Zwischen Reichtumsversprechen und Realität

TikTok-Trader locken mit schnellen Gewinnen – doch Baustein-Aktien und Geduld schlagen Hype. Warum echter Vermögensaufbau anders funktioniert.

(Bildquelle: unsplash / Robert Anasch)

In der digitalen Finanzwelt haben sogenannte Finfluencer zunehmend an Bedeutung gewonnen. Plattformen wie TikTok, Instagram oder YouTube sind nicht mehr nur Orte für Unterhaltung – sie dienen vielen, insbesondere jungen Menschen, als Informationsquelle für Themen rund um Finanzen, Trading und Vermögensaufbau. Was auf den ersten Blick wie ein demokratischer Zugang zu Finanzbildung wirkt, offenbart bei näherem Hinsehen jedoch gefährliche Tendenzen.

Wenn Likes wichtiger sind als Fakten

Laut einer aktuellen Studie von BrokerChooser geben 33 Prozent der Forex-Trader an, dass Finfluencer ihre Entscheidungen beeinflussen. Fast jeder Zweite verlässt sich sogar direkt auf deren Empfehlungen. Diese Entwicklung wäre weniger problematisch, wenn die Inhalte fundiert und transparent wären. Doch die Untersuchung zeigt alarmierende Zahlen: 80 Prozent der analysierten Forex-Tipps auf TikTok sind potenziell irreführend. Nur 6 Prozent der Videos ermuntern zur eigenen Recherche – ein Kernaspekt jeder verantwortungsbewussten Geldanlage.

Hinzu kommt ein auffälliger Mangel an Haftungsausschlüssen: Nur jedes siebte Video weist auf Risiken hin oder stellt klar, dass es sich nicht um Finanzberatung handelt. Die Grenze zwischen Information und Werbung verschwimmt, denn jedes fünfte Video dient gleichzeitig dem Produktverkauf. In Kombination mit Lifestyle-Inszenierungen und dem zur Schau gestellten „Erfolg“ vieler Influencer wird ein gefährlicher Cocktail aus Halbwissen, Gier und Illusionen serviert.

Zwischen Selbstdarstellung und Scheinwelt

Die Hälfte der Forex-Videos auf TikTok zeigt Finfluencer, die mit Luxusgütern, Reisen und Reichtum prahlen – meist ohne jeglichen Bezug zur Realität des Tradings oder einer Erklärung, wie dieses Leben tatsächlich finanziert wird. Nur 9 Prozent geben an, wie sie ihren Lebensstil erwirtschaftet haben. Anstelle valider Handelsstrategien dominieren Motivationssprüche und schnelle Versprechen – oft frei von Risiken, aber voller Glanz.

Da es bislang kaum verbindliche Standards oder gesetzliche Regelungen für Finfluencer gibt, agieren viele außerhalb etablierter Kontrollmechanismen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mahnt deshalb zur Vorsicht: Nur weil jemand Reichweite hat, heißt das nicht, dass seine Empfehlungen fundiert oder seriös sind. Gerade für Einsteiger besteht hier die Gefahr, auf Trends zu setzen, statt nachhaltige Strategien zu verfolgen.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Echter, langfristiger Vermögensaufbau an der Börse entsteht nicht durch Hypes oder vermeintliche Geheimtipps. Es braucht Geduld, Bildung und eine klare Strategie. Der Weg zu finanzieller Freiheit verläuft nicht über Nacht – sondern über Jahre disziplinierter Investments und realistischer Erwartungen.

Niemand verkörpert diesen Ansatz besser als Warren Buffett. Der Star-Investor hat einmal treffend gesagt: „Die Börse ist ein Instrument zur Umverteilung von Geld – von den Ungeduldigen zu den Geduldigen.“

Wer sich also vom Glanz der sozialen Medien blenden lässt, läuft Gefahr, den langfristigen Horizont aus den Augen zu verlieren. Statt auf Likes zu bauen, sollten Anleger auf Wissen, Integrität und Zeit setzen – denn das sind die wahren Bausteine für nachhaltigen Wohlstand.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse), alle Daten der kommenden Handelswoche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

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Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt