Die Berichtssaison für das dritte Quartal 2024 ist vorüber. Die Morningstar-Analysten haben ihren Research überprüft: Während die Ergebnisse des dritten Quartals für die 871 von den Morningstar-Analysten untersuchten US-Aktien weitgehend positiv ausfielen, wurden die Schätzungen für den fairen Wert einiger Unternehmen gesenkt.
Bei den Aktien auf der Morningstar-Liste lag die durchschnittliche Veränderung der Fair-Value-Schätzung bei 1,28 Prozent und damit unter dem 10-Jahres-Durchschnitt von 1,41 Prozent pro Gewinnsaison. Von diesen 871 Aktien wurden demnach die Schätzungen bei etwa 4 Prozent um einen bedeutenden Betrag von 10 Prozent oder mehr gesenkt. Eine dieser Aktien ist Solaredge.
SolarEdge Technologies, mit Sitz in Israel, (WKN: A14QVM / ISIN: US83417M1045) gehört zu den weltweit führenden Unternehmen im Bereich der intelligenten Energiemanagementlösungen. Seit seiner Gründung im Jahr 2006 hat sich das Unternehmen auf die Entwicklung von Technologien spezialisiert, die die Effizienz von Solarstromanlagen revolutionieren. Heute ist SolarEdge ein zentraler Akteur in der Branche für erneuerbare Energien.
Die Geschichte von Solaredge
SolarEdge wurde einst von Guy Sella und einem Team erfahrener Ingenieure gegründet. Ihr Ziel war es, die herkömmliche Solarenergieproduktion durch innovative Technologien zu optimieren. Mit der Einführung eines bahnbrechenden Wechselrichtersystems, das Leistungsoptimierer integriert, gelang dem Unternehmen 2009 ein wichtiger Meilenstein. Diese Technologie maximiert die Energieausbeute jedes Solarmoduls, wodurch die Effizienz und Rentabilität von Solaranlagen erheblich gesteigert wird.
Im Jahr 2015 ging SolarEdge dann an die Börse und nutzte die zusätzlichen finanziellen Mittel, um seine weltweite Expansion voranzutreiben. Das Unternehmen baute seine Präsenz in über 130 Ländern aus und diversifizierte sein Portfolio, das heute Lösungen für Energiespeicherung, Elektromobilität und das Management von Energiesystemen umfasst.
Das Branchenumfeld von Solaredge
SolarEdge ist eigentlich bestens positioniert, da es nicht nur klassische Photovoltaikanlagen bedient, sondern auch Lösungen für Energiespeicher, intelligente Netzwerke und Elektromobilität anbietet. Diese Technologien spielen eine Schlüsselrolle in der globalen Energiewende.
Dennoch ist die Branche nicht frei von Problemen. Hohe Rohstoffpreise, geopolitische Unsicherheiten und der starke Wettbewerbsdruck setzen Unternehmen wie SolarEdge unter Druck. Gleichzeitig bietet der steigende Fokus auf Dekarbonisierung und Energieunabhängigkeit langfristige Chancen.
Die Konkurrenz von Solaredge ist unter anderem Enphase Energy: Ein US-amerikanisches Unternehmen, das auf Mikrowechselrichter und Energiespeichersysteme spezialisiert ist. Enphase ist ein direkter Konkurrent im Bereich intelligenter Energiemanagementlösungen.
Auch Huawei, der chinesische Technologiekonzern bietet Wechselrichterlösungen und hat sich als wichtiger Akteur in der Solarbranche etabliert. Aus Deutschland gehört SMA Solar Technology zu den Mitbewerbern, der seit Jahrzehnten als Pionier in der Wechselrichter-Technologie gilt und eine starke Präsenz in Europa hat.
Die jüngsten Quartalszahlen von Solaredge
Die Ergebnisse für das dritte Quartal waren schwach, so Morningstar. Die Analysten hatten den fairen Wert von SolarEdge in diesem Quartal schon zweimal gesenkt. Die jüngste Senkung auf 18 von 25 Dollar erfolgte, nachdem das Unternehmen schwache Ergebnisse für das dritte Quartal gemeldet hatte. „Ein Rückgang der europäischen Nachfrage nach Solaranlagen auf Dächern und selbst zugefügte Wunden haben die jüngsten Ergebnisse von SolarEdge belastet“, sagt Morningstar-Aktienanalyst Brett Castelli.
„Der Quartalsumsatz ist im Vergleich zum Vorjahr um 64 Prozent gesunken, da das Unternehmen weiterhin die Nachfrage nicht befriedigen kann, um überschüssige Lagerbestände in Europa auszugleichen. Die Abschreibung von Vorräten in Höhe von 640 Millionen Dollar war größer als erwartet und wurde durch veraltete Bestände in den USA und Europa verursacht.“
Aktie wird derzeit mit attraktiven Abschlag zum Fair-Value-Schätzung
Zu Beginn des Quartals hatte Morningstar den fairen Wert aufgrund der schwachen Nachfrage in Europa von 33 auf 25 Dollar gesenkt gehabt. Die Begründung dafür war und ist nachvollziehbar: „Europa ist der größte Markt von SolarEdge“, erklärt Castelli. „Die derzeitige Nachfrageschwäche wird unserer Ansicht nach zu einem verstärkten Preiswettbewerb führen und die Verbesserung der Rentabilität verzögern. Wir reduzieren unsere Umsatzschätzungen für 2025 und 2026 um etwa 25 bzw. 20 Prozent.“
Dennoch: SolarEdge wird nach Ansicht von Castelli mit einem Abschlag von 40 Prozent auf die neue Fair-Value-Schätzung gehandelt. „Wir werden den Cashflow und die Bilanz von SolarEdge in den kommenden Quartalen genau beobachten“, heißt es bei Morningstar weiter.
Einen Lichtblick gibt es aber: Man geht bei Morningstar davon aus, dass es zu einem raschen Wachstum des Speichergeschäfts des Unternehmens kommen wird, da die Branche noch in den Kinderschuhen stecke. „Wir gehen davon aus, dass der Markt für Speicherkapazitäten in Privathaushalten von 2022 bis 2027 um das Fünffache wachsen wird, da die Verbraucher aus Gründen der Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit zunehmend Solar- und Speicherkapazitäten kombinieren.“
Das marktEINBLICKE-Fazit
SolarEdge hat sich in weniger als zwei Jahrzehnten zu einem globalen Innovator im Bereich der Solartechnologie entwickelt. Das Unternehmen war in den letzten Jahren mit Übernahmen in den Bereichen Energiespeicherung, E-Mobilität und ultrakritische Energielösungen aktiv. „Die schlechte Erfolgsbilanz vieler dieser Akquisitionen hat zu mehrfachen Wertminderungen geführt und führt zu unserer Bewertung“, begründet Morningstar seine Kurszieländerung.
Mit einem Kursziel bzw. fairen Wert von 18 Dollar bei einem aktuellen Kurs von 14,80 Dollar ist Solaredge eine echte fundamentale Chance für Anleger, die eine kleine Position aufbauen wollen – auch wenn die Charttechnik eher zur Vorsicht mahnt:
Seit Juni 2o23 befindet sich die Aktie im langfristigen Abwärtstrend und hat in diesem Zeitraum mehr als 90 Prozent verloren. Der Abstand zur 200-Tage-Linie beträgt mehr als 58 Prozent. Aber: Never say never …
