Die kommende Woche werden wir alle vor dem TV wohl sitzen und am 20. Januar 2025 den Amtsantritt von Donald Trump verfolgen. Für Investoren wird das Ganze spannend. Denn „Trump 2.0“ birgt weitreichende Implikationen für die globale Wirtschaft und Finanzmärkte. Während einige Marktsegmente von Trumps wirtschaftspolitischer Agenda profitieren könnten, zeichnen sich auch erhebliche Risiken ab, die Anleger im Blick behalten sollten.
Zuletzt haben verschiedene Experten versucht, die komplexen Herausforderungen und Chancen, die vor Investoren nun liegen, zu beleuchten. Unter anderem Tim Murray, Kapitalmarktstratege bei T. Rowe Price, und R.J. Gallo, Senior Portfolio Manager bei Federated Hermes.
Positive Impulse für die US-Aktienmärkte?
„Die zweite Amtszeit von Donald Trump könnte sich auf verschiedene Weise auf die Aktienmärkte auswirken“, sagt Tim Murray. Insbesondere US-Aktien könnten von Trumps wirtschaftsfreundlicher Politik profitieren, die Deregulierung, Steuererleichterungen und ein verbessertes Geschäftsklima in den Fokus rückt. Murray betont, dass vor allem Small-Cap-Aktien Potenzial zeigen könnten, da sie von geringeren regulatorischen Belastungen und möglichen Unternehmenssteuersenkungen profitieren dürften. Allerdings schränkt er ein: „Die Skepsis gegenüber weiteren Steuersenkungen bleibt aufgrund des hohen Haushaltsdefizits bestehen.“
Neben den positiven Impulsen für den Energie- und Finanzsektor sieht Murray auch Risiken, insbesondere durch Trumps aggressive Handelspolitik. Höhere Zölle könnten zu Inflation führen und die US-Notenbank Fed zwingen, Zinssenkungen auszusetzen oder gar die Zinsen zu erhöhen, was die Märkte destabilisieren könnte. Darüber hinaus könnten Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien unter Druck geraten, falls zentrale Elemente des Inflation Reduction Acts aufgehoben werden.
Zölle: Ein zweischneidiges Schwert
R.J. Gallo hebt die potenziellen Folgen von Trumps geplanter Zollpolitik hervor. „Lehrbücher der Wirtschaftswissenschaften vermitteln uns, dass Zölle die Preise erhöhen und den Handel verringern“, erklärt er. Dennoch scheint Trump bereit zu sein, Zölle als strategisches Druckmittel einzusetzen, um Handelsgespräche zu initiieren und Produktionsverlagerungen ins Inland zu fördern. Entscheidend wird laut Gallo sein, wie Handelspartner darauf reagieren, da ein globaler Handelskonflikt die Inflation weiter anheizen könnte.
Haushaltsdefizit: Ein wachsendes Problem
Ein zentraler Kritikpunkt bleibt das Haushaltsdefizit. Die geplante Verlängerung von Trumps Steuersenkungen und die Abschaffung von Abgaben auf Sozialversicherungsleistungen könnten die Staatsausgaben weiter belasten.
„Die US-Regierung weist bereits ein Defizit von fast 2 Billionen US-Dollar auf“, betont Gallo. Dies ist besorgniserregend, da die Staatsverschuldung mit fast 100 Prozent des BIP den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg erreicht hat. Ein weiteres Anwachsen des Defizits könnte sogenannte Bond Vigilantes – Investoren, die höhere Risikoprämien fordern – auf den Plan rufen.
Federal Reserve unter Druck
Ein weiteres Spannungsfeld könnte sich in der Beziehung zwischen Trump und der Federal Reserve entwickeln. Während seiner ersten Amtszeit übte Trump scharfe Kritik an Jerome Powell, dem Vorsitzenden der Fed.
„Es ist gut vorstellbar, dass er dies wieder tun wird“, meint Gallo. Sollte Trump versuchen, Powell vorzeitig abzulösen oder die Fed unter politischen Druck zu setzen, könnte das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Notenbank erschüttert werden. Dies würde sich unmittelbar auf die Märkte auswirken, da Anleger höhere Risikoprämien verlangen könnten, bis sich die politische und wirtschaftliche Situation klärt.
Portfoliostrategien in ungewissen Zeiten
Um den Risiken und Chancen der Trump-Politik Rechnung zu tragen, empfehlen Experten wie Tim Murray eine ausgewogene Portfoliostrategie. „Wir halten aufgrund der positiven kurzfristigen Aussichten an einer übergewichteten Position in Aktien fest, sichern uns aber auch mit Sachwerten gegen steigende Inflation ab“, erklärt Murray. Eine Neujustierung der Portfolios, etwa durch die Reduzierung von Netto-Long-Positionen und die Anpassung des Sektorenengagements, könne helfen, Risiken zu managen.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Die zweite Amtszeit von Donald Trump verspricht, ein ambivalentes Kapitel für die Finanzmärkte zu werden. Während Deregulierung und Steuererleichterungen kurz- bis mittelfristig für positive Impulse sorgen könnten, werfen Faktoren wie die Zollpolitik, das Haushaltsdefizit und potenzielle Konflikte mit der Federal Reserve lange Schatten auf die wirtschaftliche Stabilität.
Einmal mehr heißt es für Anleger: Portfolios diversifiziert und flexibel halten, um sowohl Chancen zu nutzen als auch Risiken abzufedern – am besten natürlich mit Baustein-Aktien.
In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse), alle Daten der kommenden Handelswoche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.
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Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt