So sieht kluges Investieren heute aus

Wer langfristig Vermögen aufbauen will, braucht mehr als nur Aktien: Ein kluger Depot-Mix schützt vor Turbulenzen – und vor den eigenen Emotionen.

(Bild: Getty Images für Unsplash+)

Die Märkte zeigten sich zuletzt wieder nervös. Zwischen dem „Shutdown“ in den USA, Inflationszahlen, Zinssignalen und geopolitischen Störfeuern schwankt die Stimmung – nicht nur in Frankfurt und New York. Anleger fragen sich einmal mehr:

Jetzt reagieren oder lieber ruhig bleiben? Umschichten oder aussitzen? Was im Tagesgeschäft oft wie ein Reflex wirkt, ist für langfristig orientierte Investorinnen und Investoren weit mehr: eine Frage der strategischen Aufstellung und des kühlen Kopfes. Denn:

Wer sein Vermögen über Jahre hinweg zuverlässig mehren möchte, braucht nicht nur Geduld und Disziplin, sondern vor allem eines: eine Strategie. Und diese Strategie sollte auf einem möglichst breiten Fundament stehen.

Breite Streuung ist keine Mode, sondern Prinzip

Wer sein Portfolio zukunftsfest gestalten möchte, kommt an einer breiten Diversifikation nicht vorbei. In der Praxis bedeutet das: Der Kern des Depots sollte aus soliden, substanzstarken Aktien bestehen – aus unseren „Baustein-Aktien“.

Gemeint sind Titel von Unternehmen, die sich durch robuste Geschäftsmodelle, kontinuierliche Dividendenzahlungen und eine langfristige Wachstumsperspektive auszeichnen. Klassiker wie Nestlé, Microsoft, LVMH oder Allianz fallen in diese Kategorie.

Doch ein reines Aktienportfolio – selbst wenn es international breit gestreut ist – reicht oft nicht aus. Wer die Volatilität verringern und auf externe Schocks vorbereitet sein will, sollte weitere Anlageklassen ergänzen.

Gold: Das Gegengewicht in stürmischen Zeiten

Gold ist kein Renditebringer im klassischen Sinn, wohl aber ein bewährter Sicherheitsanker. In Krisenzeiten, wenn Aktienmärkte nervös reagieren und Papiergeld an Vertrauen verliert, entfaltet das Edelmetall seine Wirkung.

Es macht keinen Sinn, große Depotanteile in physisches Gold zu schichten, wohl aber, eine Beimischung von fünf bis zehn Prozent vorzuhalten – sei es physisch oder über börsengehandelte Produkte (ETCs). Gold ist Versicherung, nicht Spekulation.

Zertifikate: Reagieren mit Maß

Zertifikate – etwa Bonus- oder Discount-Papiere – haben in einem langfristig ausgerichteten Portfolio oft einen schweren Stand. Zu Unrecht. Denn richtig eingesetzt, können sie in bestimmten Marktphasen sinnvolle Werkzeuge sein, um gezielt auf übertriebene Reaktionen zu setzen oder Seitwärtsphasen sinnvoll zu überbrücken.

Sie sollten allerdings nie den Kern des Portfolios bilden, sondern taktische Ergänzung bleiben, mit klarer Laufzeit, transparentem Risiko und einem rationalen Ziel.

Krypto: Spekulativ, aber nicht zwangsläufig irrational

Der Kryptomarkt ist nichts für schwache Nerven – und sicher kein Hort für konservative Langfristanleger. Dennoch kann eine sehr kleine Beimischung – beispielsweise über regulierte Krypto-ETPs oder solide Plattformen – zur weiteren Diversifikation beitragen.

Bitcoin, als digitales Pendant zu Gold, hat sich in vielen Portfolios bereits etabliert. Voraussetzung: Keine Euphorie, kein Hebel, kein Hype – sondern ein langfristiger, begrenzter und bewusster Zugang zur neuen Assetklasse.

Die fünf No-Gos für Langfrist-Investoren

Auch die beste Strategie kann durch emotionale oder taktisch unkluge Entscheidungen entwertet werden. Wer langfristig investieren will, sollte sich diese fünf No-Gos einprägen:

1. Markttiming versuchen
Die Versuchung ist groß, auf den perfekten Ein- oder Ausstieg zu warten. Doch in der Praxis gelingt das kaum jemandem. Wer langfristig investiert, sollte regelmäßig investieren – unabhängig von kurzfristigen Ausschlägen.

2. Alles auf eine Karte setzen
Weder der Immobilienboom noch die KI-Euphorie rechtfertigen es, alles in einen Sektor zu stecken. Konzentration erhöht das Risiko – und das Risiko ist der größte Renditekiller.

3. In der Krise verkaufen
Kursverluste tun weh – doch genau dann zu verkaufen, wenn alle anderen es tun, ist der sicherste Weg, Verluste zu realisieren. Wer breit aufgestellt ist, kann (und sollte) Ruhe bewahren.

4. Sich von Hypes verleiten lassen
Ob Meme-Aktien, SPACs oder Kryptowährungen mit Tiernamen – was in Foren heiß gehandelt wird, hat selten nachhaltigen Wert. Wer nur investiert, weil „alle“ es tun, investiert nicht, sondern spekuliert.

5. Ohne Strategie handeln
Zu guter Letzt: Investieren ohne Plan ist wie Segeln ohne Kompass. Wer keine klaren Ziele und Grundsätze definiert, wird von jeder Marktbewegung aus der Bahn geworfen.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Mit Ruhe und Struktur zum Ziel: Die Börse belohnt Geduld. Das war immer so und wird so bleiben. Die Märkte sind laut, hektisch, manchmal widersprüchlich. Aber das muss das Depot nicht sein.

Wer sich auf eine klare Struktur verlässt, kann auch in turbulenten Zeiten gelassen bleiben. Baustein-Aktien, etwas Gold, gezielte Reaktionen mit Zertifikaten und eine Prise Krypto – das ergibt keine Mischung für die nächste Zockerrunde, sondern ein Rezept für nachhaltigen Vermögensaufbau.

Oder wie es André Kostolany sagte: „An der Börse ist alles möglich, auch das Gegenteil.“ Und deshalb ist ein stabiles Fundament wichtiger denn je. Bleiben Sie investiert.

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Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt

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