Ein Quartalsbericht, der die Erwartungen übertrifft – doch Analysten bleiben skeptisch. Ist die jüngste Kursrallye wirklich gerechtfertigt oder droht die nächste Enttäuschung?
Innerhalb eines Jahres hat die Aktie von SolarEdge (WKN: A14QVM / ISIN: US83417M1045) rund 80 Prozent an Wert verloren. Eine Vielzahl von Herausforderungen trug zu diesem Kursverfall bei. Umso erleichterter waren Anleger, als sich die schlimmsten Befürchtungen im vierten Quartal 2024 nicht bestätigten. Die Euphorie hielt jedoch nicht lange an.
Trump-Regierung kein Befürworter erneuerbarer Energien
Die Aktie des Photovoltaikspezialisten SolarEdge legte am Mittwoch zeitweise um bis zu 40 Prozent zu und schloss den Handelstag mit einem Kursgewinn von knapp 16 Prozent ab. Nach einem schwachen dritten Quartal waren die Erwartungen an die Q4-Zahlen gering. Entsprechend positiv wurde aufgenommen, dass die Erlöse die Prognosen übertrafen.
Im Vergleich zum Vorquartal sanken die Umsätze zwar um 17 Prozent auf 196,2 Mio. US-Dollar, lagen aber dennoch über den Konsensschätzungen von 189,1 Mio. US-Dollar. Damit zeigte sich erneut, dass es an der Wall Street weniger darauf ankommt, ob absolute Zahlen gut ausfallen, sondern vielmehr darauf, ob die Erwartungen übertroffen werden – unabhängig davon, wie niedrig die Messlatte angesetzt war.
Der Konzern kämpft weiterhin mit einer schwachen Nachfrage in den USA und Europa. Auch die hohen Lagerbestände bleiben ein Problem, während der Wettbewerb intensiver wird. Zudem gilt die neue US-Regierung nicht gerade als Förderer erneuerbarer Energien. Daher hielten sich einige Analysten mit überschwänglichem Jubel über die Zahlen zurück.
Ein übertriebene Aktienrallye?
Roth-MKM-Analyst Philip Shen verweist darauf, dass die Perspektiven für das europäische Wohnungsbaugeschäft von SolarEdge weiterhin schwierig sind. Hohe Zinsen und politische Unsicherheiten hätten zudem das US-Wohnungsbaugeschäft belastet. Gleichzeitig schaffe die Konkurrenz durch neue PowerWall3-ähnliche Produkte von Tesla & Co. zusätzlichen Gegenwind auf dem europäischen Markt. Bereits zuvor hatte SolarEdge mit einer schwächeren Nachfrage zu kämpfen, bedingt durch niedrigere prognostizierte Endkundenstrompreise, auslaufende Subventionen und Unsicherheiten bei Netzentgelten.
Andere Marktbeobachter nehmen die erfreulichen Quartalsergebnisse zwar zur Kenntnis, bleiben jedoch vorsichtig. BMO-Capital-Analyst Ameet Thakkar stufte SolarEdge nach der Zahlenvorlage sogar von „Market Perform“ auf „Underperform“ herab – trotz einer Anhebung des Kursziels von 13,00 auf 15,00 US-Dollar. Die Q4-Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die im September fällige Wandelanleihe über 347,5 Mio. US-Dollar mit vorhandenen Mitteln zurückgezahlt werden könne. Allerdings entwickle sich das zugrunde liegende Geschäft aktuell deutlich schlechter, als es die Schätzungen für das Geschäftsjahr 2025 vermuten ließen. Aus diesem Grund hält er die jüngste Aktienrallye für übertrieben.
„Instabile“ Endmarktnachfrage
Morgan-Stanley-Analyst Andrew Percoco sieht in der stärkeren Free-Cashflow-Generierung und der klareren strategischen Ausrichtung des Unternehmens eine Verringerung der Liquiditätsrisiken. Dennoch warnt er vor der weiterhin „instabilen“ Endmarktnachfrage von SolarEdge.
Susquehanna-Analyst Biju Perincheril bestätigt, dass die Umsätze im vierten Quartal über den Erwartungen lagen. Der Gewinn pro Aktie verfehlte hingegen die Prognosen, da Bestandsabschreibungen das Ergebnis belasteten. In Europa und den USA bleibt die Nachfrage schwach – unter anderem wegen niedrigerer Strompreise, hoher Zinsen und des anhaltenden Inflationsdrucks, der die Installationszahlen dämpft.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Die anhaltenden Herausforderungen für SolarEdge deuten darauf hin, dass die jüngste Erleichterungsrallye möglicherweise übertrieben ausfiel.
Anleger, die dennoch in das Thema Energiewende investieren möchten, könnten sich das Indexzertifikat auf den Save the World Index (WKN: DA0AAR / ISIN: DE000DA0AAR8) genauer anschauen.