Preise steigen deutlich: Inflation in den USA bei 2,9% – was macht die Fed nun?

(Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve)

Die Inflationsrate hat in den USA den höchsten Stand seit Jahren erreicht. Lange Zeit wollte die Notenbank höhere Inflation, jetzt hat sie sie – und sie ist gleich kräftig über das Ziel von 2 % hinausgeschossen. Hohe Nervosität ist trotzdem nicht zu erwarten. Die Kerninflation liegt zwar über 2 %, aber ist mit 2,3 % noch ein Stück von 3 % entfernt.

Die Notenbank hat ohnehin ihre eigenen Verbraucherpreisindizes entwickelt und schenkt diesen mehr Beachtung. Das macht bis zu einem gewissen Grad Sinn. Da die herkömmlichen Indizes sehr volatile Komponenten wie Energie beinhalten, kann die Inflationsrate in einem Monat bei 3 % und ein Quartal später schon wieder bei 2 %. Die Geldpolitik dann quartalsweise radikal zu verändern, macht wenig Sinn.

Verbraucher, also wir, zahlen trotzdem die höheren Preise, die der ganze Index ausweist. Wir zahlen beim Einkaufen nicht irgendwelche Kernraten, sondern alles. Wenn Benzin teurer wird, merken wir das sofort. Das ist für viele relevanter als ein Index, der diese Preise nicht berücksichtigt.

Für die Geldpolitik ist die Kernrate relevant. Insofern werden sich Notenbanker zu keiner Korrektur ihres bisherigen Weges hinreißen lassen. Das ist zumindest die Aussage, die die meisten Analysten treffen.

Persönlich wäre ich mir da nicht so sicher. Höhere Inflation, selbst wenn die Kerninflation nicht im gleichen Ausmaß mitzieht, ist für die Notenbank durchaus relevant. Betrachtet man die Entwicklung der Inflation und die Entwicklung der Konsumausgaben (siehe Grafik), ist der Zusammenhang klar. Steigt die Inflation an, sinkt das Konsumwachstum.

Steigt die Inflation rasch an, sinken die Reallöhne. Für den gleichen Verdienst kann man sich weniger leisten. Der Konsum kann nicht mehr so schnell wachsen. Er kann nur wachsen, wenn mehr Menschen arbeiten und Konsumenten mehr über Kredit finanzieren.

Das Beschäftigungswachstum ist in den USA zwar solide, doch ein Kreditboom ist nicht in Sicht. Aus diesem Grund wird die höhere Inflation, die nicht von höheren Löhnen ausgeglichen wird, das Wirtschaftswachstum etwas drücken. Je nachdem wie stark der Effekt ist, ist der Anreiz für eine Beschleunigung der Zinswende gering.

Die Notenbank sollte die höhere Inflation nicht überbewerten, aber auch nicht unterschätzen. Der Einfluss auf das Wachstum ist sehr relevant. In der Vergangenheit hat die Notenbank die Zinsen in solchen Situationen angehoben und damit das Wachstum endgültig abgewürgt. Im Idealfall wird dieser Fehler diesmal vermieden.

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Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de

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Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve