In den USA steht im Bereich des Paketversands ein Unternehmen seit über einem Jahrhundert als Synonym für Zuverlässigkeit und Effizienz: United Parcel Service, besser bekannt als UPS (WKN: 929198 / ISIN: US9113121068). Was einst als bescheidener Kurierdienst begann, hat sich zu einem globalen Logistikgiganten entwickelt, der täglich Millionen von Paketen und Dokumenten in alle Winkel der Erde liefert.
Einst eine Vision mit 100 US-Dollar Startkapital
Die Geschichte von UPS beginnt am 28. August 1907 in Seattle, Washington. Die beiden Teenager James E. Casey und Claude Ryan gründeten mit einem geliehenen Kapital von 100 US-Dollar die “American Messenger Company”.
In einer Zeit, in der das Telefon noch nicht weit verbreitet war, boten sie Kurierdienste für private und geschäftliche Kunden an. Die Auslieferungen erfolgten zu Fuß oder mit dem Fahrrad, und das Unternehmen legte von Anfang an großen Wert auf Zuverlässigkeit und Kundenservice.
Bereits 1913 erweiterte das Unternehmen sein Dienstleistungsangebot um die Paketzustellung für Einzelhändler und erwarb sein erstes motorisiertes Zustellfahrzeug, ein Ford Model T. Diese Investition markierte den Beginn einer neuen Ära in der Paketzustellung und legte den Grundstein für das zukünftige Wachstum.
Der Aufstieg zum nationalen Dienstleister
1919 wagte das Unternehmen den Schritt über die Grenzen Seattles hinaus und eröffnete eine Niederlassung in Oakland, Kalifornien. In diesem Zuge änderte es seinen Namen in “United Parcel Service” (UPS), um den erweiterten Service und die vereinte Zustellung von Paketen zu betonen. Die charakteristische dunkelbraune Farbe der Lieferfahrzeuge wurde eingeführt, um ein professionelles und einheitliches Erscheinungsbild zu gewährleisten – ein Markenzeichen, das bis heute Bestand hat.

In den folgenden Jahrzehnten expandierte UPS kontinuierlich und führte 1924 das erste Förderbandsystem zur Paketsortierung ein, um die Effizienz zu steigern. 1930 begann das Unternehmen mit konsolidierten Zustelldiensten in New York City und erweiterte sein Netzwerk auf weitere Großstädte im Osten und Mittleren Westen der USA. Diese Expansion legte den Grundstein für den nationalen Erfolg von UPS.
UPS an der Börse
Am 10. November 1999 ging UPS an die Börse und führte den bis dahin größten Börsengang des 20. Jahrhunderts durch. In den letzten Jahren hat UPS verstärkt in innovative Technologien und nachhaltige Lösungen investiert, um den steigenden Anforderungen des globalen Handels gerecht zu werden.
So hat UPS die Genehmigung der US-Luftfahrtbehörde FAA erhalten, Drohnen für die Zustellung von medizinischen Proben und anderen zeitkritischen Sendungen einzusetzen.
UPS ist heute der größte globale Anbieter für kleine Paketsendungen und gehört neben FedEx und DHL Express zu den drei dominierenden Akteuren im weltweiten Markt. Während FedEx und UPS den US-Markt beherrschen, ist DHL Express führend in Europa. Im Rahmen der „Better, not bigger“-Strategie von CEO Carol Tomé veräußerte UPS im zweiten Quartal 2021 seine Sparte UPS Freight für Teilladungen und trennte sich im September 2023 von der Spedition Coyote, die 2015 übernommen wurde.

Trotz seiner gewerkschaftlich organisierten Belegschaft konnte UPS historisch gesehen höhere operative Margen als seine Wettbewerber erzielen – unter anderem aufgrund der überlegenen Paketdichte des Unternehmens, da UPS deutlich länger als FedEx im US-amerikanischen Bodenmarkt tätig ist.
Im Jahr 2023 beförderte FedEx im Durchschnitt 11,9 Millionen Pakete pro Tag in den USA, während UPS 19 Millionen Pakete transportierte. Versender schätzen es, dass UPS Express- und Standardlieferungen über ein einziges Fahrernetzwerk abwickeln kann.
Amazon reduziert sein Versandvolumen bei UPS erheblich
Für UPS wird es in der nahen Zukunft jedoch spannend. Das Unternehmen gab kürzlich bekannt, dass Amazon das über UPS abgewickelte Paketvolumen innerhalb der nächsten 18 Monate um mehr als 50 Prozent senken wird. Es scheint, so die Analysten von Morningstar, dass diese Entscheidung hauptsächlich von UPS ausgeht, „da das Amazon-Geschäft stark margenbelastend ist. UPS dürfte versuchen, sich stärker auf margenstärkere Kunden zu konzentrieren.“
Im Jahr 2024 machte zwar Amazon rund 12 Prozent des Gesamtumsatzes von UPS aus. Trotz der Reduzierung bleibt UPS aber für Amazon weiterhin wichtig, insbesondere während der Hochsaison. „Eine vollständige Eigenabwicklung durch Amazon würde erhebliche zusätzliche Investitionen erfordern“, analysiert Morningstar.

So steht es um die UPS-Bilanz
UPS verfügt über eine solide Bilanz mit moderater Verschuldung und erwartet keine mittelfristigen Probleme beim Schuldendienst.
Für Aktionäre positiv: UPS erhöhte seine Dividendenzahlungen im Jahr 2022 um fast 50 Prozent auf über 5 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Die Quartalsdividende wurde für das erste Quartal 2025 auf 1,64 US-Dollar pro Aktie angehoben. Aktienrückkäufe, die während der Pandemie ausgesetzt wurden, wurden 2021 wieder aufgenommen; für 2025 sind Rückkäufe im Wert von rund 1 Mrd. US-Dollar geplant.
Seitens Morningstar sieht man einen fairen Wert von 138 US-Dollar. „Die Reduzierung des Amazon-Geschäfts hat unseren fairen Wert um etwa 6 Prozent gesenkt“, so die Analysten und ergänzt in Hinblick auf 2025: „Wir prognostizieren eine Verbesserung der operativen Marge auf 10,8 Prozent (von 9,8) und eine Steigerung der US-Inlands-Marge auf 8,8 Prozent (von 7,5).“
Das marktEINBLICKE-Fazit
UPS hängt stark von der Wirtschaftslage in den USA und Europa ab. Eine anhaltend schwache Industriekonjunktur oder neue US-Zölle könnten den Umsatz belasten. „Zudem stellt die schrittweise Rücknahme des Amazon-Volumens ein operatives Risiko dar“, wie Morningstar schreibt.
Für Anleger war UPS zuletzt eher ein schwaches US-Investment. In den vergangenen zehn Jahren hat die UPS-Aktie nur 2 Prozent p.a. gewonnen. Aus 10.000 Euro wäre damit nur 12.405 Euro geworden. Ganz nüchtern betrachtet: Die Aktie des Konkurrenten FedEx lief besser. Auf Zehn-Jahres-Sicht weist die FedEx-Aktie einen Gewinn von im Schnitt plus 5,8 Prozent pro Jahr aus.