärmarkt weniger gefragt, doch immer mehr Sammler und Enthusiasten suchten eine Nische abseits der sonst gehypten Sportuhren. Der Trend hin zu ‘Quiet Luxury’ hat diesen Markt zusätzlich beflügelt. Daher sind Uhren wie die Cartier Santos heute teilweise mehr als das Doppelte wert als vor fünf Jahren,“ ergänzt Ferenczi.
Ein Modell, das beide Trends vereint, sorgt derzeit für Diskussionen: die kürzlich lancierte Patek Philippe Cubitus.
Diese Uhr kombiniert die sportliche Eleganz von Stahluhren mit einem markanten, designorientierten Look. „In den sozialen Medien hat die Uhr zuletzt für kontroverse Diskussionen gesorgt. Nun bleibt abzuwarten, ob die kritischen Stimmen recht behalten oder ob das Modell eine positive Preisentwicklung auf dem Zweitmarkt verzeichnen wird,“ sagt Ferenczi.
Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich diese Trends entwickeln und welche Modelle sich langfristig auf dem Zweitmarkt behaupten können.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Die Analyse zeigt, dass Luxusuhren auf dem Zweitmarkt eine interessante Anlagealternative sein können, insbesondere bei Marken wie Audemars Piguet, Vacheron Constantin und Cartier, die in den vergangenen fünf Jahren eine starke Wertentwicklung verzeichneten.
Doch wie bei jeder Investition gilt auch hier: Die Auswahl des richtigen Modells und der richtigen Marke ist entscheidend, denn nicht alle Zeitmesser haben den gleichen Werterhalt – oder Wertzuwachs.