China überrascht die Tech-Welt: Mit DeepSeek könnte das Land die Führung in der Künstlichen Intelligenz übernehmen. Ein Umdenken an den Märkten setzt ein – mit starken Kursgewinnen für Alibaba und XPeng.
Lange Zeit herrschte im Westen die Annahme, dass japanische Technik europäischen oder US-amerikanischen Technologien unterlegen sei. Doch spätestens in den 1980er-Jahren änderte sich dieses Bild. Nun scheint China an der Reihe zu sein.
DeepSeek-Schock hallt nach
Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg der inzwischen zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hat China in den vergangenen Jahren auch im High-Tech-Sektor Fuß gefasst. DeepSeek verstärkt diesen Eindruck – möglicherweise so sehr, dass einige Marktteilnehmer die Technologieführerschaft in wichtigen Bereichen nun in China sehen. Mark Andreessen, Investor und Mitbegründer von a16z, sprach im Hinblick auf das chinesische KI-Startup DeepSeek und dessen Erfolg von einem „Sputnik-Moment der KI“.
Ende der 1950er-Jahre brachte die Sowjetunion mit „Sputnik“ den ersten künstlichen Erdsatelliten in die Umlaufbahn und forderte damit die Vorherrschaft der USA in der Raumfahrt heraus. Gleichzeitig zeigte sich, dass das US-Territorium mit nuklear bestückten Interkontinentalraketen erreichbar wäre – eine entscheidende Wende im Kalten Krieg. Eine ähnliche Zeitenwende erleben wir nun möglicherweise im Rennen um die technologische Vormachtstellung.
Alibaba starte dank KI durch
Neben positiven Quartalsergebnissen trug auch die Euphorie rund um DeepSeek dazu bei, dass die Alibaba-Aktie (WKN: A117ME / ISIN: US01609W1027) im Februar 2025 zeitweise um fast 50 Prozent zulegen konnte. Morgan-Stanley-Analyst Gary Yu sieht weiteres Potenzial: Er stufte die Aktie von „Equal Weight“ auf „Overweight“ hoch und erhöhte das Kursziel von 100 auf 180 US-Dollar.
Laut Analystenmeinung unterschätzt der Markt sowohl die wachsende, KI-getriebene Cloud-Nachfrage als auch die Widerstandsfähigkeit des Kerngeschäfts in den Taobao- und Tmall-Bereichen. Yu prognostiziert, dass sich der Cloud-Umsatz von Alibaba in den nächsten drei Jahren verdoppeln wird, und bewertet AliCloud im „High-End-Szenario“ mit 100 US-Dollar pro Aktie.
XPeng setzt auf KI
Während der Markt seinen Fokus vom schwächelnden Konsum und der Konjunktur hin zum technologischen Fortschritt verschiebt, bieten chinesische Internetunternehmen laut Morgan Stanley ein „überdurchschnittliches Engagement“ im KI-Sektor. UBS-Analyst Paul Gong zählt auch den Elektroautobauer Xpeng (WKN: A2QBX7 / ISIN: US98422D1054) zu diesen KI-Playern und hob seine Bewertung von „Sell“ auf „Neutral“ an.
Das Kursziel stieg von 8,80 auf 18 US-Dollar. Nachdem DeepSeek die Märkte „schockiert“ hatte, sind Anleger nun offenbar bereit, XPengs Potenzial im KI-Bereich stärker zu bewerten – selbst bei Remote-Anwendungen. Gong erwartet, dass KI „weiterhin die Debatte dominieren“ wird und sieht XPeng als ein Unternehmen, das diese Aufmerksamkeit im Automobilsektor verdient.
Das marktEINBLICKE-Fazit
In den vergangenen Jahren belasteten Faktoren wie der Handelsstreit mit den USA, die schwächelnde Konjunktur, die angespannte Konsumstimmung und Probleme am Immobilienmarkt die chinesischen Tech-Werte. Doch DeepSeek könnte ein Umdenken bei Investoren angestoßen haben.
Anleger, die gleich auf mehrere chinesische Internet- und Technologieunternehmen setzen möchten, schauen sich zum Beispiel das Indexzertifikat (WKN: DA0AAZ / ISIN: DE000DA0AAZ1) auf den WANT Index an. Dieser setzt sich aus Weibo, Alibaba, Netease und Tencent zusammen.