Baustein-Aktien bieten Stabilität, doch ETFs locken mit Diversifikation. Was minimiert das Risiko wirklich?
Eine klassische Investmentregel besagt: „Lege nicht alle Eier in einen Korb.“ Doch wie lässt sich das Risiko minimieren, wenn man gezielt in Baustein-Aktien investiert? Jüngst sagte uns ein Leser per Brief, dass dies am besten wohl mit einem Aktien-ETF gehe. Und schon hatten wir ein Thema für unsere Kolumne …
Die Idee hinter Baustein-Aktien
Sie wissen, Baustein-Aktien sind gezielt ausgewählte Titel, die als stabile Säulen eines jeden langfristig ausgelegten Portfolios dienen sollen. Sie gehören häufig zu etablierten Branchen oder Unternehmen mit soliden Bilanzen, kontinuierlichem Wachstum und langfristiger Marktstärke. Besonders in defensiven Sektoren wie beispielsweise Gesundheit, Infrastruktur oder Grundversorgung sind solche Aktien zu finden. Aber auch Unternehmen aus Technologie oder Industrie können als Baustein-Aktien fungieren.
Allerdings ist ein Portfolio aus vermeintlich sicheren Einzeltiteln nicht automatisch risikoarm. Auch mit Baustein-Aktien nicht. Wir sehen dies derzeit an den jüngsten Kursverlusten „der Glorreichen Sieben“.
Wer sich ausschließlich auf eine Branche oder Region konzentriert, setzt sich unnötigen Gefahren aus. Eine zu starke Abhängigkeit von einzelnen Märkten kann sich in Krisenzeiten als gravierender Nachteil erweisen. Deshalb ist eine kluge Diversifikation essenziell.
Breite Streuung als Schlüssel zur Risikominimierung
Ein breit aufgestelltes Portfolio sollte sich über mehrere Ebenen erstrecken. Zum einen ist eine gute Mischung aus verschiedenen Branchen entscheidend, um nicht von der Entwicklung eines einzelnen Sektors abhängig zu sein.
So kann beispielsweise eine ausgewogene Kombination aus Technologie-, Gesundheits-, Finanz- und Konsumwerten dazu beitragen, Marktzyklen besser auszugleichen. Auch die regionale Verteilung spielt eine wichtige Rolle: Wer ausschließlich in den US-Markt investiert, riskiert größere Verluste, wenn sich die amerikanische Wirtschaft abschwächt. Eine Verteilung auf verschiedene Wirtschaftsräume kann hingegen dazu beitragen, Krisen in einzelnen Regionen abzufedern.
Ebenso lohnt es sich, sowohl etablierte Großunternehmen als auch wachstumsstarke mittelständische Unternehmen zu berücksichtigen. Während Blue-Chip-Aktien meist für Stabilität sorgen, können Mid-Caps ein zusätzliches Renditepotenzial bieten. Auch bei der Strategie sollten Anleger auf eine ausgewogene Kombination achten: Während dividendenstarke Unternehmen regelmäßige Erträge liefern, bieten wachstumsorientierte Aktien Chancen auf langfristige Wertsteigerung.

Ein häufiger Fehler ist es, sich auf einen vermeintlich sicheren Sektor zu verlassen. Wer ausschließlich in große Tech-Konzerne oder Pharmaunternehmen investiert, riskiert erhebliche Verluste (Stichwort Glorreiche Sieben), wenn sich eine Marktphase ändert. Stattdessen ist es sinnvoll, Unternehmen mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen und Risikoprofilen zu kombinieren.
Warum ein Aktien-ETF nicht immer die beste Wahl ist
Nun könnte man als Anleger sagen – die Lösung ist ein ETF. Schließlich gelten sie als einfachste Möglichkeit, das Risiko zu streuen, da sie automatisch einen gesamten Index abbilden.
Exchange Traded Funds (ETFs) haben sicherlich die Investmentwelt revolutioniert. Sie versprechen niedrige Kosten, breite Diversifikation und eine einfache Handhabung – eine Kombination, die sie insbesondere für Privatanleger attraktiv macht. Doch die vermeintliche Wundermethode birgt auch Risiken, die oft unterschätzt werden.
Doch der Siegeszug der ETFs hat auch seine Kehrseite. Ein Hauptproblem ist die unkontrollierte Kapitalzufuhr in bestimmte Märkte. Da ETFs automatisch die Werte eines Index kaufen, profitieren überbewertete Unternehmen weiterhin von Kapitalzuflüssen, selbst wenn ihre fundamentale Lage schwächer wird. Dies kann Marktverzerrungen begünstigen und spekulative Blasen verstärken.
Zudem verleitet die einfache Handhabung von ETFs viele Anleger zu Sorglosigkeit. Hier gilt es aufzupassen!
Die breite Streuung wird oft als automatischer Risikoschutz missverstanden. Doch nicht jeder ETF ist gleich gut diversifiziert. Wer sich auf einzelne Branchen oder Länder konzentriert, kann erhebliche Verluste erleiden, wenn sich Markttrends drehen.
Während Anleger bei Einzelaktien bewusst nach Qualität und langfristigem Potenzial suchen können, bleibt man bei ETFs der automatischen Indexstruktur ausgeliefert. Auch die vermeintliche Diversifikation kann trügerisch sein. Ein globaler ETF mag auf den ersten Blick breit gestreut erscheinen, dennoch sind viele von ihnen stark US-lastig. Themen-ETFs, die gezielt auf bestimmte Branchen setzen, können ebenfalls zu Klumpenrisiken führen, wenn der gewählte Sektor in eine Krise gerät.
Das marktEINBLICKE-Fazit
ETFs sind gewiss ein mächtiges Instrument für Anleger, doch sie sind kein Selbstläufer. Wer sie strategisch einsetzt und ihre Grenzen kennt, kann langfristig profitieren. Doch blindes Vertrauen in ihre Sicherheit kann trügerisch sein. Wie immer gilt: Eine gute Diversifikation und eine bewusste Auswahl sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Anlagestrategie.
Baustein-Aktien sind für uns die Basis eines Depots. Denn während ETFs häufig als bequeme Lösung für eine breite Diversifikation gelten, ermöglichen gezielte Einzelinvestitionen eine individuellere Steuerung des Risikos und eine gezieltere Anpassung an Marktveränderungen.
In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse), alle Daten der kommenden Handelswoche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.
Ihre marktEINBLICKE-Herausgeber
Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt