Maersk, die Nordostpassage und andere Alternativen für den Welthandel

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China ist für den Welthandel enorm wichtig. Der Handelsverkehr geht dabei vorrangig über die bekannten Schifffahrtsrouten. Im Fall des europäisch-chinesischen Handels versucht nun der dänische Logistikriese A.P. MØller Maersk (WKN: 861837 / ISIN: DK0010244508) eine neue Route, die in den kommenden Jahren noch sehr bedeutsam werden kann. Doch auch China selbst ist aktiv.

Chinesische Dominanz. Schaut man auf die Bedeutung des Handels mit China für die verschiedenen Währungsräume gibt es erstaunliche Erkenntnisse. Neben Europa sind vor allem Südafrika, Australien und Neuseeland relevant.

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Neue Routen. Während der Handel nach Südafrika genausowenig wie nach Australien oder Neuseeland über andere Routen stattfinden kann, ergeben sich für den Transport noch anderen Möglichkeiten. Mit Blick auf die Folgen des Klimawandels und die zahlreichen Krisenherde auf dem Weg zwischen dem chinesischen Meer und dem Mittelmeer ergibt ein Blick auf den Globus rasch eine weitere Lösung. Die sogenannte Nordostpassage. Dabei handelt es sich um einen Seeweg im Nordpolarmeer entlang der Nordküste Eurasiens, der Atlantik und Pazifik verbindet. Die erste Gesamtdurchfahrt, mit einer Überwinterung, gelang Adolf Erik Nordenskiöld 1878/79. Erst 1932 gelang dem Eisbrecher Alexander Sibirjakow die erste Durchfahrt ohne Überwinterung. Doch der Klimawandel macht es inzwischen leichter, diese Route zumindest im Sommer zu befahren.

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Maersk versucht es. Als Vorreiter auf dem Gebiet der Seeschifffahrt ist der dänische Konzern immer gewillt neue Wege zu gehen. So auch im Fall der Nordostpassage. Am 27. September legte im südkoreanischen Busan die “Venta Mærsk“ ab. Sie fährt über eben diese Route nach St. Petersburg, wo sie Ende September erwartet wird. Noch handelt es sich lediglich um eine Testfahrt, denn die Passage ist aufgrund von Packeis auch im Sommer nicht ungefährlich. Die Begleitung durch russische Eisbrecher wiederum ist gleichzeitig teuer. Insofern hat die kürzere Route zwar Vorteile was die Fahrzeit angeht, aber kostenmäßig Nachteile.

Dann ist da noch die Nordwestpassage… Ebenfalls interessant ist die Nordwestpassage. Dabei handelt es sich um den Seeweg, der nördlich des amerikanischen Kontinents den Atlantik und Pazifik verbindet. Diese Route, die 1906 erstmals komplett von Roald Amundsen durchfahren wurde, steht aufgrund des geringeren Interesses für den Welthandel aber nicht so sehr im Fokus. Schließlich würde vor allem die Route zwischen Nordamerika und Ostasien verkürzt. Doch die Route Japan-USA bzw. China-USA wird bereits jetzt sehr gut über den Pazifik abgewickelt, zum Teil bis zur Westküste der USA und dann per Eisenbahn oder per Schiff durch den Panamakanal.

Und die Chinesen? Abseits des bekannten Transports per Containerschiff arbeitet China längst an eigenen Alternativen. Unter dem Stichwort „Belt & Road“ schafft China seit 2013 Tatsachen und verbindet Ost und West mit gigantischen Bauprojekten zu Lande und zu Wasser. Neben dem Ausbau von Hafenanlagen, vor allem in Afrika und Südostasien, konzentriert sich das Projekt auf Schienenverbindungen in Richtung Westen. Diese neue Seidenstraße hat das Zeug vieles zu revolutionieren, was bereits jetzt Alltag ist. Inzwischen verkehren tagtäglich dutzende Züge zwischen China und Europa. Die Route beginnt meist in Zentralchina und geht über die Mongolei bzw. Kasachstan durch Russland und dann nach Europa weiter. Was sich zunächst einfach anhört, ist mit Blick auf die Streckenlänge von 10.000 km, den unterschiedlichen Spurweiten und Bahngesellschaften auf dem Weg sowie den zeitlichen Aspekt eine große Herausforderung.

Eine Frage der Schienen… Während in China und Westeuropa die Eisenbahn vorrangig mit einer Spurweite von 1.435 mm funktioniert, sind es in den Ländern der früheren Sowjetunion 1.520 mm. Dabei ist auch die Transsibirische Eisenbahn als längste Eisenbahnstrecke der Welt in dieser breiten Spurweite gebaut. Daher sind zeitaufwendige Umspurungen an den Grenzen von China bzw. den osteuropäischen Staaten notwendig. Der Wechsel von Elektro- und Diesellokomotiven samt Personal fällt dabei aber nicht mehr ins Gewicht. Trotz dieser Herausforderungen fährt inzwischen beispielsweise zwischen der zentralchinesischen Millionenstadt Chongqing und Duisburg fünfmal die Woche plangemäß der Chinazug der Deutschen Bahn. Er benötigt dafür nur 14 Tage bzw. 17 Tage ostwärts. Die Kosten sind zwar im Vergleich zum Seeweg noch höher, werden jedoch durch den Zeitvorteil wettgemacht. Vor allem Elektronik aller Art und Bauteile für den Automobilbau können aus den chinesischen Werken so kostengünstig und just-in-time nach Europa transportiert werden. Züge mit 40 bis 50 Containern benötigen mit rund 14 Tagen nur ein Drittel der Transportdauer über den Seeweg.

FAZIT. Die Welt experimentiert mit neuen Handelswegen und Transportmitteln. Für Anleger sind das spannende Zeiten, denn nicht alle bisherigen Marktteilnehmer dürften unbeschadet aus diesem Prozess hervorgehen. Besonders die Containerschifffahrt sieht sich spannenden Zeiten entgegen. Die nächsten Jahre werden Klarheit darüber bringen, ob China seine Position im Welthandel weiter ausbauen kann. Dies ist auch einer der Gründe, warum wir uns in der kommenden Ausgabe von marktEINBLICKE einmal das Duell der Handelsriesen USA und China näher angeschaut haben. Das neue Magazin erscheint am 1. Oktober.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage und beim alltäglichen Lebensgenuss

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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