Die DSW erreichen zunehmend Anfragen zu Investitionen in Kryptowerte wie beispielsweise Bitcoin oder aber auch Ethereum. Wir sprechen hier von einer noch recht jungen, stark schwankenden Anlageklasse – mit Chancen, aber auch mit erheblichen Risiken – bis hin zum Totalverlust und teils begrenztem rechtlichem Schutz.
Immer mehr Banken und Sparkassen bieten diese Anlageklasse ihren Kunden in der Breite an. Ein Grund mehr, sich Kryptowerte genauer anzuschauen. Dafür haben wir eine Checkliste entwickelt.
Diese DSW-Checkliste richtet sich an Privatanleger, die erstmals in Kryptowerte investieren möchten. Sie übersetzt zentrale regulatorische Anforderungen und behördliche Warnhinweise in praktische Prüfpunkte: die Zulassung und Regulierung des Anbieters, transparente Informationen (Whitepaper/ESG), IT Sicherheit und Möglichkeiten zur Selbstverwahrung, klare Regeln für Staking, die bewusste Wahl des Herkunftslandes der Lizenz des Anbieters, steuerliche Pflichten und Dokumentation, sowie ein realistischer Blick auf Kosten, Liquidität und Betrugsrisiken. Die Checkliste soll helfen, typische Fehler zu vermeiden und informierte Entscheidungen zu treffen.
1. Zulassung prüfen
Ist der Handelsplatz, auf dem ich meine Kryptowerte kaufen und verkaufen will, in der EU zugelassen und reguliert? Eine Übersicht zugelassener Anbieter findet sich im Register der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) unter dem Punkt „Information regarding notification requirements for Member States“: https://www.esma.europa.eu/esmas-activities/digital-finance-and-innovation/markets-crypto-assets-regulation-mica, dann „Crypto Asset Service Providers“).
2. Betrugs und Marktrisiko Check
Werden „garantierte Renditen“ in Aussicht gestellt, wird Druck über vorgebliche Knappheit/Exklusivität aufgebaut oder werden „sichere Tipps“ durch Influencer oder über WhatsApp verbreitet? Dann ist Vorsicht geboten! Sende keine Coins/Stablecoins an unbekannte Wallet-Adressen. Prüfe Anbieter sehr genau; Fake‑Plattformen zeigen oft vermeintliche Anfangsgewinne. Im Zweifel die Transaktion abbrechen und keine weitere Zahlung leisten. Vor der ersten größeren Summe: Eine kleine Testauszahlung auf das eigene Wallet bzw. auf das eigene Bankkonto durchführen; bei Verzögerungen, Nachforderungen oder Blockaden abbrechen.
3. Whitepaper vorhanden und notifiziert
Stellt der Handelsplatz das regulatorisch vorgeschriebene Whitepaper leicht auffindbar mit klaren Angaben zu Rechten, Technologie, Risiken, ESG-Daten und Kosten zur Verfügung, damit ich mich als Kunde umfassend über den Kryptowert informieren kann? Findet sich das Whitepaper in der Liste der ESMA (siehe https://www.esma.europa.eu/esmas-activities/digital-finance-and-innovation/markets-crypto-assets-regulation-mica, dann „White papers for crypto-assets other than ART and EMT“).
4. IT Sicherheit und Zertifizierungen
Weist der Anbieter robuste Sicherheits- und Kontrollrahmen nach (z. B. Informationssicherheits Zertifizierungen wie ISO 27001 oder SOC 2)?
5. Support-Kontakt
Gibt es leicht auffindbare Support Kanäle (Ticket, E Mail oder Chat) mit schnellen Antworten? Gibt es eine Status Seite für Störungen?
6. Selbstverwahrung möglich
Besteht die Möglichkeit, sich seine Kryptowerte an die eigene Wallet zu überweisen („auszuzahlen“)? Sind Gebühren, Limits sowie Bearbeitungszeiten dafür klar ausgewiesen?
7. Staking klar geregelt
Werden sogenannte „Staking-Rewards“ an die Kundinnen und Kunden weitergegeben bzw. gibt es entsprechende Optionen? (Staking heißt, Coins zeitweise zu „parken“, damit eine Blockchain damit arbeitet; dafür gibt es Belohnungen, aber sie sind nie garantiert und können an Fristen und Risiken hängen.) Meide unklare Versprechen.
8. Herkunftsland bewusst wählen
Mit welchen „Heimatländern“ für den Handelsplatz fühle ich mich wohl? Reicht mir bspw. eine Lizenz in Zypern, oder lege ich Wert auf eine Zulassung in Deutschland?
9. Steuerliche Pflichten und Dokumentation
Verstehe ich die steuerlichen Haltefristen? Beachte, dass auch Tauschvorgänge steuerpflichtig sein können, es keinen automatischen Steuerabzug gibt, und dokumentiere alle Transaktionen lückenlos.
10. Risiko- und Kostenkontrolle
Ist die Beimischung im Gesamtportfolio begrenzt, sind Volatilität, Liquidität, Spreads, Handels /Verwahrkosten sowie Ausfall- und Betrugsrisiken realistisch einkalkuliert? Hat der Coin/das Token ausreichendes Handelsvolumen und enge Spreads; funktionieren Auszahlungen auf das eigene Konto nachweislich und ohne versteckte Gebühren?
Ein Beitrag von Marc Tüngler
Er ist Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) und ist ein profunder Kenner des deutschen Aktienmarktes. Als Redner und Aktionärsvertreter auf vielen Hauptversammlungen weiß er um die Befindlichkeiten von Vorständen und Aktionären.
www.dsw-info.de
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