Sollte man jetzt in den Schwellenländern einsteigen?

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Die Aktienmärkte der Schwellenländer haben seit Januar rund 20 Prozent verloren. Anleger sollten nach einer guten Einstiegsgelegenheit Ausschau halten.

Während die Aktienmärkte der Industriestaaten seit Jahresbeginn eine Berg- und Talfahrt veranstaltet haben und die Kurse am US-Markt zuletzt sogar neue Rekordhochs erreichen konnten, ging es an den Aktienmärkten der vieler Schwellenländer seit Mitte Januar deutlich nach unten. Unter Schwellenländern (englisch: Emerging Markets) versteht man Volkswirtschaften, die nach traditioneller Sichtweise an der Schwelle zwischen einem Entwicklungsland und einem Industriestaat stehen. Zu den Schwellenländern werden neben zahlreichen kleineren Staaten insbesondere die BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gezählt. Tatsächlich umfasst die Definition der Schwellenländer aber sehr unterschiedliche Entwicklungsstadien: So ist etwa Südkorea inzwischen stärker industrialisiert als so manches südeuropäische Land, wird vom Indexanbieter MSCI aber dennoch weiterhin zu den Emerging Markets und nicht zu den Industriestaaten gezählt.

Seit einem im Januar 2018 erreichten Hoch hat der MSCI EmergingMarkets Investable Market Index auf Dollar-Basis mehr als 20 Prozent und auf Euro-Basis rund 15 Prozent verloren. Der MSCI Emerging Markets Investable Market Index umfasst neben Aktien größerer Unternehmen auch die Aktien kleinerer und mittlerer Unternehmen aus den Schwellenländern und bildet damit den Gesamtmarkt zuverlässiger ab als der traditionelle MSCI Emerging Markets Index, der nur Large Caps aus den Schwellenländern beinhaltet.

Der folgende Chart zeigt den iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF, der den MSCI Emerging Markets Investable Market Index abbildet, auf Euro-Basis.

Die Schwäche der Schwellenländer hatte zuletzt vor allem drei Ursachen:

  • Die Dollar-Stärke und der Abfluss von Dollar-Liquidität: Die nach der Finanzkrise in den USA gesenkten Zinsen haben zu einer wahren Flut an Dollar-Liquidität geführt. Viel “heißes Geld” floss nach 2008 in die Schwellenländer und befeuerte dort die Verschuldung und das Wachstum. Doch wegen der Zinswende, der sehr robusten US-Konjunktur und der Steuerpolitik von US-Präsident Donald Trump fließt nun viel Dollar-Liqudität in die USA zurück. Geld wird also aus den Schwellenländern abgezogen und in die Vereinigten Staaten zurückverlagert. Dies führt zu einem stärkeren Dollar, der wiederum den Abzug von Kapital aus den Schwellenländern noch beschleunigt. Gleichzeitig droht in den in Dollar verschuldeten Schwellenländern durch den stärkeren Dollar eine Schuldenkrise, da es wegen der schwächeren Landeswährung für die Kreditnehmer immer schwieriger wird, Dollar-Kredite zu bedienen.
  • Hausgemachte Probleme in einzelnen Schwellenländern wie der Türkei, Südafrika und Argentinien: In vielen Schwellenländern wurde die jüngste Krise noch durch hausgemachte Probleme verstärkt, etwa den Verlust der politischen Glaubwürdigkeit der türkischen Regierung unter Staatspräsident Erdogan, die Enteignung weißer Farmer in Südafrika oder die Haushaltsprobleme in Argentinien. Diese Probleme betreffen allerdings vor allem Länder, die in den Indizes MSCI Emerging Markets bzw. MSCI Emerging Markets Investable Market relativ gering gewichtet sind.
  • Der Handelsstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt: Die von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskonflikte dürften einige exportorientierte Schwellenländer besonders stark treffen. Gerade die größten Emerging Markets wie China, Indien, Südkorea und Mexiko, die im vorgestellten ETF auch eine hohe Gewichtung haben, haben eine stark exportorientierte Wirtschaft und häufig eine starke Abhängigkeit vom US-Markt. Noch halten sich zwar die realwirtschaftlichen Auswirkungen des Handelsstreits in engen Grenzen, da viele der angekündigten Zölle noch nicht in Kraft getreten sind. Sollte es allerdings nicht zu einer Entspannung im Handelsstreit kommen, dürfte sich das in den kommenden Jahren ändern.

Der Absturz der Aktienmärkte der Schwellenländer hat gute Gründe. Dennoch dürfte die Schwäche ein vorübergehendes Phänomen sein. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Wirtschaftsleistung der meisten Schwellenländer deutlich stärker gewachsen als in den Industriestaaten, wovon auch die Aktienmärkte profitieren konnten. Trotz der jüngsten Turbulenzen ist auch für die kommenden Jahrzehnte zu erwarten, dass die wirtschaftliche Dynamik in Ländern wie China oder Indien stärker bleiben dürfte als in den gesättigten Volkswirtschaften Europas und Nordamerikas.

Hinzu kommt die deutlich günstigere Bewertung der Aktienmärkte der Schwellenländer. Während das Kurs-Gewinn-Verhältnis im iShares Core MSCI World UCITS ETF, der die Aktienmärkte der Industriestaaten abbildet, bei 19,55 liegt, sind es beim Schwellenländer-ETF iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF nur 12,67. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis beträgt 2,45 bei den Aktienmärkten der Industriestaaten und nur 1,58 bei den Schwellenländern. Die Aktienmärkte der Emerging Markets sind also trotz der langfristig wohl besseren Wachstumsaussichten günstiger bewertet.

Wegen der langfristig nach wie vor guten Aussichten könnte es sich für Anleger lohnen, die Entwicklung in den Schwellenländern im Auge zu behalten. Noch gibt es beim iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF keine Anzeichen einer Bodenbildung. Ganz im Gegenteil könnte sich die Talfahrt in den kommenden Wochen und Monaten noch beschleunigen. Für langfristige Anleger dürfte es sich aber lohnen, den ETF auf eine Watchlist zu setzen und regelmäßig auf die Anzeichen einer Trendwende zu überprüfen. Weitere Informationen zum vorgestellten ETF finden Sie hier.

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Autor: Oliver Baron, Redakteur bei GodmodeTrader.de

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