Daimler: Der Handelsstreit ist nur ein Sündenbock

Bildquelle: Pressefoto Daimler

Seit Mittwochabend herrscht Klarheit: Bei Daimler (WKN: 710000 / ISIN: DE0007100000) läuft es nicht (mehr) rund. Die Börse wußte es wieder eimal früher, nachdem der langfristige Aufwärtstrend bereits letzte Woche gebrochen wurde – wie wir hier ausführlich schrieben, lange vor der aktuellen Gewinnwarnung.

Unternehmenskommunikation lebt meist vom schön reden schlechter Situationen. So auch im aktuellen Fall. Da der Handelsstreit sowieso bereits in aller Munde ist, kann man die Problematik auch wunderbar als Hauptproblem in den Mittelpunkt stellen. Als maßgeblich für die “Neueinschätzung des Ergebnispotentials für das Geschäftsjahr 2018” vulgo Gewinnwarnung, nannte Daimler an erster Stelle, dass bei Mercedes-Benz Cars aus heutiger Sicht aufgrund der erhöhten Einfuhrtarife für US-Fahrzeuge in den chinesischen Markt von geringeren als bisher erwarteten SUV-Absätzen sowie höheren – nicht vollständig an die Kunden weiterzugebenden – Kosten auszugehen ist. Dieser Effekt könne durch Neuallokation der Fahrzeuge in andere Märkte nicht vollständig kompensiert werden. Soweit die Effekte, die durch den Handelsstreit zu Problemen führen.

Offensichtlich nicht weniger problematisch ist der Zertifizierungsprozess nach dem neuen Verbrauchsstandard-Messverfahren WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure), der bereits bei Porsche zu erheblichen Problemen geführt hat (siehe: Porsche fahren und Porsche kaufen sind zweierlei). Auch hier rechnet Daimler mit Belastungen. Doch damit nicht genug: Des Weiteren soll das Ergebnis von Mercedes-Benz Vans im Zusammenhang mit dem Rückruf von Diesel-Fahrzeugen belastet und das Ergebnis des Geschäftsbereichs Daimler Buses durch die rückläufige Nachfrage in Lateinamerika negativ beeinflusst werden.

In Summe der internen und externen Gründe geht Daimler davon aus, dass das Konzern-EBIT 2018 “leicht unter Vorjahresniveau” ausfällt. Ende April hatte der Konzern bei der Vorlage der Quartalszahlen noch ein Konzern-EBIT “leicht über dem Niveau des Vorjahres” in Aussicht gestellt. 2017 hatte der Konzern das EBIT um 14 Prozent auf 14,7 Mrd. Euro gesteigert.

Maßgeblich für den Rückgang sind die Entwicklungen der einzelnen Bereiche. Bei Mercedes-Benz Cars wird nun ein EBIT leicht unter Vorjahresniveau (zuvor: leicht über Vorjahresniveau), bei Mercedes-Benz Vans deutlich unter Vorjahresniveau (zuvor: leicht unter Vorjahresniveau) und bei Daimler Buses in der Größenordnung des Vorjahres (zuvor: leicht über Vorjahresniveau) erwartet. Die unveränderten EBIT-Prognosen der Bereiche Daimler Trucks (deutlich über Vorjahresniveau) und Daimler Financial Services (deutlich über Vorjahresniveau) können die Entwicklung der anderen Bereiche nicht auffangen.

FAZIT. Ein Blick auf den Kurschart verrät, dass die Daimler-Aktie auf dem besten Weg ist, ihre positive Entwicklung der vergangenen Jahre gänzlich zu verspielen. Da hilft auch kein günstiges einstelliges KGV. Einzig eine Dividendenrendite kann sich sehen lassen. Bleibt die Ausschüttung von 3,25 Euro konstant, ergäbe sich aktuell eine Dividendenrendite von fast 6 Prozent. Womit wir allerdings schon am Ende der kurzen Liste der Kaufgründe wären. Denn mit den unbekannten Folgen der Dieselproblematik lauert eine ziemlich große Unbekannte auf den Tag der Wahrheit. Die Folgen des Handelsstreits dürften sich aufgrund der globalen Produktionsstandorte erst allmählich zeigen. Die China-Thematik ist da erst der Anfang.

Insofern war das durch die Point&Figure-Analyse gegebenen Verkaufssignal richtig. Unter Short-Gesichtspunkten bietet sich weiter ein Vontobel Short Mini Future auf Daimler (WKN: VZ9QKS / ISIN: DE000VZ9QKS1) an. Wer dagegen lieber auf einen Rebound der Daimler-Aktie setzen möchte, kann mithilfe von entsprechenden Hebelprodukten auf der Long-Seite (WKN: VN2T17 / ISIN: DE000VN2T179) sogar überproportional von Kurssteigerungen profitieren.

Melden Sie sich hier für unsere kostenlosen Newsletter an. Sie finden dort unser kostenfreies Newsletter-Angebot u.a. mit “marktEINBLICKE Auf die Schnelle” (Wochentags) und “marktEINBLICKE D-A-CH Rundschau” (Samstags).

Bildquelle: Pressefoto Daimler