Mai-Märkte im Faktencheck

Die Börsenregel „Sell in May and Go Away“ hält sich hartnäckig – doch lohnt sich der Ausstieg im Mai wirklich? Eine Analyse der DAX- und S&P-500-Performance der letzten 20 Jahre bringt Klarheit.

(Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG)

Die Börsenweisheit „Sell in May and Go Away” ist ein altbekanntes Sprichwort unter Anlegern. Sie suggeriert, dass es klug sei, im Mai Aktien zu verkaufen und erst im Herbst wieder einzusteigen, da die Sommermonate historisch schwächere Renditen bringen sollen. Doch wie fundiert ist dieser Ratschlag wirklich? Ein Blick auf die Ursprünge und die tatsächliche Performance des DAX und des S&P 500 im Mai der letzten 20 Jahre gibt Aufschluss.

Der Ursprung des Sprichworts

Der Ursprung des Sprichworts liegt im britischen Finanzwesen. Die vollständige Redewendung lautet: „Sell in May and go away, come back on St. Leger’s Day”. Der St. Leger Day bezieht sich auf ein Pferderennen im September und markierte traditionell das Ende der Sommerpause für britische Investoren. Die Idee dahinter war, dass während der Sommermonate weniger Handelsaktivität herrschte und daher geringere Renditen zu erwarten waren.

Performanceanalyse: DAX und S&P 500 im Mai (2005 bis 2024)

Eine Analyse der Mai-Performance der letzten 20 Jahre zeigt folgendes Bild:

Beim DAX, dem deutschen Leitindex, zeigte sich der Mai überraschend robust. In 13 von 20 Jahren legte der Index im Mai zu, nur in sieben Jahren schloss er den Monat mit einem Minus ab. Besonders starke Zuwächse verzeichnete der DAX im Mai 2020 mit einem satten Plus von 6,7 Prozent sowie im Jahr 2009 mit 5,9 Prozent – in beiden Fällen vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Aufholeffekte nach Krisenphasen. Die schwächste Mai-Performance erlebte der DAX im Jahr 2012 mit einem Rückgang von 6,7 Prozent, dicht gefolgt vom Mai 2006 mit minus 5,4 Prozent. Insgesamt ergibt sich eine durchschnittliche Mai-Rendite von +1,3 Prozent – ein durchaus respektabler Wert, der die pauschale Vorsicht gegenüber dem Börsenmonat Mai infrage stellt.

Ein etwas gemischteres Bild zeigt sich beim S&P 500. Auch hier gab es Licht und Schatten: In 14 von 20 Jahren schloss der US-Leitindex den Mai mit einem Plus ab. Die besten Ergebnisse lieferten die Jahre 2009 mit +5,3 Prozent und 2024 mit +4,2 Prozent, ebenfalls geprägt von wirtschaftlichem Optimismus. Die tiefsten Mai-Werte registrierte der Index im Jahr 2010 mit einem Minus von 8,2 Prozent sowie 2019 mit -6,6 Prozent. Die durchschnittliche Mai-Rendite des S&P 500 liegt bei +0,5 Prozent – geringer als beim DAX, aber dennoch im positiven Bereich.

Das Ergebnis ist interessant

Die Zahlen zeigen: Der Mai ist keineswegs durchweg ein schwacher Börsenmonat. Vielmehr pendelt die Entwicklung je nach Marktumfeld, Konjunkturlage und geopolitischen Einflüssen. Ein pauschaler Verkaufsimpuls, wie ihn die alte Börsenregel nahelegt, ist daher nicht immer gerechtfertigt. Langfristig orientierte Anleger tun gut daran, nicht auf saisonale Muster zu setzen, sondern auf Substanzwerte mit Stabilität und Wachstumsperspektive.

Zudem zeigt eine Untersuchung von LPL Financial, dass der Zeitraum von Mai bis Oktober historisch gesehen die schwächste Sechsmonatsperiode für den S&P 500 ist, mit durchschnittlichen Gewinnen von nur 1,8 Prozent. Allerdings waren die Renditen in den letzten Jahren in diesem Zeitraum besser, was darauf hindeutet, dass der „Sell in May”-Effekt an Bedeutung verliert.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die Daten der letzten 20 Jahre zeigen, dass der Mai keineswegs ein durchgehend schlechter Monat für Aktienmärkte ist. Anleger sollten daher nicht blind dieser Regel folgen, sondern ihre Entscheidungen auf fundierte Analysen und individuelle Anlagestrategien stützen.

Für den langfristigen Vermögensaufbau empfiehlt es sich, auf Baustein-Aktien zu setzen – Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen, stabilen Erträgen und nachhaltigem Wachstumspotenzial. Beispiele hierfür sind global agierende Konzerne wie Nestlé, Unilever oder Johnson & Johnson, die sich durch konstante Dividendenzahlungen und krisenresistente Geschäftsmodelle auszeichnen. Solche Aktien bieten Anlegern die Möglichkeit, unabhängig von saisonalen Schwankungen kontinuierlich Vermögen aufzubauen.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse), alle Daten der kommenden Handelswoche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

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