Im Zuge des KI-Booms hatten sich Anleger zunächst auf Hardware-Anbieter wie den Spezialisten für Grafikprozessoren NVIDIA konzentriert. Dank OpenAI und ChatGPT stand im Softwarebereich Microsoft im Fokus. Im Zuge der weiteren KI-Entwicklung werden immer mehr Anwendungsmöglichkeiten entdeckt, sodass viele, auch kleinere Softwareunternehmen ihre Chance erhalten sollten. Besonders interessant scheint das Thema Cybersecurity zu sein.
KI und Cybersecurity gehen Hand in Hand
Das schwache Konjunkturumfeld hatte in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass sich Unternehmen bei einigen IT-Ausgaben zurückgehalten hatten. Die knappen Mittel wurden zuletzt verstärkt auf das Thema Künstliche Intelligenz gelenkt und beispielswiese die entsprechende Hardware-Ausrüstung. In Zukunft sollte sich der Fokus in Bezug auf die KI-Revolution jedoch auf das Thema Software verschieben. Das glaubt zum Beispiel Dan Ives, Chef im Bereich Technologie-Research beim Finanzinstitut Wedbush Securities. In einem Interview mit dem US-Wirtschaftssender CNBC sprach er vor allem von dem Beginn des Software-KI-Zeitalters.
Er sieht unzählige neue Anwendungsfälle im Bereich der generativen Künstlichen Intelligenz. Viele dieser Anwendungsfälle dürften im Bereich Cybersecurity zu finden sein. Zumal die Digitalisierung nicht nur das Segment Künstliche Intelligenz betrifft. Diese macht sich auch beim Thema Cloud Computing und vielen anderen Bereichen in unserem Alltag bemerkbar. Auf diese Weise nehmen die Datenmengengen exponentiell zu und müssen entsprechend gesichert werden. Es gilt jedoch, längst nicht mehr nur Privatpersonen vor Identitätsdiebstahl und anderen Aktivitäten von Hackern zu schützen. Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, wie in Zukunft Konflikte zwischen Staaten ausgetragen werden.
Der Kriegsführung im World Wide Web unter Staaten dürfte in Zukunft eine deutlich größere Bedeutung zukommen. Dass sich diese nicht im Kriegszustand befinden müssen, zeigt der Umstand, dass die hybride Kriegsführung immer mehr in Mode kommt und sich Regierungen gegenseitig vorwerfen, über Social-Media-Kanäle und Hacker-Angriffe zu versuchen, Wahlen zu manipulieren oder allgemein für Unruhe in der Bevölkerung des mutmaßlichen Gegners zu sorgen. Entsprechend ist davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen von Cybersecurity-Unternehmen in Zukunft sowohl im zivilen als auch militärischen Bereich zunehmen sollte.
Palo Alto Networks: Plattformstrategie als Erfolgsmodell
Lange Zeit hatten Börsianer darauf gewartet, dass Palo Alto Networks (WKN: A1JZ0Q / ISIN: US6974351057) als erster Branchenvertreter die Marke von 100 Mrd. US-Dollar bei der Marktkapitalisierung knackt. Inzwischen hat sich der auf Cybersecurity spezialisierte Konzern längst im dreistelligen Milliardenbereich etabliert. Zuletzt lag der Börsenwert bei rund 130 Mrd. US-Dollar. Die Aktie liegt seit Jahresbeginn 2024 mit rund 37 Prozent im Plus und erreichte zuletzt neue Höchststände. Damit konnte sich das Papier auch unlängst von dem zwischenzeitlichen Rücksetzer erholen, nachdem Ende Februar 2024 noch ein enttäuschender Ausblick geliefert worden war.
Dies ist vergeben und vergessen. Zumal die jüngsten Quartalsergebnisse Lust auf mehr machen. Das Management nutzte die Ergebnisvorlage, um die Ziele für das Gesamtjahr 2024/25 im wichtigen Bereich „Next-Gen Security ARR“ sowie beim bereinigten Gewinn je Aktie zu erhöhen. Grund dafür ist auch der Umstand, dass die Plattformstrategie des Unternehmens Fortschritte macht. So geht es dem Management verstärkt darum, Kunden möglichst viele Produkte und Dienstleistungen aus einer Hand anzubieten. So sagte Nikesh Arora, Chairman und CEO von Palo Alto Networks: „Wir stellen fest, dass der Markt zunehmend erkennt, dass die Plattformisierung das Problem der Sicherheit lösen und bessere KI-Ergebnisse ermöglichen wird.“
CrowdStrike: Großes Vertrauen
Ein fehlerhaftes CrowdStrike-Softwareupdate hatte im Sommer dieses Jahres auf Windows-Systemen bei Kunden weltweit für IT-Ausfälle gesorgt. Besonders im Fokus standen die Flugausfälle, mit denen große Airlines zu kämpfen hatten. Entsprechend negativ reagierte die Aktie der 2011 gegründeten IT-Sicherheitsforma. Inzwischen haben die Anteilsscheine jedoch die zwischenzeitlichen Kursrückgänge fast vollständig aufgeholt. Das Kursplus liegt seit Jahresbeginn trotz dieser Kursdelle bei rund 43 Prozent. Ein Grund dafür dürfte der Umstand sein, dass bereits kurz nach dem Vorfall die schnelle und offene Art des CrowdStrike-Managements gelobt wurde, wie mit dem Problem umgegangen worden war.
Darüber hinaus scheinen sich die negativen Folgen in Grenzen zu halten, während der Bedarf an Internetsicherheitsdienstleistungen in Zukunft zunehmen wird. Zumal CrowdStrike (WKN: A2PK2R / ISIN: US22788C1053) seinerseits vor allem im wichtigen Bereich Endpunktsicherheit stark vertreten ist. Dort ist das Unternehmen aus Austin im US-Bundesstaat Texas sogar Weltmarktführer. Dass die Kunden weiterhin CrowdStrike vertrauen, zeigte sich unter anderem im abgelaufenen Quartal. Umsatz, EPS und die wiederkehrenden Erlöse lagen über den Erwartungen. Viel wichtiger: Die Managementkommentare zum weiteren Wachstum fielen positiv aus. Die Kunden würden sich trotz des Softwareupdate-Vorfalls im Juli dazu entscheiden, ihren Beziehungen mit CrowdStrike zu vertiefen.
Zscaler meldet sich zurück
Mit einem Minus von rund 7 Prozent gehörte die Aktie des Cybersecurity-Spezialisten Zscaler (WKN: A2JF28 / ISIN: US98980G1022) im bisherigen Jahresverlauf zu den Underperformern im Technologiebereich. Ein Grund war die Zurückhaltung vieler Kunden rund um IT-Ausgaben. Die jüngsten Quartalsergebnisse könnten jedoch dafür gesorgt haben, dass einiges von dem verlorengegangenen Anlegervertrauen zurückgewonnen werden konnte. Im ersten Quartal (Ende Oktober) des Geschäftsjahres 2024/25 lagen EPS, Umsatz und die Margen über den Konsensschätzungen. Zudem wurde die Gesamtjahresprognose angehoben.
Entsprechend verwies Deutsche Bank-Analyst Brad Zelnick darauf, dass der Quartalsbericht „viele positive Aspekte“ enthalten hätte, darunter eine Beschleunigung des Bookings-Wachstums auf 30 Prozent im Jahresvergleich. Auch JMP Securities-Analyst Trevor Walsh hat „gesunde“ Q1-Ergebnisse gesehen, unterstützt durch das, was Chairman und CEO Jay Chaudhry als „wachsendes Interesse an unseren KI-Lösungen“ bezeichnet habe. Außerdem gäbe es nun „mehr Vertrauen“ in eine Beschleunigung des Umsatzwachstums in der zweiten Hälfte des Jahres 2025. Mittel- bis langfristig spielen Zscaler und anderen Branchenvertretern zahlreiche Digitalisierungstrends in die Karten.
CyberArk steht für den Schutz von Identitäten
CyberArk (WKN: A12CPP / ISIN: IL0011334468) dürfte noch nicht jedem Anleger hierzulande ein Begriff sein. Das israelische Unternehmen hat sich auf den Bereich Identitätssicherheit fokussiert. Ein Feld, dem Börsianer offenbar viel Wachstumspotenzial beimessen, insbesondere, wenn man die immer wieder vorkommenden Cyber-Attacken bedenkt. Dieser Umstand lässt sich beispielsweise an dem Kursplus von fast 50 Prozent bei der CyberArk-Aktie seit Anfang 2024 ablesen. Das Thema Identitätssicherheit ist jedoch nicht nur für Menschen interessant, insbesondere, wenn man bedenkt, wie schnell sich die KI verbreitet.
Daher war man bei CyberArk Anfang Oktober besonders froh, als man den erfolgreichen Abschluss der Übernahme von Venafi, einem führenden Unternehmen im Bereich des maschinellen Identitätsmanagements, vermelden konnte. Auf diese Weise will CyberArk seine Vision weiter entwickeln, jede Identität – menschlich und maschinell – mit dem richtigen Maß an Berechtigungskontrollen zu sichern, weiter zu verwirklichen. Laut Unternehmensdarstellung wächst der gesamte adressierbare Markt von CyberArk mit der Übernahme um 10 Mrd. US- Dollar auf etwa 60 Mrd. US-Dollar.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Angesichts der rasch voranschreitenden Digitalisierung sowie der wichtiger werdenden Themen wie Cloud Computing oder Künstliche Intelligenz gilt der Fokus Cybersecurity-Unternehmen. Diesen kommt die Aufgabe zu, in Zukunft angesichts stark wachsender Datenmengen, für die entsprechende Absicherung im World Wide Web zu sorgen.