Donald Trump hat es wieder getan: Der US-Präsident hat mit einer neuen Welle von Zöllen den globalen Handel erschüttert – und diesmal scheint der Ton härter, der Kurs kompromissloser. Während Europa wirtschaftlich gerade wieder Tritt fasst, droht neues Ungemach von außen. Doch hinter der Unsicherheit lauern auch Chancen – vor allem für mutige Anleger mit Blick auf europäische Small und Mid Caps. Wir haben einmal die aktuellen Kommentare der Finanzbranche zusammengefasst.
Handelskrieg 2.0 – Trumps Zollagenda
„Mit der Verkündung weiterer Zölle durch US-Präsident Trump ist der Handelskrieg weltweit in vollem Gange“, warnt Benoit Anne, Anleiheexperte bei MFS Investment Management. Er spricht von einer „Handelskriegs-Bazooka“, die den effektiven Zollsatz auf ein Niveau wie zuletzt in den 1940er Jahren treiben könnte. Bereits jetzt spüren Investoren und Konsumenten die Auswirkungen: Die Stimmung dreht sich, Investitionen werden auf Eis gelegt.
Die wirtschaftlichen Folgen könnten dramatisch sein. „Das US-Wachstum könnte erheblich unter den Zöllen leiden – möglicherweise in der Größenordnung von etwa einem Prozentpunkt“, schätzt Anne. Auch wenn eine Rezession aktuell nicht unmittelbar bevorsteht, steigt die Wahrscheinlichkeit eines wirtschaftlichen Rückschlags deutlich.
Europa: Zwischen Aufschwung und Zollrisiken
Während sich die USA selbst in eine wirtschaftliche Schwächephase manövrieren, gibt es in Europa aber zarte Anzeichen der Erholung. „Frühindikatoren zeigen endlich in die richtige Richtung“, meint Birgitte Olsen, Head Entrepreneur Investments bei Bellevue Asset Management. Der Wirtschaftsausblick für Länder wie Spanien oder Italien hat sich aufgehellt, und auch die geplanten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank könnten die Konjunktur zusätzlich beflügeln.
Doch der Aufschwung steht auf wackligen Füßen. Tomasz Wieladek von T. Rowe Price prognostiziert für den Euroraum sogar eine leichte Rezession im Jahr 2025. „Die US-Zölle sind eines der verheerendsten Szenarien für die Weltwirtschaft“, warnt er. Besonders gefährlich: die indirekten Effekte wie verstärkter Wettbewerb durch China oder der Rückgang von Investitionen wegen handelspolitischer Unsicherheit.
Europa in der Zwickmühle zwischen USA und China
Benjamin Bente, Geschäftsführer von Vates Invest, warnt derweil vor einer „Doppelklemme“ für Europa. Denn nicht nur die direkten Zölle seien problematisch. Vielmehr drohe auch von China Gegenwind: „China könnte auf Trumps Zollpolitik mit einer Abwertung seiner Währung reagieren – das würde europäische Exporte doppelt unter Druck setzen“, so Bente.
Er sieht in Trumps neuer Zollpolitik keinen kurzfristigen Poker mehr, sondern den Versuch, „eine grundlegend andere Form der Handelsbeziehungen zu etablieren“. Europa drohe zwischen den Fronten der beiden Supermächte aufgerieben zu werden.
Investmentchancen trotz globaler Unsicherheit
Und dennoch: Inmitten der geopolitischen Risiken erkennen Marktkenner auch Lichtblicke. Besonders europäische Small und Mid Caps stehen plötzlich wieder im Fokus. „Der Rückstand gegenüber US-Aktien hat zu historisch attraktiven Bewertungen geführt“, erklärt Olsen. Während US-Small Caps aktuell mit einem KGV von 19,4 bewertet sind, liegen europäische Pendants bei nur 12,6 – ein signifikanter Abschlag.
Zudem sei die tatsächliche Zollbelastung für europäische Unternehmen geringer als vielfach angenommen. Viele Firmen hätten längst lokale Produktionsstätten in den USA aufgebaut oder seien im Dienstleistungssektor tätig, der nicht betroffen sei. „Nur rund 7 Prozent der europäischen Unternehmensumsätze sind tatsächlich potenziell zollbelastet“, betont Olsen.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Donald Trump hat den globalen Handel erneut auf den Prüfstand gestellt – und Europa droht als Verlierer zwischen den Handelsfronten von USA und China zu stehen. Gleichzeitig bietet die aktuelle Lage auch die Chance zur Neujustierung: Die Renaissance europäischer Aktien, insbesondere der Small und Mid Caps, könnte Investoren langfristig belohnen.
Es ist wohl, wie Benjamin Bente sagt: „Solche Verwerfungen bieten immer auch Chancen. Ironischerweise vielleicht vor allem dort, wo das Zolldrama seinen Ausgang hat – in den USA. Doch auch Europa sollte nicht unterschätzt werden – wenn es jetzt klug agiert.“
In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse), alle Daten der kommenden Handelswoche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.
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