Was nach dem Börsen-Crash passiert

Trumps Zollkurs stürzt die Börsen – wie Anleger jetzt mit klarem Kopf agieren und wo sich trotz Crash Chancen bieten.

(Bildquelle: marktEINBLICKE.de)

Wenn Aktienkurse in den Keller rauschen, ist der Schock oft groß. Und doch zeigt die Geschichte: Auf jeden Börsencrash folgte bisher eine Erholung – manchmal langsam, manchmal rasant. Der jüngste Auslöser: US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump. Mit seiner aggressiven Handelspolitik hat er eine neue Schockwelle ausgelöst.

Statt Zölle als Druckmittel in Verhandlungen einzusetzen, nutzt er sie offenbar als Hebel für eine neue Weltwirtschaftsordnung. „Und gerade sehen wir, wie die Märkte im Eiltempo diese neuen Fakten einpreisen“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH. „Dies geschieht crashartig, wird eher Tage als Wochen dauern – und dann finden wir uns auf einem neuen Niveau wieder.“

Ein Blick auf die fünf größten Einbrüche der vergangenen 25 Jahre verrät, wie unterschiedlich sich die Märkte verhalten – und was Anleger daraus lernen können.

1. Die Dotcom-Blase – der Anfang der 2000er

Der erste große Börsencrash des neuen Jahrtausends kam mit Ansage: Überhitzte Bewertungen, überzogene Hoffnungen und ein Hype um Internetunternehmen führten ab dem Frühjahr 2000 zum Platzen der sogenannten Dotcom-Blase.

Besonders der Nasdaq, dominiert von Technologiewerten, verlor innerhalb von zwei Jahren fast 80 % an Wert. Auch der DAX stürzte von über 8.000 Punkten auf etwa 2.200 – ein Verlust von mehr als 70 %.

Die Folgen:

Viele Tech-Firmen verschwanden, doch Giganten wie Amazon oder Apple überlebten und wurden später zu Kursraketen. Insgesamt dauerte es jedoch bis 2007, bis der breite US-Markt (S&P 500) sein altes Niveau wieder erreicht hatte.

2. Die Finanzkrise – der Systemschock 2008

2008 sah die Wall Street rot. (Bildquelle: markteinblicke.de)

Kaum hatte sich der Markt erholt, kam der nächste Schlag: Die globale Finanzkrise 2007–2009 legte das Bankensystem lahm. Auslöser war der Kollaps des US-Hypothekenmarkts, der schließlich zur Pleite von Lehman Brothers führte.

Der S&P 500 verlor in der Spitze rund 57 %, der DAX sackte ebenfalls um über 50 % ab. Der Schock saß tief – doch gerade dieser Crash markierte auch den Anfang einer der längsten Börsenrallys der Geschichte.

Die Folgen:

Dank aggressiver Zinssenkungen und massiver Liquiditätsspritzen stiegen die Kurse in den folgenden Jahren kontinuierlich. Wer 2009 investierte, konnte bis 2020 enorme Renditen einfahren – besonders bei US-Aktien.

3. Die Eurokrise – lokal, aber nicht harmlos

Ex-EZB-Chef Mario Draghi (Bildquelle: Pressefoto Europäische Zentralbank)

2011 geriet die Eurozone in Turbulenzen. Staatsschulden in Griechenland, Portugal und Spanien lösten eine Vertrauenskrise aus, bei der sogar der Bestand der Währungsunion infrage stand.

Der DAX verlor in wenigen Monaten rund 30 %, auch internationale Indizes zeigten Schwäche. Doch im Juli 2012 sorgte EZB-Präsident Mario Draghi mit dem berühmten Satz „Whatever it takes“ für ein Umdenken.

Die Folgen:

Die Märkte erholten sich schneller als erwartet. Die Eurokrise war zwar politisch langwierig – an den Börsen hinterließ sie jedoch nur eine kurzzeitige Delle.

4. Der Corona-Crash – schnell rein, schnell raus

Als sich im Februar 2020 abzeichnete, dass COVID-19 zu weltweiten Lockdowns führen würde, kam es zu einem beispiellosen Kurssturz. Innerhalb weniger Wochen verloren die großen Indizes rund ein Drittel ihres Wertes. Der DAX fiel von knapp 13.800 auf unter 9.000 Punkte, der S&P 500 brach ähnlich stark ein.

Die Folgen:

Was folgte, war die wohl schnellste Erholung der Börsengeschichte. Dank globaler Rettungspakete, Zinssenkungen und dem Boom digitaler Geschäftsmodelle erreichten viele Indizes bereits Ende 2020 wieder neue Allzeithochs. Die Techbranche profitierte besonders.

5. Die Zinswende 2022 – ein struktureller Bruch

Sie beide starteten mit ihren Notenbanken die Zinswende: Fed-Chef Powell und EZB-Chefin Lagarde. (Bildquelle: EZB/Fed)

Nach Jahren der Nullzinspolitik kehrte 2022 die Inflation mit Macht zurück. Die US-Notenbank Fed und die EZB reagierten mit der schnellsten Serie an Zinserhöhungen seit Jahrzehnten. Die Folge: Eine scharfe Korrektur, besonders bei Tech- und Wachstumswerten.

Der S&P 500 verlor bis Oktober 2022 rund 25 %, der DAX etwa 24 %. Auch Anleihen und Immobilienmärkte kamen unter Druck – ein echter Paradigmenwechsel.

Die Folgen:

Seit Ende 2022 haben sich die Kurse wieder erholt – langsam, aber stetig. Inzwischen hatten DAX und S&P 500 neue Allzeithochs erreicht – bis Anfang April 2025…

Ein Zwischenfazit: Jeder Crash ist anders – und doch gleich

Ob Pandemie, Immobilienblase oder Schuldenkrise – die Gründe für Börseneinbrüche sind vielfältig. Doch eines zeigt sich immer wieder: Wer langfristig investiert bleibt und in Krisen nicht panisch verkauft, wird meist belohnt.

Ein Blick auf den S&P 500 offenbart es deutlich: Trotz aller Rückschläge hat sich der US-Index seit dem Jahr 2000 mehr als verfünffacht. Es ist nicht der Crash, der Anlegern schadet – sondern die Angst davor.

Was aber heißt das aktuell für private Anleger?

Die zehn wichtigsten Tipps für Anleger – kombiniert mit der aktuellen Einordnung der Märkte

  1. Ruhe bewahren – nicht in Panik verfallen

Ein Absturz, wie ihn die Märkte (gerade der deutsche DAX) gerade erleben, fühlt sich dramatisch an. Doch Panik war noch nie ein guter Ratgeber. Bente warnt vor übereilten Schritten: „Die optimale Reaktion erfolgt abgestuft. Zunächst gilt es, die crashartige Bewegung abzuwarten, die nicht lange anhalten sollte.“

  1. Keine vorschnellen Verkäufe

Wer jetzt verkauft, läuft Gefahr, auf dem Tief auszusteigen. Fondsanteile etwa werden oft verzögert abgerechnet. „Das Risiko besteht dann also darin, das absolute Tief zu erwischen“, so Bente.

Auf Kurse sollten Anleger achten – aber nicht emotional reagieren. (Bildquelle: Wiener Börse)
  1. Das große Bild betrachten

Zwar ist die Idee des Freihandels derzeit „auf Eis gelegt“, wie Bente sagt, doch mittelfristig könnte das Pendel zurückschwingen. „Trumps Sprachrohr Elon Musk hat für das Verhältnis EU/USA gegenseitige Null-Zölle gefordert. Das zeigt, wohin die Reise mittelfristig gehen könnte.“

  1. Diversifikation prüfen

Gerade in geopolitisch getriebenen Krisen ist eine breite Streuung entscheidend. Regionen, Branchen und Anlageklassen sollten sinnvoll kombiniert sein.

  1. Liquidität sichern

Ein finanzielles Polster gibt Handlungsspielraum – ohne auf fallende Kurse reagieren zu müssen. Wer Cash zur Verfügung hat, kann gezielt investieren.

  1. Chancen nutzen – antizyklisch denken

„Oft folgt auf eine crashartige Bewegung eine starke Gegenbewegung“, sagt Bente. Wer jetzt selektiv nachkauft, kann profitieren – vorausgesetzt, man hat die Nerven dafür „Oft folgt darauf eine starke Gegenbewegung, die sich dann mitnehmen lässt.“

  1. Keine riskanten Wetten eingehen

Der Griff zu spekulativen Produkten wirkt in der Krise besonders verlockend – ist aber hochriskant. Auch Put-Optionen sind laut Bente „angesichts der hohen Volatilität nicht mehr billig einzukaufen“.

  1. Emotionen kontrollieren

Angst, Wut, Gier – all das sind schlechte Ratgeber an der Börse. Jetzt hilft nur ein kühler Kopf und das Festhalten an einer wohlüberlegten Strategie.

  1. Anlageziel und Risikoprofil überdenken

Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, das eigene Portfolio neu auszurichten. Baustein-Aktien sind und bleiben für uns erste Wahl

Das marktEINBLICKE-Fazit

Der aktuelle Börsencrash ist Ausdruck eines tiefgreifenden geopolitischen Umbruchs. Doch wie Benjamin Bente betont: „Mittel- und langfristig sehen wir in der aktuellen Bewegung vor allem Chancen.“ Anleger tun gut daran, nicht nur auf die Krise zu blicken – sondern auf das, was danach kommt.