Von Politik überlagertes Börsengeschehen

Politische Entscheidungen bzw. deren Antizipation waren im bisherigen Jahresverlauf die wesentlichen Einflussfaktoren an den internationalen Kapitalmärkten...

(Bildquelle: unsplash / Christian Waske)

Politische Entscheidungen bzw. deren Antizipation waren im bisherigen Jahresverlauf die wesentlichen Einflussfaktoren an den internationalen Kapitalmärkten und haben zu teils außergewöhnlichen Entwicklungen geführt. So haben deutsche und europäische Aktien in den ersten Handelswochen deutliche Kurszuwächse zu verzeichnen, während US-Aktien hinterherhinkten. Besonders schwach entwickelten sich einige der Überflieger der vergangenen Jahre aus dem Segment der Technologieaktien, wie bspw. Tesla, Apple, Amazon oder Microsoft. Aufholen hingegen konnten eher zyklische Titel aus Europa, v.a. aus der „zweiten Reihe“, also mittelgroße und kleinere börsennotierte deutsche Unternehmen.

Die positive Entwicklung in Europa wurde neben der günstigeren Bewertung im Vergleich zu US-Aktien durch die Aussicht auf weiter sinkende Leitzinsen sowie Hoffnungen auf ein zeitnahes Ende des Ukrainekriegs und auf Strukturreformen nach den vorgezogenen Neuwahlen in Deutschland unterstützt. Pläne der Union und der SPD für ein massives staatliches Ausgabenpaket zur Ertüchtigung der Infrastruktur und der Verteidigungsfähigkeit gaben vielen Aktien noch zusätzlichen Anschub. Allerdings sorgte die Aussicht auf stark steigende Staatsschulden auch für einen deutlichen Anstieg der Renditen von Staatsanleihen und eine Aufwertung des Euro.

In den USA hingegen wirkt die Politik der neuen Regierung unter Präsident Donald Trump bisher eher verstörend als wirtschafts- und aktienmarktfreundlich. Drohende Eskalationen von Handelskonflikten, schwer kalkulierbare geopolitische Kehrtwenden, das Infragestellen der Legitimität von Institutionen und Justiz sowie scheinbar wahllose Entlassungswellen für Staatsbedienstete erhöhen politische und sogar rechtliche Risiken.

Es dürfte vorerst dabei bleiben: derzeit funktioniert an den Kapitalmärkten kaum eine Prognose ohne auf politische Parameter, insbesondere den wesentlichen Unsicherheitsfaktor „Trump“ und diverse daraus resultierende Nebenwirkungen zu verweisen. Anleger sollten trotz aller Unsicherheit grundsätzlich investiert bleiben, auch wenn die Wahrscheinlichkeit für zwischenzeitliche Rücksetzer angesichts diverser Risiken nicht unerheblich ist. Denn fundamentale Transformationen, die derzeit in mehrfacher Hinsicht stattfinden, bergen zweifellos Risiken, aber für viele Unternehmen auch enorme Chancen.

Ein Beitrag von Carsten Mumm

Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

 

 

 

 

 

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