Von Chancen und Korrekturen

Trotz Korrektur ist keine Rezession in den USA in Sicht. Ein Marktstratege rät jetzt zum Einstieg in Aktien mit soliden Fundamentaldaten.

(Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG)

Die fast täglichen „ich-lass´-mir-was-Neues-einfallen“-Ideen von US-Präsident Donald Trump haben in den vergangenen Wochen den US-Börsen Verluste eingebracht. trotz der Rückgänge gibt es viele Experten, die gelassen. Einer davon ist Chris Galipeau, Senior Market Strategist beim Franklin Templeton Institute. Seine zentrale Botschaft: „Wir gehen nicht von einer Rezession aus.“ Vielmehr sieht er in der aktuellen Marktkorrektur eine attraktive Gelegenheit für langfristig orientierte Anleger. Er zeigt auf:

Historische Parallelen: Korrektur ja, Rezession nein

Seit 1950 hat der S&P 500-Index insgesamt 38 Korrekturen von mehr als 10 % erlebt – die Mehrheit davon (26) ohne begleitende Rezession. Nach solchen nicht-rezessiven Einbrüchen verzeichnete der Markt im Durchschnitt eine Erholung von 13 % gegenüber dem Tiefpunkt. Besonders bemerkenswert: Der aktuelle Rückgang von 10 % erfolgte innerhalb von nur 16 Handelstagen – die fünftschnellste Korrektur seit 1950. Die Geschwindigkeit mag alarmierend wirken, doch Galipeau verweist darauf, dass rasche Rückgänge in der Vergangenheit häufig ebenso schnelle Erholungen nach sich zogen.

Pessimismus auf Rekordniveau – ein Kontraindikator?
Nicht nur der Blick in die Vergangenheit liefert Zuversicht. Auch aktuelle Bewertungen und Unternehmenskennzahlen legen nahe, dass es sich um eine übertriebene Reaktion handeln könnte. Das Forward-KGV des S&P 500 sank während der Korrektur von 22,5 auf 18 – ein Niveau, das Anlegern neue Einstiegsgelegenheiten bietet. Besonders stark betroffen waren Technologie- und Small-Cap-Werte, die nun auf dem tiefsten Bewertungsniveau des Jahres notieren.

Auch die Anlegerstimmung ist ein mögliches Signal für eine bevorstehende Wende. Der Anteil der Pessimisten in der AAII-Umfrage stieg zuletzt auf 60 % – ein historisch seltener Wert, der typischerweise mit Wendepunkten am Markt zusammenfällt. Gleichzeitig erreicht der Volatilitätsindex VIX mit Werten über 29 ein Niveau, das laut Galipeau in der Vergangenheit oft attraktive Kaufgelegenheiten markierte.

Makrodaten senden positive Signale

Entgegen der vorherrschenden Marktstimmung liefert die US-Wirtschaft bislang wenig Hinweise auf eine bevorstehende Rezession. Der Arbeitsmarkt bleibt robust, und die zuletzt moderat gestiegenen Verbraucherpreise könnten der US-Notenbank Spielraum für Zinssenkungen geben – aktuell preist der Markt drei solcher Schritte für 2025 ein.

Ein weiteres positives Signal sieht Galipeau in der zunehmenden Breite der Marktentwicklung: Der gleichgewichtete S&P 500 hat den marktkapitalisierungsgewichteten Index sowie den Nasdaq in diesem Jahr übertroffen. Auch in Europa zeigt sich eine ähnliche Entwicklung mit relativer Stärke in Value-Segmenten.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Für langfristige Anleger bieten die jüngsten Kursrückgänge und die erhöhte Volatilität laut Franklin Templeton eine attraktive Gelegenheit, Aktienengagements auszubauen – insbesondere in einem Umfeld, in dem keine Rezession erwartet wird und sich die Marktbreite weiter erhöht. In einem Satz: Nutzen Sie Korrekturen als Einstiegschance – vor allem bei Baustein-Aktien.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse), alle Daten der kommenden Handelswoche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

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