Die Continental AG (WKN: 543900 / ISIN: DE0005439004) steht im Jahr 2025 an einem entscheidenden Wendepunkt ihrer über 150-jährigen Geschichte. Der traditionsreiche Automobilzulieferer reagiert mit einer umfassenden Umstrukturierung auf die Herausforderungen der Branche – von der schwächelnden Nachfrage bei E-Autos bis hin zu drohenden US-Zöllen unter der neuen US-Regierung.
Vom Reifenpionier zum Hightech-Zulieferer
Gegründet wurde Continental im Jahr 1871 in Hannover als „Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha Compagnie“. Ursprünglich als Hersteller von Gummiwaren und Luftreifen gestartet, entwickelte sich das Unternehmen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Technologieführer in der Reifenproduktion. Bereits in den 1950er-Jahren setzte Continental auf Radialreifen, in den 1980er-Jahren folgten Sicherheits- und Bremssysteme.
Mit strategischen Übernahmen, u.a. der Teves-Gruppe (1998) und der Siemens-VDO-Automobiltechnik (2007), wandelte sich Continental von einem reinen Reifenhersteller zu einem weltweit agierenden Technologiekonzern. Heute beschäftigt das Unternehmen weltweit über 190.000 Mitarbeiter und zählt zu den wichtigsten Zulieferern der globalen Automobilindustrie.

Aufspaltung in drei eigenständige Unternehmen
Im April 2025 haben die Aktionäre auf der Hauptversammlung der strategischen Aufspaltung zugestimmt. Die Geschäftsbereiche Automotive, Tires und ContiTech sollen künftig eigenständig agieren.
Der Automotive-Bereich wird im September 2025 unter dem Namen Aumovio an die Börse gehen und sich auf elektronische Komponenten und Softwarelösungen für vernetzte, autonome Fahrzeuge konzentrieren. ContiTech, spezialisiert auf industrielle Anwendungen und smarte Materialien, soll 2026 folgen. Ziel der Abspaltung ist es, die einzelnen Sparten agiler, marktnäher und wachstumsorientierter aufzustellen.
Aumovio: Neue Marke, klare Zukunftsausrichtung
Aumovio wird die bisherigen Aktivitäten des Automotive-Segments bündeln und sich auf moderne Fahrassistenzsysteme, In-Car-Software, digitale Cockpits und autonomes Fahren fokussieren. Damit reagiert Continental auf den rasanten Wandel in der Automobiltechnologie – weg von der Mechanik, hin zur Digitalisierung.
Analysten: Bewertung niedrig, Basis stabil
Im Jahr 2024 verzeichnete Continental einen Umsatzrückgang um 4 Prozent auf 39,7 Mrd. Euro. Dennoch stieg das bereinigte EBIT um 6,6 Prozent auf 2,7 Mrd. Euro – ein Zeichen dafür, dass Effizienzprogramme greifen. Für 2025 erwartet das Unternehmen einen Umsatz zwischen 38 und 41 Mrd. Euro sowie eine EBIT-Marge von 6,5 bis 7,5 Prozent.
Trotz des widrigen Branchenumfelds sehen Analysten weiterhin Potenzial. Barclays-Experte Erwann Dagorne verweist auf solide Barmittel und stabile Ergebnisse im europäischen Zulieferersektor. Zwar wurde das Kursziel für die Continental-Aktie von 85 auf 80 Euro gesenkt, das „Overweight“-Rating bleibt aber bestehen – insbesondere wegen der günstigen Bewertung und der Zukunftsfähigkeit des Konzerns.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Die Branche leidet unter der verhaltenen Nachfrage nach E-Autos, hohen Rohstoffkosten und den protektionistischen Tönen aus den USA. Auch Continental ist nicht immun gegen diese Trends. Doch im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern verfügt der Konzern über das Kapital, die Strukturen und die strategische Weitsicht, um gestärkt aus dieser Phase hervorzugehen.
Continental nutzt das Jahr 2025 für einen tiefgreifenden Wandel – nicht aus der Not, sondern als bewusste Weichenstellung. Mit der Abspaltung der Geschäftsbereiche in Aumovio und ContiTech setzt der Konzern auf mehr Fokus, Innovationskraft und Eigenverantwortung. Für Investoren könnte das ein Signal für neue Wachstumschancen und gesteigerte Wertschöpfung sein.