Gleich in den ersten Stunden seiner Amtszeit stellte US-Präsident Donald Trump im Hinblick auf die Anzahl von Exekutivverordnungen, Proklamationen und Memoranden einen neuen Rekord auf und übertraf seine Vorgänger deutlich. Diese sind bei US-Präsidenten besonders beliebt, weil sie keine Zustimmung des Kongresses erfordern, jedoch gleich eine Wirkung entfalten können. Börsianer reagierten positiv auf die Amtseinführung und die ersten Tage der zweiten Trump-Präsidentschaft. Ein endgültiges Urteil dürfte jedoch ausstehen.
Wie erwartet ging es Trump zunächst darum, entscheidende Maßnahmen seines Vorgängers rückgängig zu machen. Besonders sichtbar war dies beispielsweise im Energiebereich. Während Joe Biden die USA in das Pariser Klimaabkommen zurückgeführt hatte, ordnete Trump, wie schon zu Beginn seiner ersten Amtszeit, den Austritt der USA aus diesem 2015 geschlossenen Vertrag. Zudem wurde der „nationale Energienotstand“ ausgerufen. Dieser räumt der heimische Öl- und Gasproduktion Vorrang ein.
Treibhausgasemissionen oder Umweltstandards spielen erst einmal eine untergeordnete Rolle, stattdessen soll das Motto „Drill, Baby, Drill“ lauten. Dank einer erhöhten Produktion bei den fossilen Energieträgen sollen die Energiepreise, wie von Trump versprochen, deutlich sinken. Darüber hinaus soll Energie exportiert werden, um auf diese Weise das Handelsdefizit mit wichtigen Partnern wie der EU abzubauen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die US-Öl- und Gasindustrie bereit ist, Trumps Wunsch nach einer ungehemmten Produktionsausweitung nachzukommen.
Trump mischt den Energiesektor auf
Der Öl- und Gassektor hat die Inflation in den vergangenen Jahren ebenfalls zu spüren bekommen. Unter anderem bei der Entlohnung der Mitarbeiter und vielen Inputkosten. Aus diesem Grund ist Sparen angesagt. Investitionen und Projekte werden genau auf ihre Wirtschaftlichkeit überprüft. Gleichzeitig haben die wichtigsten Öl- und Gasunternehmen kein Interesse daran, die Marktpreise deutlich nach unten zu fahren und ihre Einnahmesituation möglicherweise zu verschlechtern. Auch aus anderen Gründen gab es bereits vor Trumps Amtseinführung Anzeichen, dass die heimische Öl- und Gasindustrie Trumps „Drill, Baby, Drill“-Devise nicht wie von ihm gewünscht umsetzen könnte.
So berichtete beispielsweise Reuters Ende November 2024, dass Vertreter der Öl- und Gasbranche die Förderung nicht massiv ausweiten dürften, nur weil Trump dies gerne sehen würde. „Wir werden niemanden im ‚Drill, Baby, Drill‘-Modus sehen“, sagte Liam Mallon, Leiter der Upstream-Abteilung von Exxon Mobil auf einer Branchenkonferenz in London. Mallon sieht eine „radikale Änderung“ der Produktion als „unwahrscheinlich“ an, weil die große Mehrheit, wenn nicht sogar alle, sich auf die Wirtschaftlichkeit ihrer Tätigkeit konzentrieren würden.
Schließlich hat die Ausgabendisziplin in der US-Öl- und Gasindustrie weit vor der Wahl Trumps Einzug gehalten, sodass nun nicht davon auszugehen ist, dass Erneuerbare Energien von heute auf morgen von fossilen Energieträgern verdrängt werden. Auch in einem anderen Punkt könnte Trump auf Widerstand stoßen. Das Zurückfahren der im „Inflation Reduction Act“ (IRA) für die Erneuerbaren Energien enthaltenen Förderungen wird nicht einfach, allein schon, weil viele von republikanischen Gouverneuren geführte US-Bundesstaaten von den entsprechenden Mitteln profitieren. Außerdem müsste in diesem Fall der Kongress aktiv werden. Trotz der republikanischen Kontrolle im Repräsentantenhaus und dem Senat ist dies kein Selbstläufer.
Reshoring ist angesagt
Das Beispiel des Energiesektor zeigt, dass die Gewinner und Verlierer der zweiten Trump-Präsidentschaft nicht sofort ersichtlich sein müssen und sich selbst Öl- und Gaskonzern nicht notwendigerweise über die „Drill, Baby, Drill“-Anweisung freuen müssen. Zu den Gewinnern dürfte die heimische Industrie gehören. Schließlich will die Trump-Regierung die US-Wirtschaft weiter stützen.
Zudem dürften die ständigen Zolldrohungen gegen Mexiko, Kanada oder auch China und die EU auch in den Chefetagen vieler Weltkonzerne registriert worden sein. Diese werden vorsorglich, Teile ihrer Produktion in die USA verlagern. Aus diesem Thema ist in Bezug auf die Trump-Präsidentschaft Reshoring ein besonders wichtiges Anlagethema. Ein weiterer Gewinner unter Trump dürfte der Tech-Sektor sein, allerdings ist es nicht so, dass dieser in besonderer Weise auf Unterstützung angewiesen wäre.
Trump als Freund von Big Tech
Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen galt die Trump-Regierung als wirtschafts- und technologiefreundlicher als ihre Konkurrenz von der Demokratischen Partei. Dies zeigte sich unter anderem an einer der ersten Exekutivverordnungen Trumps. Dabei nahm er einige Biden-Regulierungen in Bezug auf die Künstliche Intelligenz. Diese richteten sich vor allem darauf, dass die Regierung die Entwicklungen rund um das Thema generative KI in die richtigen, verantwortungsvollen Bahnen lenkt.
Trump & Co geht es vielmehr darum, dass die Tech-Konzerne sich austoben und quasi ungehemmt die sich bietenden Entwicklungsmöglichkeiten rund um neue Technologien nutzen können. Entsprechend gut dürfte die bei Unternehmen wie NVIDIA oder Microsoft ankommen. Ähnliches gilt für Social-Media-Riesen wie die Facebook-Muttergesellschaft Meta Plattforms, die sich unter Trump und den Republikanern um so etwas wie Fact-Checking oder das Vorgehen gegen Hate Speech nicht kümmern müssen und auf diese Weise entsprechende Ressourcen anderweitig einsetzen können.
Zu den direkten Profiteuren gehört auch Tesla, nicht weil Konzernchef Elon Musk ein Freund Trumps und der Republikaner ist, sondern, weil Marktteilnehmer erwarten, dass Regulierungen im Bereich autonomes Fahren, dem Elektrobauer dabei helfen sollten, sein Geschäft mit Robotaxis in neue Sphären zu katapultieren. Entsprechend dürfte es Tesla wenig ausmachen, dass einige der ersten Maßnahmen Trumps gegen Erneuerbare Energien und Elektroautos gerichtet waren.
Den Finanzsektor nicht vergessen
Zu den größten Profiteuren der zweiten trumpschen US-Präsidentschaft wird der Finanzsektor gezählt. Die Gründe sind zahlreich vorhanden. Gerade Finanzinstitute wie Banken und Versicherungen führen sich durch umfangreiche Regulierungsvorschriften eingeschränkt.
Dies soll sich nun ändern. Diese sollen gewissermaßen von der Leine gelassen werden, um beispielsweise mit üppigen Krediten an Verbraucher und Unternehmen die US-Wirtschaft noch weiter anzuheizen. Gleichzeitig freuen sich Anteilseigner, da dank eines geringeren Regulierungsdrucks und höherer Einnahmen auch höhere Ausschüttungen winken.
Ein besonderer Aspekt betrifft das Beratungsgeschäft. Schließlich wird am Markt erwartet, dass unter Trump Fusionen & Übernahmen sowie dank der positiven Börsenstimmung auch Börsengänge angekurbelt werden sollten. In diesem Beriech würden vor allem Konzerne wie Goldman Sachs zu den Profiteuren zählen.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Auch wenn die Gewinner und Verlierer der zweiten Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen sind, werden sich Unternehmen aus verschiedenen Branchen über Trump 2.0 freuen, auch wenn es lediglich aus dem Grund ist, dass er die Gesamtwirtschaft ankurbeln und Steuern senken will. Die bisherigen Marktreaktionen lassen erahnen, dass sich Börsianer bisher kaum um die negativen Aspekte wie die ständigen Zolldrohungen sowie die damit verbundenen Gefahren wie eine höhere Inflation Sorgen machen.