Die Erwartungen waren groß. Nach dem DeepSeek-Schock sollte NVIDIA (WKN: 918422 / ISIN: US67066G1040) das Vertrauen der Anleger in die Wachstums- und Investitionsmodelle der KI- und Tech-Größen aus den USA wiederherstellen. Dies gelang dem Spezialisten für Grafikprozessoren nicht ganz. Dieser konnte zeigen, dass der KI-Boom weitergeht, allerdings wurden die teilweise überhöhten Erwartungen nicht erfüllt.
NVIDIA hat wieder einmal starke Quartalsergebnisse präsentiert. Angesichts des DeepSeek-Schocks hatten sich Anleger jedoch vonseiten des bisherigen KI-Darlings wahrlich außergewöhnliche Zahlen gewünscht. Damit konnte der Spezialist für Grafikprozessoren nicht ganz dienen.
Margen sollen angekurbelt werden
Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 (Ende Januar) verbuchte NVIDIA Umsatzerlöse in Höhe von 39,3 Mrd. US-Dollar. Damit wurde ein neuer Rekordwert erreicht. Die Erlöse legten gegenüber dem Vorquartal um 12 Prozent und im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 78 Prozent zu. NVIDIA schaffte es auf diese Weise, die Erwartungen des Marktes zu schlagen. Die Konsensschätzungen hatten zuvor rund 38,2 Mrd. US-Dollar betragen.
Die zeitweise enttäuschenden Margen konnten dieses Mal ebenfalls überzeugen. Die bereinigte Bruttomarge lag bei 73,5 Prozent und damit knapp oberhalb der Konsensschätzungen. Allerdings enttäuschte der Q1-Margenausblick. Der Konzern peilt einen Wert von 71 Prozent an, während Marktexperten im Schnitt mit einem Wert von etwa 72 Prozent gerechnet hatten. Ein Grund dafür liegt in der ständigen Nachfrage nach neuen KI-Produkten.
Blackwell kommt immer besser in Schwung
Während NVIDIA die Produktion der neuen KI-Chip-Generation Blackwell hochfährt, sehnen sich Kunden dank immer neue KI-Anwendungsfälle nach ebenfalls immer neuen individualisierten Chip-Variationen. Solche Produktentwicklungen und Weiterentwicklungen kosten Geld. NVIDIA will im weiteren Jahresverlauf die Margen jedoch steigern. So sagte CFO Colette Kress auf einer Telefonkonferenz, dass NVIDIA im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres zu einer Bruttomarge im mittleren Bereich von 70 Prozent zurückkehren werde.
Grund dafür sei die Ausweitung der Produktion der Blackwell-Chips. Auf diese Weise sollen die Kosten gesenkt werden. Wie gut die Blackwell-Chips bereits ankommen, zeigte sich im abgeschlossenen Dreimonatszeitraum. Blackwell war für rund 11 Mrd. US-Dollar der Konzernerlöse verantwortlich, dies sind rund 50 Prozent der Umsätze im wichtigen Bereich rund um Datenzentren. Diesen Schwung will man im laufenden Quartal mitnehmen. Konzernweit wird daher für Q1 mit konzernweiten Erlösen von rund 43,0 Mrd. US-Dollar gerechnet.
„Auf dem richtigen Weg“
Bernstein-Analyst Tom O‘Malley hatte die Zahlenbekanntgabe genutzt, um das Kursziel für die Aktie von NVIDIA von 175,00 auf 185,00 US-Dollar anzuheben und das „Outperform“-Rating zu bestätigen. Die Ergebnisse seien „sehr solide“ ausgefallen, mit einem Rekordumsatz im Geschäft mit Rechenzentren, was auf eine „schnell beschleunigte“ Blackwell-Produktionsausweitung schließen lassen würde.
Bank of America-Analyst Vivek Arya verweist wiederum darauf, dass NVIDIA trotz des Gegenwinds durch DeepSeek, die Blackwell-Umstellung und China-Restriktionen in Q4 ein Umsatzwachstum von 78 Prozent erzielt habe. Die Blackwell-bezogenen Umsätze hätten bei 11 Mrd. US-Dollar gelegen und damit deutlich über den Schätzungen von 4 bis 7 Mrd. US-Dollar. Aus Analystensicht befindet sich das Produkt „auf dem richtigen Weg“. NVIDIA wird daher als „Top Pick“ bestätigt. Arya sieht NVIDIA „weiterhin in einer dominanten Position auf dem KI-Markt“.
Citigroup-Analyst Atif Malik stellt ebenfalls die Produktionssteigerung bei Blackwell heraus, nach dem „Schluckauf“ im letzten Jahr. Für 2025 wird ein „starkes Wachstum“ erwartet, während der Konzern auch Margenverbesserungen im Jahresverlauf in Aussicht stellen würde. Allerdings ist der Analyst der Ansicht, dass die Belastungsfaktoren aus potenziellen neuen China-Restriktionen, Halbleiterzöllen und der Schwäche bei der Bruttomarge die Aktie in nächster Zeit wahrscheinlich in einer gewissen Bandbreite halten werden.
„100-mal mehr Rechenleistung“
Der leicht unter den Erwartungen liegende Margenausblick hatte dafür gesorgt, dass sich Anleger nicht rundum zufrieden zeigten mit den jüngsten NVIDIA-Zahlen. Außerdem reichten diese nicht ganz aus, um den DeepSeek-Schock wettzumachen. CEO Jensen Huang wurde jedoch nicht müde herauszustellen, wie sehr die Investitionsausgaben im Zuge des KI-Booms steigen müssen, DeepSeek hin oder her.
Gegenüber CNBC sagte er, dass die KI der nächsten Generation aufgrund neuer Denkansätze, die schrittweise darüber nachdenken, wie Fragen am besten zu beantworten sind, „100-mal mehr Rechenleistung benötigen wird als ältere Modelle.“ NVIDIA gehört wiederum zu den größten Profiteuren der dafür benötigten Investitionen in Rechenleistung und Datenzentren. Allerdings hatte DeepSeek an der Ausgabenwut im KI-Berieche Zweifel gesät und möchte nun nachlegen.
DeepSeek plant den nächsten Coup
Mit seinem Sprachmodell R1 hat das chinesische Startup DeepSeek die Anleger- und Tech-Welt in Staunen versetzt. Dabei will man bessere Leistungen beim KI-Training erzielt haben als die US-Konkurrenz und dies auch noch zu deutlich geringeren Kosten. Aufbauend auf diesem Erfolg beschleunigt das in Hangzhou ansässige Unternehmen laut Reuters die Markteinführung des Nachfolgers des R1-Modells.
Demnach hatte Deepseek geplant, R2 Anfang Mai auf den Markt zu bringen, will es jetzt aber so früh wie möglich veröffentlichen. Dabei geht es nicht nur um das Startup DeepSeek und die Frage, ob dieses KI besser kann als die US-Konkurrenz. Vielmehr wird die Vormachtstellung der US-Tech-Industrie infrage gestellt. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass chinesische Tech-Werte wie Alibaba seit dem DeepSeek-Schock Ende Januar enormen Auftrieb erfahren haben.
Das marktEINBLICKE-Fazit
NVIDIA konnte mit dem Margenausblick nicht ganz überzeugen. Abseits davon fielen die Zahlen einmal mehr beeindruckend aus. Der Spezialist für Grafikprozessoren bleibt ein großer Profiteur des KI-Booms und sollte auch im Hinblick auf die Margen dank der Ankurbelung der Blackwell-Produktion wieder für bessere Schlagzeilen sorgen. Gleichzeitig kann DeepSeek die Branche als Ganzes ankurbeln, da ein günstigerer KI-Zugang in der Breite ermöglicht wird.