Vienna Insurance Group: (zu) niedrige Bewertung

Die Vienna Insurance Group überzeugt mit Stabilität und Wachstum. Wie das Unternehmen für Aktionäre attraktiv bleibt, zeigt ein Blick auf ihre Strategie und Aussichten.

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Die Vienna Insurance Group (VIG) (WKN: A0ET17 / ISIN: AT0000908504), mit Sitz in Wien, ist eines der führenden Versicherungsunternehmen in Zentral- und Osteuropa. Mit einer Geschichte, die über 200 Jahre zurückreicht, hat sich die VIG als stabiler Akteur in der Versicherungsbranche etabliert. Ihr diversifiziertes Portfolio und ihre starke regionale Präsenz machen sie zu einem wichtigen Player in einem wettbewerbsintensiven Markt – und für Europa-affine Anleger zu einem konservativen soliden Wert.

Die Geschichte der Vienna Insurance Group

Die Ursprünge der Vienna Insurance Group reichen bis ins Jahr 1824 zurück, als die erste Versicherungsanstalt in Wien gegründet wurde. Seitdem hat sich das Unternehmen kontinuierlich weiterentwickelt und ist heute in über 30 Ländern tätig. Besonders hervorzuheben ist die strategische Expansion in den 1990er-Jahren, als die VIG frühzeitig in die Märkte Zentral- und Osteuropas (CEE) investierte.

Diese regionale Ausrichtung machte die VIG zu einem der Pioniere in der Region. Heute umfasst ihr Netzwerk mehr als 50 Gesellschaften, die maßgeschneiderte Versicherungslösungen für lokale Märkte anbieten. Mit rund 25.000 Mitarbeitern und einem Prämienvolumen von über 12 Milliarden Euro (Stand 2024) gehört die VIG zu den größten Versicherungsgruppen Europas.

Das Geschäftsfeld der VIG

Die Vienna Insurance Group bietet ein breites Spektrum an Versicherungsprodukten für Privat- und Unternehmenskunden. Ihre Kernsegmente sind zum einen die Lebensversicherungen mit dem Bereichen Altersvorsorge, Kapitalanlagen und Absicherung von Hinterbliebenen.

Hinzukommt die Krankenversicherung: Individuelle und betriebliche Gesundheitslösungen. Als drittes Geschäftsfeld gesellt sich das klassische Geschäft der Sach- und Haftpflichtversicherung hinzu: Schutz vor Schäden an Eigentum, Haftpflicht und Kfz-Versicherungen.

Ein wesentlicher Teil des Erfolgs der VIG liegt in der dezentralen Struktur. Die Tochtergesellschaften agieren eigenständig, können aber auf die Expertise und Unterstützung der Gruppe zurückgreifen. Dadurch kann die VIG flexibel auf lokale Marktbedingungen reagieren.

Die Versicherungsbranche ist am Kämpfen. Steigende Kosten im Gesundheitswesen, Klimawandel und geopolitische Unsicherheiten beeinflussen das Geschäftsumfeld.

Die Vienna Insurance Group hat einen Vorteil gegenüber anderen Mitbewerbern: Ihre  starke Präsenz in den CEE-Märkten gibt ihr Zugang zu einer Region, die trotz kurzfristiger Herausforderungen langfristig hohes Wachstumspotenzial bietet. Das spiegeln auch die jüngsten Zahlen wider.

(Bildquelle: © Vienna Insurance Group / Robert Newald)

Starke Geschäftsentwicklung bei der Vienna Insurance Group

Die Vienna Insurance Group konnte auch im dritten Quartal 2024 ihre positive Entwicklung fortsetzen und überzeugte mit soliden Geschäftszahlen. „Mit einem deutlichen Wachstum in allen Segmenten und einer starken Kapitalbasis zeigt die Gruppe ihre Resilienz in einem herausfordernden Marktumfeld,“ wie das  Unternehmen mitteilte.

Deutlicher Anstieg der verrechneten Prämien

Die verrechneten Prämien stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent auf 11,47 Mrd. Euro. „Erfreulich ist, dass in allen Segmenten ein Zuwachs erzielt werden konnte,“ erklärte die VIG. Besonders starke Prämiensteigerungen gab es im Segment Spezialmärkte (Deutschland, Georgien, Liechtenstein und Türkei), das dank der Entwicklung im türkischen Markt um 30,3 Prozent zulegte.

Das Segment Erweiterte CEE (u. a. Rumänien, Baltikum, Slowakei und Bulgarien) verzeichnete ein Plus von 11,2 Prozent, während Polen um 6,6 Prozent und Österreich um 6,5 Prozent wuchsen.

Versicherungstechnische Erträge stark gestiegen

Die versicherungstechnischen Erträge (Insurance Service Revenue) kletterten auf 8.961 Millionen Euro, was einer Steigerung von 9,3 Prozent entspricht. „Alle Segmente trugen zu diesem Zuwachs bei,“ wie die VIG mitteilte. Besonders hervorzuheben sind die Entwicklungen in den Segmenten Spezialmärkte (+20,7 Prozent), Polen (+13,6 Prozent) und Erweiterte CEE (+13,8 Prozent).

Ergebnis vor Steuern legt deutlich zu

Das Ergebnis vor Steuern stieg um 8,5 Prozent auf 666,5 Mio. Euro. „Dieses Wachstum ist vor allem den Segmenten Polen, Erweiterte CEE und Österreich zu verdanken,“ erläuterte die VIG. In der erweiterten CEE-Region kamen die Ertragszuwächse vor allem aus der Nichtlebensversicherung in Rumänien, Bulgarien, Ungarn und der Slowakei. Österreich profitierte vom technischen Ergebnis und konnte die Schäden durch das Sturmtief Boris dank Rückversicherungen minimieren.

Die Netto Combined Ratio lag trotz wetterbedingter Belastungen bei 94,3 Prozent und entsprach damit exakt dem Wert des Vorjahres. „Die Nettoauswirkungen des Sturmtiefs Boris belaufen sich auf rund 70 Mio. Euro, wurden jedoch durch eine niedrigere Kostenquote ausgeglichen,“ so VIG.

Exzellente Solvenzquote

Mit einer Solvenzquote von 259 Prozent bleibt die VIG kapitalstark und unterstreicht ihre Stabilität. „Diese sehr hohe Kapitalstärke zeigt unsere Resilienz in einem wirtschaftlich und geopolitisch herausfordernden Umfeld,“ betonte die Gruppe.

Trotz des volatilen Marktumfelds bestätigt die VIG ihren positiven Ausblick für das Geschäftsjahr 2024. Das Unternehmen erwartet ein Ergebnis vor Steuern am oberen Ende der geplanten Bandbreite von 825 Millionen bis 875 Millionen Euro. „Wir sind zuversichtlich, unsere Ziele zu erreichen und unseren Kurs beizubehalten,“wie VIG mitteilte.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die Vienna Insurance Group bietet Aktionären, eine attraktive Kombination aus Stabilität und Wachstum. Die Dividendenpolitik des ATX-Unternehmens ist konstant. In den vergangenen Jahren konnte die VIG ihre Dividenden kontinuierlich steigern, was die Aktie für einkommensorientierte Anleger interessant macht. Die Dividendenrendite beträgt aktuell 5,3 Prozent.

Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis, das unter dem Branchendurchschnitt liegt, bietet die Aktie zudem Potenzial für Kurssteigerungen. Analysten heben hervor, dass die starke Marktposition in den CEE-Ländern und das diversifizierte Geschäftsmodell das Unternehmen resilient gegen konjunkturelle Schwankungen machen.

Fakt ist aber auch: In den vergangenen zehn Jahren hat die Vienna Insurance-Aktie 2 Prozent p.a. an Wert verloren. Erst auf Sicht von einem, zwei, drei oder fünf Jahren konnten Anleger Gewinne machen. Aus 10.000 Euro wurden auf Sicht der vergangenen zwei Jahre knapp 13.000 Euro. Das Alltime-High der Aktie stammt aus dem Jahr 2008. Da kletterte das Papier auf Kurse oberhalb der 58 Euro-Marke.

Aktuell notiert die Aktie unterhalb des GD200, dennoch überzeugt die VIG mit einer niedrigen Bewertung und die Tatsache, dass der Ausblick konservativ war und übertroffen werden dürfte, könnte ein Argument für den Aufbau einer kleinen Position sein.