War´s das mit der Globalisierung?

Die Finanzwelt liegt wieder einmal in Trümmern. Das Angstbarometer VIX steigt auf 50. Was frühere Krisen uns aber aufzeigen, wie es langfristig weitergeht und was Hoffnung macht.

(Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG)

Nach den Trümmern des Zweiten Weltkriegs stand die Welt an einem Scheideweg: Wiederholung alter nationaler Egoismen oder der Versuch eines kooperativen Neuanfangs. Die Entscheidung fiel für Letzteres – und legte den Grundstein für die moderne Globalisierung. Was als politische und wirtschaftliche Notwendigkeit begann, wurde zum Motor eines nie dagewesenen globalen Wohlstands. Doch dieser Weg war nicht frei von Widersprüchen.

Die Nachkriegsordnung, maßgeblich geprägt durch die großen USA und ihre westlichen Verbündeten, setzte auf internationale Zusammenarbeit. Institutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF), die Weltbank oder später die Welthandelsorganisation (WTO) schufen Rahmenbedingungen für offene Märkte und Handelsliberalisierung. Der Marshallplan war eines der ersten Zeichen dieser neuen Ordnung: Wirtschaftshilfe als Mittel zur Stabilisierung und Entwicklung. Europa profitierte enorm davon – Deutschland avancierte vom Zerstörten zum Exportweltmeister.

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 und der Integration Chinas in die Weltwirtschaft nahm die Globalisierung in den 1990er-Jahren rasant Fahrt auf. Produktionsketten wurden weltweit verzahnt, Arbeitskräfte mobil, Kapitalströme international. Das Resultat: hunderte Millionen Menschen, vor allem in Asien, wurden aus der Armut gehoben. Die Lebenserwartung stieg, Bildung breitete sich aus, Technologie wurde global verfügbar.

Auch die westlichen Industriestaaten profitierten. Billige Konsumgüter, neue Absatzmärkte, technologischer Austausch und wachsender Wohlstand prägten das Bild. Unternehmen expandierten, Investoren erschlossen neue Horizonte. Doch diese Dynamik hatte auch Schattenseiten: Arbeitsplatzverlagerungen, soziale Ungleichheit und ein wachsendes Gefühl der Entfremdung in vielen Bevölkerungsgruppen.

Trump zielt auf das Herz der Globalisierung

Heute, in einer Zeit geopolitischer Spannungen und wachsender protektionistischer Tendenzen, steht dieses Modell wegen Donald Trump unter Druck. Schon 2016, als Trump die Bühne der Weltpolitik erstmals betrat, versprach er, Amerika wieder groß zu machen. Tatsächlich hinterließ er nach vier Jahren Präsidentschaft vor allem eines: ein beschädigtes, wenn nicht sogar zerstörtes globales Gefüge. Trumps Wirtschaftspolitik war von Nationalismus, Protektionismus und Konfrontation geprägt – und zielte damit direkt auf das Herz der Globalisierung.

Heute im Jahr 2025 hat der US-Präsident in wenigen Wochen die jahrzehntelang gewachsene internationale Ordnung, die auf dem einfachen Prinzip „Kooperation bringt Wohlstand“ basierte, einfach mutwillig zerstört. Jetzt heißt es: Wettbewerb um jeden Preis und Zölle ersetzen Diplomatie. Die Folgen dieser Politik ist gnadenlos – Anleger haben es diese Woche live erlebt.

„Die Ankündigung der US-Zölle hat eine weltweite Marktkorrektur ausgelöst, ohne Aussicht auf kurzfristige Entspannung“, sagt dazu Benoit Anne, Anleihenexperte bei MFS Investment Management. Seit den Anfängen der Pandemie im Jahr 2020 waren die globalen Märkte nicht mehr so unter Druck und so volatil. Der VIX-Index, der als „Angstbarometer“ für den US-Aktienmarkt gilt, liegt bei über 50 – das ist der höchste Stand seit April 2020. Anne bringt es auf einen Punkt:

Das marktEINBLICKE-Fazit

„Die Ursache der Turbulenzen ist eine politische Ankündigung eines einzelnen Landes. Das ist selten. Es lassen sich kaum vergleichbare Beispiele finden. Innerhalb des S&P 500 liegen nur 23 % der Aktien über ihrem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt. Dieses Niveau ist in etwa mit der globalen Finanzkrise und mit der Pandemie vergleichbar.

Was lernen wir aus dieser aktuellen Situation für die Zukunft? Globalisierung bedeutet gewiss nicht grenzenlosen Freihandel um jeden Preis. Aber sie braucht Regeln, Vertrauen und gegenseitige Verpflichtung. Trumps Politik ist der Frontalangriff auf genau diese Prinzipien.

Die große Aufgabe der kommenden Jahre wird sein, ein neues Gleichgewicht zu finden: zwischen offener Weltwirtschaft und gerechter Verteilung, zwischen nationaler Souveränität und internationaler Solidarität. Die Globalisierung braucht ein Update – aber keinen Abriss. Trump will sie zerstören. Die Welt muss sie neu erfinden, der langfristige persönliche Vermögensaufbau mit Baustein-Aktien wird daran aber gewiss nicht scheitern. Denn Baustein-Aktien verkauft man nicht einfach so …

 

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse), alle Daten der kommenden Handelswoche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

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