In den vergangenen Jahren hieß in vielen Börsen-Jahresausblicken, dass europäische Aktien im Vergleich zu US-Werten günstiger bewertet seien und einiges an Aufholpotenzial mitbringen würden. So auch in diesem Jahr. Nach vielen Jahren der Outperformance von Aktien an Wall Street und Nasdaq scheint sich das Blatt nun endlich zu wenden.
Wolken am Horizont für die US-Wirtschaft
Trotz der vonseiten von US-Präsident Donald Trump gegen Mexiko, Kanada und China verhängten sowie gegen die Europäische Union angedrohten Zölle konnte der EuroStoxx 50 Index seit Anfang 2025 rund 13 Prozent an Wert zulegen. Mit dem deutschen Leitindex DAX legte ein weiteres wichtiges europäisches Börsenbarometer einen hervorragenden Jahresauftakt hin.
Hier lag der Kurszuwachs bei knapp 17 Prozent, während in der Zwischenzeit neue Höchststände erklommen wurden und erstmals die runde Marke von 23.000 Punkten geknackt werden konnte. In der gleichen Zeit zeigte sich der S&P 500 Index nur wenig bewegt und rutschte zeitweise für das Börsenjahr 2025 sogar leicht in die Verlustzone. Dabei schienen die Vorzeichen alles andere als vorteilhaft für europäische Aktien zu sein.

DeepSeek-Schock & Chinas Tech-Aufstieg
Während die größte Volkswirtschaft des Kontinents, Deutschland, mit Neuwahlen und einer Rezession zu kämpfen hatte, zeigte sich die europäische Wirtschaft insgesamt zuletzt nicht gerade von ihrer besten Seite. Darüber hinaus sorgen die Folgen des Krieges in der Ukraine auch im Rest Europas für Unsicherheiten.
Auf der anderen Seite sickte sich US-Präsident Donald Trump an, die bereits gut laufende US-Wirtschaft mithilfe schuldenfinanzierte staatliche Unterstützungsmaßnahmen sowie niedriger Zinsen noch weiter anzuheizen. Darüber hinaus haben die US-Börsen mit den Technologie-Riesen einen enormen Vorteil. Allerdings standen diese jüngste angesichts des DeepSeek-Schocks sowie neue Inflations- und Zinssorgen unter Druck.
Neue Zins- und Inflationssorgen
Gleichzeitig schienen die ständigen Zolldrohungen Trumps sowie das Austragen verschiedener Handelsstreitigkeiten den US-Märkten nicht zu helfen. Zumal auch in Sachen Wirtschaft nicht mehr alles rund zu laufen scheint. Zum Ende der Vorwoche wurde der GDPNow Indikator der Notenbank von Atlanta veröffentlicht. Das reale BIP-Wachstum wurde für das erste Quartal 2025 von annualisiert -1,5 Prozent auf -2,8 Prozent gesenkt.
Gleichzeitig könnten Inflations- und Zinssorgen die Notenbank Fed im Hinblick auf weitere Leitzinssenkungen zur Stützung der Wirtschaft zögern lassen. Die EZB dürfte dagegen wohlwollend zur Kenntnis genommen haben, dass sich die Inflation im Euroraum im Februar etwas abgekühlt hat, sodass die Geldpolitik weiter gesenkt werden kann.

Novo Nordisk: Potenzial trotz Grönland-Thematik
Die Aktie des dänischen Insulin-Weltmarktführers Novo Nordisk (WKN: A3EU6F / ISIN: DK0062498333) war in den vergangenen Jahren zeitweise heiß gelaufen. Börsianer hatten sich auf den GLP1-Trend rund um Abnehmmedikamente gestürzt. Während die Euphorie etwas nachgelassen hatte, lieferte Nov Nordisk einige enttäuschende Studiendaten ab.
Dazu gehörte vor allem eine am 20. Dezember veröffentlichte Studie zum Mittel CagriSema. Außerdem hatte US-Konkurrent Eli Lilly am 4. Dezember 2024 Studiendaten vorgelegt, wonach sein Mittel Zepbound im Vergleich zu Wegovy von Novo Nordisk zu einer um 47 Prozent höheren relativen Gewichtsabnahme geführt habe.
Gleichzeitig ist US-Präsident Donald Trump angesichts der Grönland-Thematik nicht besonders gut Dänemark zu sprechen. Novo Nordisk zeigt aber auch immer wieder, dass man mit positiven Studiendaten für positive Wachstumsaussichten sorgen kann, so am 24. Januar 2025 im Fall des einmal wöchentlich verabreichten Adipositas-Medikaments Amycretin.
Außerdem überzeugten die Ergebnisse zum Geschäftsjahr 2024. Währungsbereinigt wurde ein Umsatzplus von 26 Prozent auf 290,40 Mrd. DKK (umgerechnet 39 Mrd. Euro) erzielt. 2025 sollen die Erlöse laut Managementprognose noch einmal dank einer anhaltend starken Nachfrage um 16 Bis 24 Prozent zulegen.
Allianz: Rekordergebnis trotz globaler Unsicherheiten
Wenn es um große Finanzunternehmen geht, schauen Anleger gerne in Richtung New York und anderer Finanzplätze. Im Bereich der Versicherungen speilt allerdings auch die Allianz (WKN: 840400 / ISIN: DE0008404005) im Konzert der Großen ganz weit vorne mit.
Die Aktie der Münchner konnte seit Anfang 2025 um rund 15 Prozent zulegen und damit ebenfalls zur starken Performance des deutschen Leitindex DAX beitragen. Für positive Stimmung hatten zuletzt unter anderem die 2024er-Geschäftsergebnisse gesorgt. Die Allianz freute sich über ein operatives Rekordergebnis von 16,0 Mrd. Euro.
Dieses erreichte man trotz eines globalen Umfelds, in dem laut Vorstandschef Oliver Bäte überdurchschnittlich viele Naturkatastrophen, bewaffnete Konflikte und eine zunehmende Polarisierung weiterhin für erhebliche Unsicherheit sorgen würden. Für das laufende Jahr 2025 wird wiederum ein operatives Ergebnis in Höhe von 16,0 Mrd. Euro, plus oder minus 1 Mrd. Euro angestrebt.
Dank der starken Leistung dürfen sich Anteilseigner zudem über ein neues Aktienrückkauf von bis zu 2 Mrd. Euro freuen. Darüber hinaus schlägt der Vorstand eine Dividende pro Aktie in Höhe von 15,40 Euro vor. Dies würde eine Steigerung von 11,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2023 bedeuten.

LVMH: Luxus geht immer
Konsum- und Luxusgüterunternehmen wie LVMH (WKN: 853292 / ISIN: FR0000121014) hatten es zuletzt alles andere als einfach. Auf dem wichtigen chinesischen Markt hatten sich eine schwache Konjunktur, eine schwierige Konsumlaune sowie die Probleme am Immobilienmarkt bemerkbar gemacht.
Die Franzosen konnten im Jahr 2024 trotz geopolitischer Spannungen und einer schwachen Nachfrage in China sowie den USA Widerstandsfähigkeit beweisen. Zwar lagen die Umsatzerlöse mit 84,68 Mrd. Euro leicht unter dem Vorjahr (-2 Prozent), organisch konnte jedoch ein Wachstum von 1 Prozent erzielt werden.
Das operative Ergebnis sank um 14 Prozent auf 19,57 Mrd. Euro. Dennoch bleibt das Management optimistisch, seine globale Führungsposition im Jahr 2025 weiter zu stärken. Und dies, obwohl im Zuge des vonseiten der USA geführten Handelskonflikts gerade EU-Ausfuhren in die USA aus dem Luxusgüterbereich betroffen sein könnten.
Bei LVMH bleibt man aber noch gelassen. Schließlich hat man in der Vergangenheit die ein oder andere schwierige Situation meistern können. Entsprechend durften sich Anleger am 24. Februar über den Start eines bis Ende November angelegten Aktienrückkaufprogramms von bis zu 1 Mrd. Euro freuen.
SAP erhöht das Wachstumstempo
Der KI-Boom und der starke Technologiesektor waren wichtige Gründe, warum die US-Börsen Europas Aktienmärkte in den vergangenen Jahren outperformen konnten. Wenn es hierzulande um Tech geht, dann lohnt sich der Blick ganz besonders auf SAP (WKN: 716460 / ISIN: DE0007164600).
Europas größter Softwarekonzern punktet seit Jahren mit einem starken Wachstum im Bereich Cloud Computing. Hier hat das Thema Künstliche Intelligenz zuletzt sogar für eine höhere Wachstumsdynamik gesorgt. Die Clouderlöse stiegen im Geschäftsjahr 2024 um 25 Prozent auf 17,1 Mrd. Euro.
Für das laufende Geschäftsjahr plant SAP, dieses Wachstum dank einer starken Auftragslage noch weiter zu beschleunigen. Der Current Cloud Backlog, der die vertraglich zugesicherten Clouderlöse der nächsten zwölf Monate abbildet, wuchs um 32 Prozent auf 18,1 Mrd. Euro.
Darüber hinaus läuft ein umfassendes Umstrukturierungsprogramm. Dieses drückt zunächst auf das Betriebsergebnis, soll sich langfristig jedoch in Form höherer Margen auszahlen. Dabei geht es nicht nur um Einsparungen und den Austausch älterer Mitarbeiter durch neue Fachkräfte, sondern den verstärkten Einsatz der Mitarbeiter in Zukunftsberiechen wie der KI.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Mit der anhaltend schwachen Konjunktur, den noch immer nicht ganz gelösten Inflationsproblemen und den sich aus dem Krieg in der Ukraine ergebenden Unsicherheiten hat Europa noch immer viele Schwierigkeiten vor sich, allerdings scheint zumindest das Schlimmste in den Augen vieler Marktteilnehmer überstanden zu sein, sodass die Aktienmärkte auf dem alten Kontinent die Erholung angetreten und bisher die US-Börsen klar outperformt haben.