Nach dem riesigen Erfolg von OpenAI sowie der Euphorie, die Unternehmen wie NVIDIA oder Microsoft zu Beginn des KI-Booms, an den Börsen entfachten konnten, fragen sich viele Menschen und Firmen noch immer, welche Bedeutung die Künstliche Intelligenz für ihren zukünftigen Alltag haben wird. Immer mehr Unternehmen beantworten diese Frage, indem sie hohe Summen in die Entwicklung der KI stecken sowie ständig neue Anwendungsfälle und damit interessante Monetarisierungsmöglichkeiten kreieren.
Wenn es um die KI-Revolution geht, haben sich Börsianer lange Zeit auf Technologiegrößen wie NVIDIA, Microsoft oder Meta Platforms konzentriert. Kleineren Softwareanbietern kam eher ein Schattendasein zu. Entsprechend gehörten ihre Aktien zu Underperformern, auch weil sich Unternehmenskunden im Zuge der schwierigen Konjunktur mit IT-Ausgaben in diesem Bereich zurückhielten. Während die KI-Revolution nun in die nächste Stufe eintritt, sind es gerade diese hochinnovativen Softwarefirmen, die mit allerhand KI-Anwendungsmöglichkeiten aufwarten.
An der Zeit, dass der breitere Softwarebereich „in die KI-Party einsteigt“
Dan Ives, Chef im Bereich Technologie-Research beim Finanzinstitut Wedbush Securities, umriss Ende 2024 in einem Interview mit dem US-Wirtschaftssender CNBC, wie er sich die nächste Stufe der KI-Revolution vorstellt. Dabei sprach er vor allem von dem Beginn des Software-KI-Zeitalters. Beim Thema Künstliche Intelligenz sollte sich im kommenden Jahr und darüber hinaus vieles um die unzähligen Anwendungsfälle im Bereich der generativen Künstlichen Intelligenz drehen. Diese Anwendungsfälle, in Verbindung mit der Notwenigkeit von Unternehmenskunden aus allen Branchen, kräftig in die KI zu investieren, sollten bei Unternehmen wie Snowflake, Elastic NV, MongoDB, Twilio oder Palantir Technologies für erhebliche Monetarisierungsmöglichkeiten sorgen.
Es sei an der Zeit, dass der breitere Softwarebereich „in die KI-Party einsteigt“. Mit diesen Worten hatte Wedbush-Analyst Ives Ende November eine Analyse zusammengefasst, in der er enorme Wachstumsaussichten für Softwareunternehmen im KI-Bereich dargelegt hatte. Der Analyst ist der Ansicht, dass die Zahl der Anwendungsfälle „explodieren“ sollte und dass die Phase der Nutzung in Unternehmen im Jahr 2025 mit der Einführung großer Sprachmodelle auf breiter Front beginnen werde. Entsprechend sollte die „tatsächliche Einführung von generativer KI“ ein wichtiger Kurstreiber für die Aktien von Unternehmen aus dem Softwaresektor sein.
Bullisher Wahlausgang
Bei Wedbush hat man daher Aktien von Unternehmen wie Elastic N.V. und Snowflake auf „Outperform“ hochgestuft, um die zunehmende Zuversicht für die nächste Phase der Revolution der Künstlichen Intelligenz im Softwaresektor zu unterstreichen. Selbst eine ungünstige Entwicklung der Wechselkurse dürfte aus Analystensicht wenig an diesen positiven Aussichten ändern. Gerade US-Softwareanbieter hatten es zuletzt immer wieder mit einem starken US-Dollar zu tun. Laut Einschätzung von Dan Ives dürften die starken Wachstumsaussichten diese negativen Effekte wettmachen. Zumal er der Ansicht ist, dass der Sieg Donald Trumps bei den Präsidentschaftswahlen und die Kontrolle der Republikanischen Partei des US-Kongresses bullisch auf den KI-Softwaresektor wirken sollten.
Dabei hat er insbesondre die FTC (Federal Trade Commission oder Bundeshandelskommission) im Blick. Diese überwacht in den USA den Verbraucherschutz, aber auch Fusionen und Übernahmen. Im Wahlkampf wurde deutlich, dass die Republikaner als freundlich gestimmt gegenüber M&A-Aktivitäten stehen dürften. Ives argumentiert, dass gerade im KI-Softwarebereich viele Unternehmen in die Offensive gehen und eine Konsolidierung sowie Übernahmen anstreben dürften, um sich auf diese Weise eine noch bessere Position in einem jungen, jedoch aussichtsreichen Markt zu sichern. Zu den Lieblingswerten des Analysten gehören dabei Snowflake, Elastic N.V., MongoDB und Palantir Technologies. Diese sollten aus Analystensicht von erheblichen Monetarisierungsmöglichkeiten profitieren.
Auch Europäer mischen mit
Snowflake (WKN: A2QB38 / ISIN: US8334451098) wurde im Jahr 2012 von ehemaligen Oracle-Mitarbeitern gegründet, um die Public Cloud nutzbar zu machen. Im Mittelpunkt steht nun die Data Cloud – ein globales Netzwerk, in dem Tausende von Unternehmen Daten mit nahezu unbegrenzter Größe, Gleichzeitigkeit und Leistung mobilisieren. Dort können Unternehmen ihre isolierten Daten zusammenführen, verwaltete Daten leicht erkennen und sicher freigeben sowie verschiedene analytische Workloads ausführen. Unabhängig davon, wo sich die Daten oder Benutzer befinden, bietet Snowflake eine einzige und nahtlose Erfahrung über mehrere Public Clouds hinweg. Auf diese Weise werden Lösungen für Apps, Collaboration, Cybersicherheit, Data Engineering, Data Lake, Data Science, Data Warehousing und Unistore geschaffen.
Elastic N.V. (WKN: A2N5RS / ISIN: NL0013056914) wurde ebenfalls 2012 gegründet. Das niederländisch-amerikanische Unternehmen beschäftigt sich unter anderem mit Lösungen rund um Enterprise Search, Observability und Security. Zu den Kunden werden namhafte Konzerne wie UBER, Slack oder Microsoft gezählt. Diese setzen auf Elastic-Lösungen, um beispielsweise schneller Suchergebnisse zu erzielen, während Anwendungen am Laufen gehalten und vor Cyberangriffen geschützt werden sollen. Im Mittelpunkt steht dabei die Elastic Search AI Platform. Diese baut auf dem ELK Stack auf, mit dessen Hilfe Kunden zuverlässig und sicher Daten aus jeder beliebigen Quelle und in jedem beliebigen Format erfassen und anschließend die Daten durchsuchen, analysieren und visualisieren können. Auf diese Weise will man die Präzision der Suche mit der Intelligenz der KI kombinieren.
Neue KI-Dienste
Bereits vor der KI-Revolution drehte sich im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung Vieles um die zunehmenden Datenmengen. Hier setzt MongoDB (WKN: A2DYB1 / ISIN: US60937P1066) an. Dabei handelt es sich laut eigener Darstellung um die beliebteste Dokumentendatenbank und die vielseitigste Datenplattform für Entwickler der Welt. Auf das Dokumentmodell von MongoDB greifen vor allem Entwickler zurück, unter anderem, da dieses einfach zu erlernen und zu verwenden ist, aber gleichzeitig funktionsreich genug für die anspruchsvollsten Anwendungen und extrem skalierbar sein soll. Unternehmen können mit MongoDB wiederum Anwendungen schneller erstellen. Zudem können diese Firmen mithilfe von MongoDB, verschiedene Arten und große Mengen von Daten verarbeiten, um Webanwendungen zu entwickeln oder große Datenmengen sowie Big-Data-Workloads zu speichern.
Auch bei Palantir (WKN: A2QA4J / ISIN: US69608A1088) dreht sich Vieles um große Datenmengen. Das Softwareunternehmen bietet Lösungen an, um große Datenmengen analysieren zu können. Dabei geht es beispielsweise darum, dass Staaten sicherheitsrelevante Daten über ihre Bürger auswerten und Palantir-Lösungen zur Überwachung einsetzen. Wenig verwunderlich ist daher der Umstand, dass die US-Amerikanischen Sicherheitsbehörden zu den ersten Kunden von Palantir gehörten. Allerdings ist das Unternehmen auch im zivilen Bereich aktiv. Neben NVIDIA wird Palantir zu den größten Gewinnern des KI-Booms gezählt, unter anderem, weil die Künstliche Intelligenz im Hinblick auf die Gewinnung und Auswertung von großen Datenmengen ganz neue Möglichkeiten bereithält, die vor wenigen Jahren noch undenkbar schienen. Zu den weiteren Gewinnern im Zuge der Weiterentwicklung der KI soll auch Twilio gehören.
Wenn es um die nächste Stufe der KI-Revolution geht, gehört das 2008 gegründete Unternehmen Twilio (WKN: A2ALP4 / ISIN: US90138F1021) zu den Favoriten von Wells Fargo-Analyst Michale Turrin. Ähnlich wie Wedbush-Mann Dan Ives glaubt auch Turrin, dass Softwareanbieter die nächste Phase der KI-Entwicklung anführen werden. Er ist Meinung, dass im Zuge der KI-Revolution über viele Jahre hinweg das Kommunikationsvolumen gesteigert werden dürfte, was zu einem nachhaltigen Wachstum von Twilio beitragen sollte. Schließlich bietet der Betreiber einer Cloud-Kommunikationsplattform als Platform as a Service allerhand KI-Dienste für seine Kunden an. „Wir sind davon überzeugt, dass Twilio die nächste Welle von KI-nativen Front-Office- und kommunikationsgestützten KI-Anwendungen vorantreiben kann“, sagt Turrin.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Trotz des Aufsehens, für das die Künstliche Intelligenz in den vergangenen Jahren sorgen konnte, handelt es sich noch immer um eine relativ junge Technologie. Menschen und Firmen lernen gerade, diese im Alltag einzusetzen. Dabei haben sich unzählige Softwareunternehmen aufgemacht, neue und interessante Anwendungsfälle zu entdecken und zu kreieren. Die sich daraus ergebenden Monetarisierungsmöglichkeiten sorgen bei einigen Marktteilnehmern für eine besonders positive Sicht auf den KI-Softwaresektor.