Trotz sinkender Leitzinsen der Notenbanken zeichnet sich eine Renaissance des Rentenmarkts ab. Insbesondere in den USA sorgt der hohe Finanzierungsbedarf kommender Investitionen für steigende Zinsen bei lang laufenden Anleihen. Wie aus einer aktuellen Studie von Union Investment hervorgeht, bleibt der Rentenmarkt langfristig attraktiv, während Aktien an Vorsprung verlieren könnten.
Zinsauftrieb durch US-Investitionen
Die USA stehen vor einem Investitionsboom, der durch den Großmachtwettbewerb mit China und neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung getrieben wird. Der damit verbundene Bedarf an Finanzierungskapital führt zu einem anhaltenden Druck auf die Zinsen länger laufender Anleihen.
Laut der Studie könnten sich die inflationsbereinigten Zinsen langfristig bei etwa 1,4 Prozent einpendeln, während eine strukturell leicht höhere Inflation von durchschnittlich 2,3 Prozent erwartet wird. Für die US-Notenbank Fed ergibt sich daraus ein konjunkturneutraler Leitzins von 3,7 Prozent, was klar über dem aktuellen Niveau liegt.
Sandra Ebner, Senior Economist bei Union Investment, sieht den demografischen Wandel als einen weiteren Treiber: „Höhere Löhne und eine gerechtere Einkommensverteilung könnten die volkswirtschaftlichen Sparquoten senken und die Nachfrage nach Kapital verstärken.“
Wiederkehr der Laufzeitprämien
Nach Jahren historisch niedriger Renditen wird am Rentenmarkt ein weiterer wichtiger Faktor zurückkehren: die Laufzeitprämien. Investoren, die langfristig Kapital bereitstellen, werden künftig wieder stärker entlohnt. Dies spiegelt das höhere Risiko wider, das durch Marktunsicherheiten und die Volatilität von Anleihen entsteht.
Makrostratege Michael Herzum ergänzt: „Das hohe Angebot an US-Staatsanleihen wird nur zu höheren Renditen absorbiert. Langfristig bleibt das Umfeld volatil, was Investoren jedoch auch Chancen bietet.“
Während in den USA ein dynamisches Investitionsumfeld erwartet wird, ist die Lage in Europa weniger eindeutig. Strukturelle Probleme und Unsicherheiten dämpfen hier die Investitionsbereitschaft. Dennoch könnten sich mittelfristig ähnliche Entwicklungen abzeichnen, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aufhellen.
Aktien und Anleihen im Vergleich
Auch wenn Aktien durch steigende Investitionen und Produktivitätseffekte langfristig profitieren könnten, wird der Renditevorsprung gegenüber Anleihen schrumpfen. Der Grund: Mit den höheren Erträgen bei Anleihen sinkt die sogenannte Aktienrisikoprämie, die Anleger für das zusätzliche Risiko von Aktien erwarten.
„Investoren stehen vor einer komfortablen Wahl“, fasst Herzum zusammen. „Sie können entweder weniger Risiko bei gleicher Rendite eingehen oder mit überschaubarem Risiko höhere Erträge erzielen.“
Das marktEINBLICKE-Fazit
Die Studie von Union Investment zeigt: Der Rentenmarkt bietet in den nächsten Jahren interessante Perspektiven. Die höhere Basisverzinsung und die Rückkehr der Laufzeitprämien machen Staats- und Unternehmensanleihen zu einer attraktiven Anlageklasse. Vor allem in den USA könnten Investoren von der Entwicklung profitieren, während Europa noch Nachholbedarf hat.
Die Entscheidung zwischen Aktien und Anleihen wird zunehmend von individuellen Risikopräferenzen bestimmt. Die Kernbotschaft der Studie von Union Investment bleibt jedoch: Renten sind zurück – und das mit einer Stärke, die Anleger langfristig bescheren könnte.








