Ferrari bleibt Luxus – aber mit Dellen

Ferrari enttäuscht mit neuen Zielen bis 2030 – geringere Wachstumsraten und eine halbierte Elektrostrategie verunsichern Anleger. Analysten bleiben gespalten.

(Bildquelle: Pressefoto Ferrari)

Ferrari (WKN: A2ACKK / ISIN: NL0011585146) zeigte sich lange relativ immun gegen die Schwierigkeiten der Autobranche und US-Zölle. Doch eine enttäuschende Prognose löste nun deutliche Kursverluste aus. Bis 2030 strebt man Umsätze von 9 Mrd. Euro an, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von rund 5 Prozent entspricht.

Das EBITDA soll mindestens 3,6 Mrd. Euro betragen. Die Konsensschätzungen lagen zuvor höher: Erlöse 10,2 Mrd. Euro und EBITDA 4,26 Mrd. Euro. Daher senkte Bernstein-Analyst Daniel Roeska sein Kursziel für die Ferrari-Aktie von 554 auf 475 US-Dollar, behielt aber das Rating „Outperform“ bei. Als Unterstützung verweist er auf rund 300 Investoren, Analysten und Journalisten, die nach Maranello gereist waren, um sich über die neue Elektro-Strategie zu informieren.

Das sagen Analysten zu Ferrari

Deutsche Bank Research senkt ihr Kursziel für Ferrari von 520 auf 500 Euro, bleibt jedoch bei der Einstufung „Buy“. Analyst Nicolai Kempf verweist auf die überraschende Halbierung des bis 2030 angestrebten Elektroanteils, ein Schritt, den er bereits erwartet hatte. Die neuen Unternehmensziele lägen etwa zehn Prozent unter seinen ursprünglichen Annahmen, doch Kempf wertet sie als konservativ. Ferrari habe in der Vergangenheit regelmäßig seine eigenen Prognosen übertroffen. Zudem erwartet er einen Peak bei den Investitionen und weiterhin solide Barmittelzuflüsse und Ausschüttungen.

Das weltbekannte Heck eines Ferrari (Bildquelle: Pixabay / kgwhite)

Jefferies bewertet Ferrari weiterhin mit „Hold“ bei einem Kursziel von 420 Euro. Analyst James Grzinic verweist auf die enttäuschten Erwartungen und die deutliche Korrektur der Aktie, etwa 50 Prozent Abwertung gegenüber anderen Luxustiteln in den letzten sechs Monaten. Für ihn ist die Zurückhaltung bei mittelfristigen Wachstumszielen ein Belastungsfaktor.

UBS hält an der Kaufempfehlung „Buy“ fest, mit einem Kursziel von 579 US-Dollar. Die Analystin Zuzanna Pusz sieht in der scharfen Marktreaktion auf die moderaten Ziele eine Übertreibung und nennt die aktuelle Bewertung eine attraktive Einstiegschance. Sie lobt Ferraris Strategie, bewusst auf Exklusivität und zurückhaltende Preispolitik zu setzen, im Gegensatz zu aggressiveren Ansätzen anderer Luxusmarken.

J.P. Morgan bleibt ebenfalls optimistisch mit einem „Overweight“-Rating und einem Kursziel von 460 US-Dollar. Analyst Jose M. Asumendi räumt zwar ein, dass die Investitionen in neue Modelle und Antriebe die Wachstumsmechanik verändern könnten. Dennoch sieht er die strategische Ausrichtung bestätigt: Ferrari bleibt auf profitables Wachstum, steigende Margen und klare Investitionspläne fokussiert, auch wenn der Weg dorthin anspruchsvoller wird.

Das sagt die Charttechnik zu Ferrari

Technisch gesehen wirken die aktuellen Indikatoren eher kritisch: Viele gleitende Durchschnitte zeigen Schwäche, und Momentum-Oszillatoren wie RSI oder MACD tendieren aktuell nicht stark ins Positive.

Umso wichtiger wird sein, ob Ferrari es schafft, über die 200-Tage-Linie zurückzukehren und sie als neue Unterstützung zu etablieren. Gelänge das, könnte das als Signal für eine Erholung dienen. Bleibt die Linie jedoch unerreicht, drohen weitere Rücksetzer oder eine Festigung unterhalb dieser Barriere.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die Analystenstimmen zu Ferrari zeigen ein klares Bild. Die langfristige Ausrichtung des Luxusautoherstellers bleibt intakt, doch der Weg dorthin wird kritischer beäugt.

Ferrari steht wohl an einem Wendepunkt. Das Unternehmen bleibt zwar ein Symbol für Luxus, Präzision und Markenmacht, doch die ambitionierten Erwartungen der Börse treffen nun auf eine realistischere Planung. Für geduldige Anleger bleibt Ferrari ein Langstreckenläufer, aber mit eingebautem Tempolimit.