BYD: Keine Chance gegen „God’s Eye“?

Auf der Auto Shanghai 2025 wurde deutlich, wie weit die chinesischen Elektroautohersteller wie BYD der Konkurrenz in einigen Bereichen voraus sind.

(Bildquelle: Pressefoto Byd)

Während die schwächelnden deutschen Automobilhersteller hoffen, dass die EU die Lebensdauer der Verbrenner verlängert und Tesla dank der politischen Aktivitäten von CEO Elon Musk unter einem Imageproblem leidet, sind es vor allem chinesische Autoproduzenten, die im Bereich Elektromobilität Aufbruchstimmung verbreiten können. Dies zeigte sich einmal mehr auf der Auto Shanghai 2025.

Vom 23. April bis 2. Mai wird die Auto Shanghai 2025 ausgetragen. Dabei handelt es sich längst um eine der bedeutendsten Branchenmessen – auch, weil China vor vielen Jahren zum wichtigsten Automobilmarkt der Welt aufgestiegen ist. Dies gilt umso mehr für die Elektroautoindustrie.

In diesem Jahr wird jedoch besonders deutlich, wie sehr die chinesischen Hersteller der Konkurrenz in Bezug auf das Thema Elektromobilität davonfahren. Stellvertretend dafür steht der führende Elektroautohersteller BYD (WKN: A0M4W9 / ISIN: CNE100000296). Dahinter wollen jedoch viele weitere Emporkömmlinge nicht nur auf dem heimischen chinesischen Markt auftrumpfen.

BYD fährt der Konkurrenz davon

Zu den diesjährigen Highlights der Auto Shanghai gehört der BYD Dynasty D. Dabei handelt es sich um einen gut fünf Meter langen, luxuriösen, überdimensionierten Elektro-SUV. Er verdeutlicht auch den kometenhaften Aufstieg des Unternehmens, das sich nun in der Elektroautoindustrie als führend ansieht. Auch die jüngsten Verkaufsstatistiken zeigen dies: Im ersten Quartal 2025 verkaufte BYD über eine Million New Energy Vehicles (NEVs) – also batterieelektrische Fahrzeuge und Plug-in-Hybride – und erzielte damit ein beeindruckendes Wachstum von nahezu 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Allein bei den rein batterieelektrischen Autos stieg die Zahl auf 416.388, gegenüber 300.114 Einheiten im Vorjahr.

Zum Vergleich: Tesla hatte zwischen Januar und März 2025 insgesamt 336.681 Fahrzeuge ausgeliefert. Produziert wurden allerdings 362.615. Die Nachfrageschwäche und der Aufbau von Lagerbeständen hatten viel mit den negativen Reaktionen auf die politischen Aktivitäten von CEO Elon Musk zu tun. Allerdings war das Problem des stärker werdenden Wettbewerbs für Tesla, insbesondere aus China, bereits zuvor sichtbar geworden. Die starken Verkaufszahlen machten sich zuletzt auch unter dem Strich bei BYD positiv bemerkbar. Im ersten Quartal 2025 lag der den Anteilseignern zurechenbare Nettogewinn bei 9,15 Mrd. Yuan (umgerechnet 1,1 Mrd. Euro).

Das Unternehmen selbst hatte zuvor mit einem Wert zwischen 8,5 und 10,0 Mrd. Yuan gerechnet. Damit wurde der Vorjahreswert in etwa verdoppelt. Die Umsatzerlöse kletterten in dieser Zeit um 36,4 Prozent auf 170,36 Mrd. Yuan. Das Unternehmen überzeugt seine Kunden seit geraumer Zeit unter anderem mit der „Super e-Platform“, einem minutenschnellen Schnellladesystem für E-Autos, sowie dem Fahrassistenzsystem „God’s Eye“. Dieses soll fortschrittliche Assistenzsysteme für die breite Masse verfügbar machen und wird daher als Standardfunktion ohne Aufpreis in der gesamten Produktpalette angeboten.

BYD revolutioniert die E-Autoindustrie

Ein Grund, warum sich Elektroautos nicht so schnell wie von manchen erhofft verbreitet haben, liegt im vielerorts nur unzureichend vorhandenen Netz von Ladestationen. Hinzu kommt der häufig sehr lange Ladeprozess. Damit soll Schluss sein. Mitte März stellte BYD die „Super e-Platform“ vor. Merkmale sind blitzschnell aufladbare Batterien, ein Motor mit 30.000 Umdrehungen pro Minute und neue Siliziumkarbid-(SiC)-Energiechips. Zum Einsatz kam diese zunächst bei den zwei neuen Spitzenmodellen – der Limousine Han L und dem SUV Tang L.

Die Plattform verbessert die wichtigsten elektrischen Komponenten und erreicht eine Ladeleistung von 1 Megawatt (1.000 kW) sowie eine Spitzenladegeschwindigkeit von zwei Kilometern pro Sekunde. Laut Unternehmensangaben bedeutet dies fünf Minuten Ladezeit für 400 Kilometer Reichweite. Im Fall von „God’s Eye“ kopiert BYD wiederum seinen Erfolg mit günstigen Elektroautos. Ein ähnlicher Erfolg soll auch im Bereich Fahrassistenzsysteme und letztlich bei autonom fahrenden Autos gelingen. „Wir beginnen eine Ära, in der autonomes Fahren für jedermann möglich ist“, sagte Firmengründer Wang Chuanfu auf einer Veranstaltung im Februar und erklärte, Fahrerassistenzsysteme seien kein Luxus mehr, sondern ein „unverzichtbares“ Sicherheitsinstrument – wie Gurte und Airbags.

NIO: Rekordtempo beim neuen Produktzyklus

Neben BYD gehen zahlreiche weitere chinesische Elektroautohersteller ins Rennen um weltweite Marktanteile. Dank seiner Börsennotierung in den USA ist westlichen Anlegern unter anderem NIO sehr geläufig. Dieser konnte für das erste Quartal 2025 ein deutliches Absatzplus verzeichnen: Es wurden 42.094 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert. Dies bedeutete eine Steigerung von 40,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Ende März 2025 wurde damit begonnen, den NIO ET9 auszuliefern. Dabei handelt es sich um das Flaggschiff des Konzerns im Bereich der intelligenten Elektrofahrzeuge.

Auf diese Weise sollen das Premiumsegment erobert und die Absätze weiter angekurbelt werden. Es sind auch solche neuen Modelle, die Jeff Chung, Analyst bei der Citigroup, dazu veranlasst haben, die Aktie von NIO auf seine „Upside 30-day Catalyst Watch“-Liste zu setzen. Zudem werden das „Buy“-Rating und das Kursziel von 8,10 US-Dollar bestätigt. Der Analyst führt die Markteinführung neuer Modelle, neue Chips für fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme und Kosteneinsparungen als Gründe für die Beobachtung und damit die Erwartung steigender Aktienkurse an.

Bei der Citi geht man davon aus, dass NIO im zweiten Quartal 63.000 Einheiten ausliefern und ein Wachstum von 50 Prozent gegenüber dem Vorquartal erzielen dürfte. Die Auslieferungen könnten sich aus Analystensicht im dritten Quartal auf 100.000 bis 120.000 Einheiten und im vierten Quartal auf 120.000 bis 150.000 Einheiten beschleunigen. Weitere neue Modelle sind zudem in Anmarsch. Auf der Auto Shanghai 2025 stellte NIO elf Modelle seiner drei Marken NIO, ONVO und Firefly vor. Allein in diesem Jahr sollen neun Modelle auf den Markt kommen.

Xpeng: Beruhigung nach „überzogenen“ Reaktionen

In Bezug auf Xpeng zeigte sich die Anlegerschaft zuletzt derart begeistert, dass Analysten etwas auf die Bremse treten mussten. So hatte sich der Wert der Aktie seit Anfang 2025 in der Spitze mehr als verdoppelt. Aktuell steht noch ein Kursplus von knapp 70 Prozent zu Buche. Barclays-Analyst Jiong Shao geht davon aus, dass die Modellpflege bei Xpeng und die Einführung neuer Produkte bis 2025 eine starke Dynamik entfalten sollten. Die Bewertung der Aktie sei nach der Rallye der vergangenen Monate jedoch „überzogen“.

Bank-of-America-Analyst Ming Hsun Lee hatte seinerseits unter Berücksichtigung der Modell-Pipelines seine Schätzungen für die Absatzzahlen von Xpeng in den Jahren 2025 und 2026 um 12 bzw. 8 Prozent angehoben, während auch Daiwa-Analyst Kelvin Lau der Ansicht ist, dass die durch die Verkäufe des MONA03 und P7+ angeheizte Kursrallye – und damit die Bewertung der Aktie – „überzogen“ sei. Bei Daiwa ist man besorgt, dass das Chipgeschäft die Bruttomarge von Xpeng insgesamt beeinträchtigen oder deren Verbesserung verlangsamen könnte. Allerdings halten solche Aktivitäten insbesondere in Zeiten zunehmender Digitalisierung rund um Autos auch Chancen bereit.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Spätestens seit „DeepSeek“ im Bereich Künstliche Intelligenz die Vormachtstellung der US-Technologiekonzerne ins Wanken gebracht hat, konzentrieren sich Anleger im Hinblick auf Unternehmen aus Hochtechnologiebereichen und der Automobilbranche auf die Zukunftsaussichten dieser Unternehmen – und weniger auf kurzfristige negative Makro-Aspekte wie das schwächer werdende Wirtschaftswachstum Chinas oder den Handelsstreit mit den USA. Wenn es um die Zukunftsmärkte Elektroautos oder autonomes Fahren geht, haben Unternehmen wie BYD auch auf den Weltmärkten zunehmend gute Karten.

Wer auf die positive Kursentwicklung eines ganzen Aktienkorbs von Unternehmen setzen möchte, die in den Bereichen E-Mobilität, Akkus oder in der Lithium-Förderung aktiv sind, kann sich das Indexzertifikat (WKN: DA0AAU / ISIN: DE000DA0AAU2) auf den E-Mobilität Batterie Index anschauen.